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Teil 2, 2. Kapitel

6. Treffen

1. Begrüßung und Eröffnung durch den Leiter mit Gebet und einem Lied.

2. Meditative Einführung

Evangeliumstext: Lk 9, 1–6 (Jesus sendet seine Apostel aus zur Verkündigung der Frohbotschaft vom angebrochenen Gottesreich und zur Heilung der Kranken).

Für den heutigen Abend der Sendungsfeier in den Dienst für die Leidenden lassen wir uns von dieser Stelle des Lukasevangeliums motivieren.

Wir vernehmen zunächst für uns, dass wir an der Sendung der Apostel, an der Sendung der Kirche zum Dienst an den Leidenden Anteil bekommen. Christus sendet seine Apostel, die Säulen der Kirche. Er sendet alle, auch uns. In Taufe und Fir-mung sind wir von Gott vorbereitet, das Reich Gottes zu verkünden und im Geiste Jesu den Leidenden zu dienen. Das erfüllt uns mit Stolz und Zuversicht. Wir dürfen wissen, Christus selbst steht hinter uns und unserem Dienst.

In unserem Einsatz für die Leidenden vertrauen wir ganz auf Gott. Das findet seinen Ausdruck in der Mahnung des Herrn, dass die Ausgesandten nichts mit auf den Weg nehmen sollen, auch kein Geld. Wir dürfen wie die Apostel voll Erwartung und Vertrauen auf gute Wirkungen unseres Einsatzes hoffen und in der Freude, die auf uns zurückfällt, immer wieder neu im Gebet, in der Aufopferung des Tages und im tätigem Einsatz zu dieser Berufung im Geist des hl. Kamillus stehen.

3. Kurzberichte der Teilnehmer, auch zur Frage: Was hat mir der Kurs bisher auch persönlich gebracht?

4. Hauptteil: Das religiöse Leben in der Kamillianischen Familie.

4.1 Die ganz persönliche Beziehung des Einzelnen zu seinem Gott ist Grundlage und zugleich Quellgrund für das gelebte Leben der Liebe zum Nächsten und eines sinnvollen Bejahens der eigenen Berufung zu einem christlichen Leben nach dem Beispiel des Herrn. Jesus selber, der gottbezogenste und im Einsatz für den Nächsten zugleich selbstloseste Mensch, ist in allen Belangen des je persönlichen Lebens in und aus Gott das Vorbild und der nachzugehende Weg, den auch der hl. Kamillus gegangen ist.

Das Leben aus Gott und mit Gott, kurz: das religiöse Leben des Menschen gehört daher zu den Grundpfeilern eines bewussten Einsatzes für den Nächsten, für die Welt, für das Reich Gottes. Maß ist dabei immer und in allem der lebendige Christus.

4.2 Am tiefsten vollziehen wir die Einheit mit Christus und mit den Schwestern und Brüdern in der Feier der hl. Eucharistie. In der hl. Messe sind wir alle gemeinsam an den einen Tisch geladen, wir erleben an uns immer wieder neu seine Liebe in der Hingabe seines Lebens, wir empfangen ihn, den Geopferten und doch Lebendigen, und vermögen im Alltag alles aus seiner uns stärkenden Kraft zu tun und den Weg der restlosen Hingabe und Liebe zu gehen. Nicht von außen gedrängt, sondern von innen durch Jesu Geist der Liebe geladen, feiern wir daher das heilige Opfer (mit), nicht nur an den Sonn- und Feiertagen, sondern, sooft es geht, auch an Wochentagen.

4.3 Christi Beispiel, vor allem aber seiner inneren Gesinnung begegnen wir ganz besonders in den Worten der Heiligen Schrift. Daher ist die betrachtende Lektüre des Gotteswortes ein fester Programmpunkt unseres religiösen Lebens. Das Wort des Herrn ist uns Leuchte im Alltag, ist uns Kraft im Kampf des Lebens und ist beständige Nahrung für unseren Geist. In schlichter, aber tiefer Gläubigkeit werden wir unsere Wegweisung auf den Straßen unseres Lebens in erster Linie aus der Frohbotschaft des Herrn holen, der uns darin sein Inneres auftut und uns Anteil gibt an seinem Reichtum.

