Teil 2, 2. Kapitel
2.2 Aufbaukurs – Modell A
1. Treffen
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Begrüßung der Teilnehmer durch den Gemeindeseelsorger
oder einen Vertreter.
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Eröffnung des ersten Treffens durch den Leiter mit Gebet
und einem Lied.
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Die einzelnen Teilnehmer stellen sich kurz vor.
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Spirituelle Einstimmung
: Bibelstelle: Lk 0,25–37 (Der
Barmherzige Samariter).
Jeder gemeinsame Abend der Kamillianischen Familie beginnt mit diesem Punkt der spirituellen Einstimmung. Dabei wird jeweils eine Begebenheit aus dem Leben Jesu zum Ausgangspunkt gemacht, an der wir für das persönliche geistliche Leben wie auch für die apostolische Arbeit an den Kranken und Leidenden Anregungen und Richtlinien ablesen können. Durch diese spirituelle Einstimmung werden wir beständig in unserer christlichen Einstellung zu unserem Dienst bestärkt und können sie vertiefen.
Am heutigen ersten Abend der Kamillianischen Familie stellen wir bewusst das Gleichnis Jesu vom Barmherzigen Samariter an den Anfang.
Zwei Vorbemerkungen sind im Zusammenhang mit diesem Gleichnis wichtig:
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Dieses Gleichnis kann als Selbstporträt Jesu angesehen werden. Das heißt: Der Samariter ist Jesus selber. Er geht von Jerusalem, von der Herrlichkeit beim himmlischen Vater herunter zu den Menschen, um sie in ihrer Angeschlagenheit, Krankheit und Todesverfallenheit aufzurichten und zu versorgen mit der Gnade und Hilfe Gottes und sie so vom Tode zu retten.
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Darüber hinaus kann man Jesu Vorstellung und Willen vom Dienst der Christen an ihren leidenden Mitmenschen sehr konkret ablesen. Er zeigt in diesem Gleichnis, wie er kranke und leidende Menschen behandelt und versorgt wissen will.
Einzelne Gesichtspunkte aus diesem Gleichnis:
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Der Dienst an Gott vollzieht sich nicht nur im kultischen Bereich, im Tempel von Jerusalem, von dem die beiden Vertreter des Alten Testaments, der Priester und der Levit, kommen. Gottesdienst ist gleichermaßen auch Dienst am Mitmenschen, besonders am leidenden und hilfsbedürftigen. Nicht am Leidenden vorübergehen, nicht wegschauen, sondern herantreten und konkret helfen lautet die Parole des Herrn aus diesem Gleichnis.
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Die konkrete Hilfe am leidenden Mitmenschen besteht in einem sehr genauen Zusehen und Wahrnehmen der Not, in konkreten Hilfsmaßnahmen, wie sie der Augenblick und die Umstände erfordern, und vor allem auch in einer persönlichen, Anteil nehmenden Fürsorge für den Leidenden.
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Der versorgte angeschlagene Mensch wird nicht am Straßenrand zurückgelassen, sondern von seinem Helfer in die Herberge gebracht. Er sorgt dafür, dass andere sich des Leidenden annehmen.
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In der Herberge wird mit guter Begründung die Kirche gesehen, der Jesus die Kranken und Leidenden anvertraut hat, damit sie ihnen die Hilfe gibt, die sie brauchen.
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Der Samariter gibt den Auftrag, alles für den genesenden Menschen zu unternehmen und keine Kosten zu scheuen. Er verbürgt sich für die Bezahlung aller Auslagen bei seiner Rückkehr. (Christus, der göttliche Arzt, wird wiederkommen und das Gute, das Christen an den Kranken getan haben, göttlich belohnen.)
5. Berichte der einzelnen Teilnehmer über Aktivitäten und
Erlebnisse in der zurückliegenden Zeit.
Nach der meditativen Einführung folgt der Gedankenaustausch der Mitglieder der Kamillianischen Familie. Sie berichten davon, wie sie im vergangenem Monat entsprechend der konkret geplanten Aufgabe für Kranke und Leidende gewirkt haben, was ihnen begegnet ist, wie vielleicht auch durch die Gemeinschaft insgesamt weitergeholfen werden könnte. Je nach der Größe der Gruppe kann die Berichterstattung einzeln, vor dem Plenum oder in Kleingruppen
erfolgen:
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Wie habe ich bisher Leid am eigenen Leib, im eigenen Leben,
erfahren und wie bin ich damit fertig geworden?
