Der heilige Kamillus hat das Drehbuch geschrieben ... |
Fritz Nussbaumer (1935-2008) |
Es begann im September 1989. Meine Frau Traude hatte sich einem Gebetskreis der Charismatischen Bewegung angeschlossen. Ich war dazu nicht bereit. Bei einer Gebetsrunde erfuhr sie von einem Seminar in Oberwart, bei dem es um die Betreuung von alten und kranken Menschen ging. Meine Schwiegermutter war zu dieser Zeit stark pflegebedürftig. Deshalb wollte meine Frau unbedingt dieses Seminar besuchen und ich sollte sie hinfahren. Glücklich darüber war ich nicht. Aber da ich schon dort war, habe ich mir die Vorträge angehört. Auch ein Ordensmann mit einem riesigen roten Kreuz auf der Soutane, P. Dr. Anton Gots, hielt einen Vortrag. Mir sagte er nicht besonders zu, aber meine Frau und unsere Bekannten waren begeistert und wollten ihn auch nach Ternitz einladen.
Juli 1990: Österreich-Treffen der Charismatischen Gemeinde-Erneuerung in der Linzer Sporthalle. Beim Mittagessen sahen wir jenen Pater mit dem großen roten Kreuz auf der Soutane wieder, den wir von Oberwart her kannten. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und baten ihn, in unserer Gemeinde ein Glaubensseminar zu halten. Im April 1991 war es soweit. Das Glaubensseminar war ein voller Erfolg. In seinem Abschlussreferat erwähnte P. Gots, dass er bereit sei, auch in unserer Gemeinde eine Kamillianische Familie zu gründen. „Man versteht darunter eine Gruppe von Menschen, die im Geist Christi nach dem Beispiel des hl. Kamillus helfen wollen.“ Meine erste Reaktion war, dass das nichts für mich sei. Wo ich doch um jeden Rollstuhlfahrer einen Bogen machte, um ja nicht mit ihm in Kontakt zu kommen! Um mein Gesicht nicht zu verlieren, habe ich aber an der sechsmonatigen Einschulung teilgenommen. Nun ging es mir wie Jona, der, anstatt in Ninive seinen Auftrag zu erfüllen, nach Spanien abhauen wollte: Seit Mai 1992 leite ich die Kamillianische Familie in Ternitz.
P. Dr. Gots ist 1995 nach Ostungarn gegangen. Am 1. Juni 1996 war die Segnung des Kamillianerklosters Nyíregyháza. Wir waren dabei, und ich war derart ergriffen, dass ich mir wünschte, noch einmal nach Nyíregyháza zu kommen. Durch Zufall (Zufall meint hier das Wirken des Heiligen Geistes sozusagen unter einem Pseudonym) erhielten wir im November 1996 eine Spende von 50 Steppdecken und über 90 Polstern, die wir zu P. Gots brachten. Somit ist mein Wunsch schon nach wenigen Monaten in Erfüllung gegangen. Bei dieser einen Fahrt ist es nicht geblieben. Im Dezember 2005 durfte ich meine hundertste Hilfslieferung überbringen! Diese Transporte kamen freilich nur zustande, weil zwei Personen, nämlich meine Frau und eine hilfsbereite Bekannte, die bunt gemischten Spenden händisch sortierten und transportgerecht verpackten.
Rückblickend kann ich nur sagen: Es ist schön, in einer Szene Laie sein zu dürfen, in der der heilige Kamillus das Drehbuch geschrieben hat und der Heilige Geist die Regie führt.
Fritz Nussbaumer
© Kamillianer 2009 - [Stand: 31.08.2011] zurück