4.4 Wie Christus, der immer wieder von menschlicher Not bedrängt wurde, sich Zeiten der Stille, der Zurückgezogenheit, der Anbetung und der Versenkung reserviert hat, werden wir in seiner Nachfolge das betrachtende, das innerliche, das Gebet der Lobpreisung und Danksagung pflegen und dabei gern die Gemeinschaft gleichgesinnter Schwestern und Brüder suchen. Gebetskreise, das Stundengebet allein oder im Kreis der Brüder und Schwestern gebetet, freies Beten in Gemeinschaft – oder Stillesein vor Gott und Beten allein in der stillen Kammer sind gewiss jeweils nötig und für sich berechtigt, sollen aber auch dem ganz persönlichen Bedürfnis und dem inneren Weg des Einzelnen entsprechen.

4.5 Im Monats- und Jahresablauf nehmen wir uns zur Einkehr, zur Auffrischung unserer Reserven und zur Neuausrichtung unseres Lebens entsprechend Zeit in Einkehrtagen, in Tagen der Meditation und der Exerzitien und sind davon überzeugt, dass wir die Stille vor Gott, das Hinhören auf seine Stimme ganz dringend brauchen. Dabei können uns die geistgewirkten Formen der Erneuerungsbewegungen unserer Tage (Cursillo, Charismatische Erneuerung, Bewegung für eine bessere Welt, Fokolare etc.) je nach persönlicher Veranlagung gute Hilfen sein und das uns ganz persönlich zugedachte Angebot Gottes, das wir gerne annehmen.

4.6 Unter den Heiligen ist uns besonders die Gottesmutter Maria, die Jesus uns zur Mutter geschenkt hat, teuer. Sie, die erste und vollkommenste Jüngerin ihres Sohnes, vermag uns von außen durch ihr Beispiel und von innen her durch das Vertrauen und die Verbundenheit mit ihr den rechten – unseren rechten – Weg weisen. Wir werden uns immer wieder gern in das Geheimnis ihrer Gestalt und Sendung vertiefen, werden ihre Haltung vor Gott nachvollziehen, werden ihre Feste feiern und ihr unsere und unserer Mitmenschen Anliegen, besonders der Kranken, anvertrauen. Die Marienverehrung ist selbstverständlicher Bestandteil der Spiritualität der Kamillianischen Familien.

4.7 Wer im Geist des hl. Kamillus sein Christsein im Blick auf die Not der Menschen leben möchte, wird gerade diesen Heiligen in sein Denken und Beten, in seinen gesamten Lebensvollzug hineinnehmen und dabei das zeitlose und auch heute Gültige dieses Heiligenleben, die Liebe zu den Kranken, den Ernst und die radikale Kompromisslosigkeit im sozialen Einsatz, die gediegene Frömmigkeit und die Treue bis zum Ende auf seine Weise zu realisieren versuchen. Er wird Kamillus für die Kranken und auch für sich um seine Hilfe und Fürsprache bei Gott bitten und seinen Weg des christlichen Dienens besonders denen nahebringen, die sozial engagiert sind, und den Schwestern und Ärzten.

4.8 In beständiger Bereitschaft zu Selbstkritik, zur Korrektur unseres bisherigen Weges, zum Umdenken und zur neuen Ausrichtung auf den Willen Gottes messen wir unser jeweiliges äußeres und inneres Verhalten am Beispiel des Herrn, dem Maßstab für unser Richtigsein vor Gott. Die tägliche Gewissenserforschung, die Beichte in regelmäßigen Abständen, ja selbst das schwere gelegentliche Wort gegenseitigen Aufrichtens und Anspornens zum Guten nehmen wir gern und willig an als das österliche Geschenk des Auferstandenen, der uns den Frieden und die Versöhnung immer wieder zu schenken bereit ist, nicht jedoch ohne unsere innere Umkehr und Buße.