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Welche Leidenden habe ich bisher erlebt und wie bin ich mit
ihrem Leid fertig geworden?
6. Hauptteil des Abends
An dieser Stelle wird jeden Abend (auch in der späteren Arbeit der Kamillianischen Familie nach dem Einführungskurs) ein vertiefender Gedanke in Form eines Kurzvortrages oder eines vorliegenden Textes gegeben, eventuell auch mit Hilfe von Dias oder eines Kurzfilms. Heute wird nur ganz kurz die Idee der Kamillianischen Familie vorgestellt. Die Gruppe ist eingeladen, auch mehr und mehr als Familie zusammenzufinden: nicht nur an den Abenden der Zusammenkunft, sondern auch während des dazwischen liegenden Monats sollen sie „Gemeinschaft leben“. Bereits länger bestehende Kamillianische Familien haben oft schon ganz großartige und nachahmenswerte konkrete Formen dieser Familiarität entwickelt.
7. Aufgabenverteilung
Im Ausblick auf den kommenden Monat wird jetzt konkret überlegt, was besonders getan werden kann und soll – immer im Hinblick auf die Leidenden und Kranken in unserer Umgebung.
Dies in dreifacher Hinsicht:
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religiös: Am heutigen ersten Abend wird das Anliegen der Gebetsverbundenheit in der Kamillianischen Gruppe geschildert. Es wird darüber informiert, dass die große kamillianische Gemeinschaft in aller Welt in einer Gebetskette verbunden ist. Wir denken beim mittäglichen Angelus-Läuten und beim Beten des „Engel des Herrn“ aneinander.
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spirituell: Wir wollen uns in die Lebensgeschichte des hl. Kamillus vertiefen. Dazu wird jedem Teilnehmer eine kleine Biographie des hl. Kamillus ausgehändigt.
Darüber hinaus vertiefen wir uns in die Begegnungen Jesu mit den Kranken und Leidenden, wie sie der Evangelist Matthäus darstellt. Auf einem Zettel, den der Leiter verteilt, sind alle Begegnungen Jesu, wie sie Matthäus schildert, hintereinander dargestellt.
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sozial: Jeden Monat stellen wir uns auch einer praktischen Arbeit für Kranke und Leidende in unserem Umfeld. Am heutigen Abend wollen wir Folgendes festlegen: Wir bemühen uns, herauszufinden, wer in unserer nächsten Umgebung – und in welcher Weise – krank, behindert oder leidend ist. Wir halten ihre Namen in unserem Notizheft fest. Darüber hinaus nehmen wir zu einigen von ihnen bewusst und gezielt Kontakt auf. Der Krankenbesuch ist als solcher schon ein gutes Werk, ein Werk der Barmherzigkeit. Wir notieren in unserem Heft, wen wir besucht haben, was wir festgestellt und erlebt haben, wie unsere Begegnung verlaufen ist, was uns an Sorgen anvertraut wurde, damit wir in der Gruppe dafür beten können.
8. Allfälliges
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Erstellung der Teilnehmerliste mit voller Anschrift und Telefonnummer.
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Festlegung der Evangeliumsstelle zur Einführungsmeditation beim nächsten Treffen: Mk 2, 1–12.
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Information über die Protokoll-Erstellung durch den Leiter und die baldige Zusendung des Protokolls an jeden Teilnehmer, mit angeschlossener Teilnehmerliste.
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Verteilung von Schriften über den hl. Kamillus und einiger Gebetstexte.
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Anlegen eines Notizheftes zur Eintragung der Arbeitsaufgaben und Arbeitserledigungen im Einsatz an den Kranken und Leidenden laut Programm des Einführungskurses. Am besten ist es, der Leiter bringt selbst eine angemessene Anzahl leerer Hefte mit und verteilt sie.
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Information über den letzten Punkt jedes Treffens, das gemütliche Beisammensein bei Drinks und Gebäck. Beginn damit beim nächsten Treffen.
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Abschluss mit Gebet für die Kranken und Leidenden und mit dem Segen.