Die Gründung der Kamillianischen Familien in Osteuropa erfolgte von Österreich aus. P. Anton Gots hielt im ehemaligen Kamillianerkloster Losensteinleiten in den Jahren 1993 und 1994 dreitägige Einführungskurse über die Spiritualität, die Arbeitsweise und das Arbeitsgebiet der Kamillianischen Familien, an denen rund 200 Personen aus Ungarn und Rumänien teilnahmen. Ab Mitte 1994 hielt er auch in Ungarn und Rumänien selbst zahlreiche Kurse mit dem gleichen Inhalt. Diese Teilnehmer gründeten nach den in den Kursen erhaltenen Anweisungen Kamillianische Familien in ihren Heimatländern und arbeiteten mit Begeisterung im Geist des hl. Kamillus. In kurzer Zeit stieg ihre Mitgliederzahl bis über dreihundert.
Die Arbeit in diesen Ländern geschieht nach einer straffen Strukturierung und Organisation. Das heißt, jede Familie" hat eine eigene Führung, ein eigenes Arbeitsprogramm mit regelmäßigen Zusammenkünften, mit Berichten über die geleistete Arbeit, ein geistliches Programm aus Gebet, Bibelmeditation, geistlichen Übungen etc.
Die Einführung in die Kamillianische Familie erfolgt nach einem von P. Gots ausgearbeiteten Plan in einem sechsteiligen praktischen Kurs. In einer öffentlichen Sendungsfeier innerhalb der hl. Messe versprechen die Mitglieder vor der ganzen Pfarrgemeinde, den Kranken im Geist des hl. Kamillus zu dienen. Sie empfangen das kleine rote Kreuz des Ordens, das sie auf ihrem Kleid mit Stolz tragen und werden offiziell in ihre Arbeit gesendet. Sie verstehen sich als verlängerter Arm des Ortspfarrers und tragen dessen Sorge um die Kranken und Leidenden mit. Sie erfreuen sich in ihren Gemeinden, aber auch bei kirchlichen und weltlichen Instanzen großer Beliebtheit.
Die konkreten Arbeiten sind in diesen Ländern sehr stark geprägt von der extremen geistigen und materiellen Not, die die Menschen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus durchleiden müssen. Wie überall ist die Sorge um die Kranken, Behinderten, Alten in den Spitälern und Institutionen ein Hauptgebiet der Kamillianischen Familien. Auch in den Privathäusern gehen sie den Notleidenden nach. Und sehr bald wurde klar, daß auch materiell geholfen werden muß: mit Kleidern, Schuhen, Medikamenten, Haushaltsartikeln, Möbeln, Pflegebehelfen, Lebensmitteln. Hilfsgüter aus Österreich im Ausmaß von bisher rund 800 Tonnen, die durch das Kamillianerkloster Nyíregyháza / Ungarn vermittelt werden, werden zum großen Teil von den Mitgliedern der Kamillianischen Familien in den osteuropäischen Ländern verteilt.
Auf diese Weise hat die kamillianische Spiritualität eine sehr starke gesellschaftliche und politische Breitenwirkung, sodaß man in diesen Ländern von der Kamillianischen Bewegung" spricht, die ein Gütezeichen für den gesamtmenschlichen Dienst an den Kranken und Leidenden im Geiste Christi darstellt.
Die Kamillianischen Familien sind zu einem wesentlichen Bestandteil der kirchlichen Sozialarbeit in diesen Ländern, besonders in Ungarn, geworden. Sie sind von den Bischöfen kirchlich anerkannte Gemeinschaften. Die Kamillianischen Familien in Ungarn sind auch ein staatlich anerkannter Verein und erhalten für ihre sozialen Aktivitiäten staatliche finanzielle Unterstützung.
Entstehung der ersten Familien im Land: 1993. Heutiger Stand: 44 Kamilianische Familien mit 714 Mitgliedern in 29 Städten und Ortschaften. Eigenes Statut. Staatlich anerkannter Verein.
Vorsitzender: Kanonikus Dr. Varjú Imre, Pfarrer in Budapest.
Stellvertretender Vorsitzender: Szabó Gábor, Laie.
Präsidium aus elf Personen und drei Mitgliedern der Kontrollkommission.
Sitz der Gemeinschaft der Kamillianischen Familien: H-1181 Budapest, Batthyány u. 87/b. Tel. und Fax: 0036-17290-3036.
Entstehung der ersten Familien: 1993. Heutiger Stand: 15 Familien mit 220 Mitgliedern an sieben verschiedenen Orten. Eigene Statuten.
