2.1 Wie baut man eine Kamillianische Familie auf?
2.1.1 Erste Schritte vor Kursbeginn
Die Idee, eine Kamillianische Familie zur Hilfe für Kranke und Leidende in einer Gemeinde zu gründen, hat viele konkrete Möglichkeiten und Formen der Verwirklichung. Der Wunsch nach einer Kamillianischen Familie kann von einem Pfarrmitglied oder einem Seelsorger ausgehen, die vielleicht beide vom segensreichen Wirken solcher Familien in einer anderen Gemeinde gehört haben. Oder ein Kamillianer, eine Kamillianische Schwester, ein Mitglied einer Kamillianischen Familie bringt die Idee und den ersten Impuls in eine Pfarrei oder direkt an einen Seelsorger heran. Oder ein Pfarrmitglied hat einen Einführungskurs zum Aufbau einer Kamillianischen Familie abgeschlossen und sucht und findet interessierte Personen, die für die Idee begeistert sind und mit anderen Menschen zusammen einen Einführungskurs nach dem vorliegenden Konzept absolvieren.
Nicht selten hält für die ganze Pfarrgemeinde oder für einen interessierten Kreis ein Kamillianer (bzw. ein Mitglied einer Kamillianischen Familie) einen Vortrag im Katholischen Bildungswerk oder eine Predigt im Gottesdienst über die allgemeine Thematik: „Die Kranken und Leidenden in unseren Gemeinden – Gabe und Aufgabe an uns.“ Am Ende dieses Vortrages bzw. der Predigt wird der Plan zur Gründung einer Kamillianischen Familie in dieser Gemeinde zur Sprache gebracht. Kurz werden Ziel und Zweck, Arbeitsweise und Struktur dieser Gruppe und der technische Ablauf des Einführungskurses geschildert. Interessierte Personen werden zu einem ersten Treffen eingeladen. Meist kommen dann zwischen 20 und 25 Personen, mit denen der Kurs begonnen werden kann. Diese Personen können sein: Männer und Frauen, Verheiratete und Ledige, Gesunde, Behinderte, Kranke, junge und alte Menschen.
2.1.2 Zum Ablauf des Kurses
Der Einführungskurs zum Aufbau einer Kamillianischen Familie besteht aus fünf bzw. sechs Einheiten. Er vermittelt den Teilnehmern ein Grundwissen über das Leben, die Spiritualität und die spezifische Sendung des hl. Kamillus im konkreten Dienst an den Kranken und Leidenden. Anhand des praktischen Verhaltens Jesu und aus seiner Botschaft legt er die Grundlagen des christlichen Dienstes an den Kranken und Leidenden frei. Er besteht gleichzeitig aus praktischer Hilfe bei den verschiedenen Formen des Leidens und der Leidbewältigung. Der Einführungskurs verbindet die Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben, mit einer weiterführenden Vertiefung im Glauben, mit der Reflexion über die eigene Person und mit sozialen Aktivitäten.
Über jedes der fünf bis sechs Treffen fasst der Leiter des Einführungskurses ein Protokoll ab, das jedem Teilnehmer zugesandt wird und das in der praktischen Arbeit von Treffen zu Treffen gewissenhaft ausgewertet wird.
Die Teilnehmer führen ein Heft, in dem ihre Aktivitäten stichwortartig notiert, die Anliegen und weiterführenden Einsichten festgehalten und die Berichte darüber bei den weiteren Treffen wiedergegeben werden.
Die wenige erforderliche Literatur wird vom Leiter zur Verfügung gestellt. Die Bibel sollte dabei stets zur Hand sein. Als Zeitpunkt der Zusammenkünfte eignen sich am besten die Abendstunden ab 19:30 Uhr. Ein Treffen dauert erfahrungsgemäß ca. drei Stunden.
Die einzelnen Zusammenkünfte haben folgendes Programm:
Die Durchführung des Kurses kann auf sechs Monate oder auf sechs Wochen, je eine Einheit pro Monat oder Woche, anberaumt werden. Ein Kurs kann auch nur innerhalb von drei Tagen durchgeführt werden. Da in diesem Fall die Möglichkeit entfällt, über konkret geleistete Arbeit zu berichten, werden hier zwei Modelle vorgelegt, deren Inhalt gleich, die im Durchführungsmodus jedoch ein wenig verschieden sind. In beiden Fällen ist es jedem Informierten möglich, anhand der Texte den Kurs auch selbst zu leiten.
Am Ende des Kurses wählen die Teilnehmer bzw. Teilnehmerinnen einen Leiter oder eine Leiterin und drei oder vier Assistenten, die die neue Gruppe im Sinne und nach der Art des Einführungskurses leiten und im Geist des hl. Kamillus den Kranken dienen. Die neu entstandene Kamillianische Familie ist gleichzeitig Mitglied der übergeordneten Gemeinschaft der Kamillianischen Familien, die im Sinne eines Dachverbandes tätig ist. (Das Statut dieser Gemeinschaft siehe im dritten Teil.)
Der Kurs ist hinsichtlich des Inhalts und der Struktur offen für eine unterschiedliche Gestaltung, je nach „Land und Leuten“ und vorgegebener Situation.
© Kamillianer 2013 - [Stand: 16.10.2013] Kapitel Inhaltsverzeichnis zurück [221] 1.Treffen