4.9 Eine besondere Wertschätzung bringen wir dem geistlichen Gespräch entgegen, das wir in regelmäßigen Abständen oder auch, immer offen für den Geist Gottes, spontan im kleineren oder größeren Kreis, bei Tagungen und Zusammenkünften oder auch im Anschluss an Gebetstreffen pflegen wollen.

Es bereichert nicht nur unser Wissen, sondern schenkt auch Klarheit und Mut. Im Glauben an die vielfachen Gaben, die Gott ganz offenkundig seiner Kirche in unseren Tagen wiedergeschenkt hat, dürfen wir aus den geistlichen Gesprächen und dem Zusammensein im Namen Jesu gerade Licht und Weisung für uns selbst und viel Freude entgegennehmen. Gerade in der Bereitschaft und Fähigkeit zu geistlichen Gesprächen, im Hinhören und Antworten, wollen wir uns als Menschen des Geistes (Gottes) erweisen und als solche einander Stütze sein inmitten einer geistlosen und oft geisttötenden Umwelt.

4.10 In unserem asketischen Verhalten vermeiden wir alles Extravagante. Wir suchen nicht eigens besondere Härten und Erschwernisse, die wir uns selbst auferlegen, sondern sehen im vollen Einsatz unserer Kräfte an jenem Platz, an den uns Gott gestellt hat, das uns auferlegte, aber auch gerne geleistete Maß an Entäußerung und Verzicht.

In allen Äußerungen unseres religiösen Lebens, was Natürlichkeit, Echtheit und Tiefe anbelangt, nehmen wir Maß an der Person des Herrn Jesus Christus, der gerade durch die Art, wie er ganz dem Vater hingegeben war, vor den Menschen Zeugnis ablegte und die Menschen einlud, so „religiös“ zu sein, wie er es war.

5. Die Wahl des Leiters bzw. der Leiterin und der drei bis vier Assistenten für diese Kamillianische Familie. Sie alle werden mit relativer Mehrheit für drei Jahre gewählt.

6. Feier der hl. Messe im selben Raum oder in der nah gelegenen Pfarrkirche. In der Messe nach der hl. Kommunion: gemeinsames Gebet der Bereitschaft für den Dienst an den Leidenden. Segnung und Überreichung der Kreuze durch den Priester:

Berufung, deine Liebe zu den Kranken und
Leidenden nach dem Beispiel des hl. Kamillus
weitertragen zu dürfen.

Wir danken dir, dass du uns den Weg in
die Kamillianische Familie geführt hast.
Sei du unsere Mitte in Freud und Leid.

Lass uns immer mehr zu einer Familie
nach deinem Geist werden.
Mache uns offen füreinander und
für die Not anderer Menschen an unserer Seite.
Und gib uns Kraft und Mut zu helfen.

Gottesmutter Maria, sei unsere Führerin.
Heiliger Kamillus, bleibe du unser Schutzpatron
und unser Vorbild im Dienst aneinander und
an den leidenden Brüdern und Schwestern, die uns brauchen.
Herr, segne unsere Kamillianische Familie und die große
kamillianische Gemeinschaft überall in der ganzen Welt.
Amen.

7. Abschlussfeier: An diesem Abschluss-Abend sind auch die Mitglieder aus anderen Kamillianischen Familien herzlich willkommen.

Ende des Kurses.
Siehe nun jedoch noch die Schlußbemerkungen.

© Kamillianer 2013 - [Stand: 18.10.2013]      5. Treffen    Inhaltsverzeichnis   zurück      nach oben      Arbeitsgebiete