Vorsitzender: Kádár István (Stefan), Pfarrer in Cluj-Napoca, Cal. Manastur 12, Romania.
Stellvertretender Vorsitzender: Dr. Maria Hajnalka Bakó, Laie.
Präsidium aus sieben Personen.
Tel. und Fax: 0040-64-426250
Entstehung der ersten Kamillianischen Familien: 1995. Eigene Statuten. Heutiger Stand: acht Familien mit 99 Mitgliedern an neun verschiedenen Orten. Derzeit sind zwei neue Familien im Entstehen.
Vorsitzender: Utasi Jenõ, Pfarrer in Tóthfalu.
Stellvertretende Vorsitzende: Savelin Zoltán, Pfarrer in Martonos. Losonc Adele, Laie.
Präsidium aus sechs Personen und drei Mitgliedern der Kontrollkommission.
Sitz der Gemeinschaft: YU-24427 Totovo Selo (Tóthfalu), Zlatiborska 4, Jugoslawien, Tel: 00-381-24883036.
Entstehung der ersten Kamillianischen Familie: 1994. Der eigentliche Beginn erfolgte erst im Jahre 2000. Derzeitiger Stand: zwölf Familien mit 145 Mitgliedern an sieben Orten.
Vorsitzende: Dr. med. Bujdosó Elisabeth, vom Bischof mit der Leitung beauftragt.
Statuten und Präsidium werden derzeit vorbereitet.
Sitz der Präsidentin: Dr. Bujdosó Erzsébet, Ungvár Járás, UA-89420 Botfalva, Petöfi u. 32. Ukrajna. Tel.: 00380-31-2277526
Derzeit sind ersten Kontakte zur Gründung von Kamillianischen Familien in der ungarisch-sprachigen Slowakei in Gang. Wir hoffen fest, daß noch in diesem Jahr 2001 erste Kamillianische Familien auch in der Slowakei entstehen werden.
1. Derzeit sind in den vier genannten osteuropäischen Ländern insgesamt 79 Einzelfamilien tätig. Die Gesamtzahl ihrer Mitglieder beträgt 1.159 Personen. Sie arbeiten in 13 Diözesen.
Sie fühlen sich dem Kamillianerorden und seinem Charisma sehr verbunden und nennen sich stolz Kamillianer". Sie sind auch in diesen Ländern, ähnlich wie das in Ungarn war, Wegbereiter der Ordensmitglieder. Sie machen sich bewußt die Förderung des Ordensnachwuchses für den Kamillianer-Männerorden und für die Kamillianischen Frauenordensgemeinschaften zur Aufgabe.
2. Die Statuten der Kamillianischen Familien in den Ostländern sind in Einklang gebracht mit dem Generalstatut des Ordens für die Kamillianischen Familien, die von der Generalkonsult zur Erprobung gutgeheißen wurden. Historisch gesehen verhält es sich so, daß die genannten Generalstatuten zum guten Teil auf Grund der Grundsätze und der Erfahrungswerte aus den Kamillianischen Familien in Österreich und in den osteuropäischen Ländern erarbeitet wurden.
3. Erwähnenswert ist, daß in Ungarn zwei und in Rumänien eine Kamillianische Familie arbeiten, die nur aus Kindern bzw. Jugendlichen bestehen. Die Mitglieder sind gleichfalls begeistert im Rahmen ihrer Möglichkeiten für Kranke und Leidende tätig.
4. Das Leben der Kamillianischen Familien braucht auch in den osteuropäischen Ländern eine starke geistliche Führung und Stützung durch Priester. Die beiden in Ungarn tätigen Kamillianerpatres tun ihr Bestes. Sie werden unterstützt von zahlreichen Weltpriestern, die in den Geist des hl. Kamillus und seines Charismas hineingewachsen sind. In den 13 Diözesen, in denen die Kamillianischen Familien tätig sind, sind das rund hundert Priester.
Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, daß das Zustandekommen und vor allem das sinnvolle Weiterbestehen der Kamillianischen Familien damit fällt und steht, ob und wie dieselben von den Ortspriestern begleitet werden. Aus mangelnder geistlicher Führung und Begleitung sind leider nicht wenige vorbildlich tätig gewesene Familien in Ungarn wieder ausgestorben.
Wir danken Gott, der Gottesmutter Maria und unserem hl. Vater Kamillus für den Aufbruch in den osteuropäischen Ländern und für die zahlreichen begeisterten Schwestern und Brüder aus dem Laienstand, die unter dem Zeichen des roten Kreuzes des hl. Kamillus hier den Kranken dienen.
© Kamillianer 2004 - [Stand: 31.08.211] zurück