Kamilluskreuz Die Kamillianische Familie

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11. Kapitel

Maria, Heil der Kranken – ein wunderbares Bild

Eine ausgesprochen kamillianische Spiritualität

Die Verehrung der „Madonna von der Gesundheit“ oder von „Maria, Heil der Kranken“ passt sehr gut mit der Ordensaufgabe und der besonderen Spiritualität des Ordens zusammen. Maria ist gleichsam das Urbild, unter dem alle Mühen der Kamillianer in der Welt des Leidens geschehen. War sie doch selbst eine Mutter, die Schmerz und Leid im Leben ihres Sohnes erfahren hat und deshalb auch den Schmerz anderer Menschen verstehen konnte.

P. Simonio, der Rektor der Maddalena-Kirche und im Sterbendenbeistand ein vorbildlicher Kamillianer, hatte mit großem Eifer die Verehrung der auf dem Bild in der Kirche der hl. Maria Magdalena in Rom dargestellten Madonna mit der Anrufung „Heilige Maria der Gesundheit“ gefördert. Er sandte Kopien des Bildes an andere Kirchen des Ordens und verbreitete so ihre Verehrung. Zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten wurden die Madonna und das Jesuskind mit einer Krone aus reinem Gold gekrönt – ein Zeichen der Dankbarkeit für unzählige auf ihre Fürsprache empfangene Gnaden, insbesondere von Seiten der Kranken und Leidenden. Ihr zu Ehren entstanden mehrere Initiativen zu Gunsten von armen und kranken Menschen. Hier ist besonders die „Bruderschaft von Maria, Heil der Kranken, dem hl. Josef und dem hl. Kamillus“ zu nennen. Das Bild „Heilige Maria von der Gesundheit“ oder „Maria, Heil der Kranken“ wird weiterhin in vielen Kirchen und Häusern des Ordens verehrt. Ihr Festtag ist der 16. November.

Auch auf diesem Gebiet ist Kamillus Vorbild und Initiator. Sein ganzes Leben war durch die Nähe zur Gottesmutter gekennzeichnet und seine Spiritualität hatte eine stark marianische Ausrichtung. Das wundert nicht, denn niemand begleitete die verschiedenen Begebenheiten im Leben Jesu aus solcher Nähe wie Maria. „Der Christozentrismus in der Spiritualität des hl. Kamillus – so schreibt P. Felice Ruffini – hat auch weibliche und marianische Dimensionen. Sein Leben als gläubiger Christ und als Ordensgründer wie auch die Themen seiner charismatischen Erfahrung sind stark mit Maria verbunden. Die Großtaten Gottes in Maria stellen eine Heilstat Christi dar und sind Zeichen der neuen geretteten und geheilten Menschheit und außerdem ein Beispiel einer Solidarität, die bis an die Grenzen geht. Zu Füssen des Kreuzes, aber auch, als sie das Wort des Lebens empfängt und dann dieses bei seiner Sendung begleitet, ist Maria für Kamillus die Frau der Offenheit, der Reinheit und der Solidarität“ („La Spiritualità Camilliana“, Edizioni Camilliane, S. 139).

Den ausgesprochen marianischen Charakter der Spiritualität des Kamillus findet man in seinem praktischen Handeln, in seinem Lebensstil, in seinem Dienst an den Kranken. „Die Art seiner Gesundheitspastoral – setzt P. Ruffini fort – ist marianisch, weil Kamillus sich in seinem Apostolat und in seiner Katechese für die Kranken, für seine eigenen Mitbrüder und Beichtkinder ständig auf die Mutter Jesu und ihre Schmerzen bezieht.“ Er fühlte und sprach es auch immer wieder aus, dass Maria, die schmerzensreiche Mutter und das Heil der Kranken, an der Seite des Kranken stehe, wie sie auch auf dem Kalvarienberg zu Füssen des Kreuzes Christi stand, damit der Mensch durch die Verdienste des Blutes Christi, des Gekreuzigten, vollkommenes Heil erreichen kann.

Diese marianische Dimension des hl. Kamillus hat in all den Jahrhunderten das Leben und den Dienst des Ordens geprägt. Man hat Maria nicht nur als „Heil der Kranken“ angerufen, sondern sie auch „Trösterin der Betrübten“ genannt, anwesend mit ihrer Liebe in den Schmerzen derer, die leiden, um sie zu trösten und aufzurichten. Viele Kamillianer in der Geschichte des Ordens lebten aus einer tiefen Liebe zu Maria. Sie hatten in ihrer persönlichen Erfahrung eine kindliche Beziehung zu ihr und ihre Verehrung in der Krankenseelsorge verbreitet – von Maria, die im Geheimnis des Leidens und des Sterbens Stern der Hoffnung ist, Zeichen der Hoffnung in der irdischen Pilgerschaft des kranken und leidenden Menschen, liebevolle Mutter. Von der Aufopferung Jesu im Tempel bis hin zum Kalvarienberg teilte sie mit ihm die menschliche Erfahrung eines Leidens, das rettet und erlöst.

Das Grundgesetz des Ordens lädt in Artikel 68 den Diener der Kranken ein, in ihr das Vorbild für einen eifrigen und hochherzigen Dienst zu sehen: „Maria, die Mutter Jesu, die mit solcher Treue das göttliche Wort aufgenommen, an seinem Werk mitgewirkt und sich mit besonderem Eifer den Kranken zugewandt hat, ist für uns Vorbild im geistlichen Leben und im Dienen. Sie begleitet uns mit ihrer mütterlichen Güte. Unser Orden bringt ihr eine besondere Verehrung entgegen, feiert gebührend ihre Festtage und ehrt sie mit dem Rosenkranzgebet. Wir anerkennen und lieben Maria als Mutter und rufen sie als ‚Königin der Krankendiener’ an.“ Und in den Allgemeinen Verordnungen (Art. 32) steht die ausdrückliche Einladung: „Nach einer alten Tradition soll auch die Verehrung der Mutter des Erlösers mit dem Titel ‚Maria, Heil der Kranken’ gepflegt werden.“ Es handelt sich um wenige Worte, die aber von einer authentischen marianischen Theologie zeugen, wie sie uns auch im siebten Kapitel der Konzilskonstitution „Lumen gentium“ begegnet.

Maria und das Evangelium vom Leiden

In seinem Apostolischen Schreiben „Salvifici doloris“ verstand es Papst Johannes Paul II. wunderbar, diese besondere Gegenwart Mariens an der Seite Christi des Erlösers zu erklären: „Es ist vor allem tröstlich – und entspricht genau der geschichtlichen Wahrheit und der Darstellung der Evangelien –, sehen zu können, wie an der Seite Christi, in einer ganz innigen und betonten Nähe zu ihm, immer seine Mutter steht und in beispielhafter Weise mit ihrem ganzen Leben Zeugnis ablegt für dieses besondere Evangelium vom Leiden. In Maria kommen zahlreiche tiefe Leiden in einer solchen Dichte zusammen, dass sie nicht nur ihren unerschütterlichen Glauben zeigen, sondern ebenso einen Beitrag zur Erlösung aller darstellen“ (Nr. 25).

Der Papst erinnert dann an einige Augenblicke dieser „Dichte“: an ihre Sendung als Mutter, wie es ihr von Gott durch den Engel Gabriel verkündet wurde, die Ereignisse bei der Geburt Jesu, die Prophezeiung der Schmerzen durch Simeon, die Ängste bei der plötzlichen Flucht nach Ägypten bis hin zu den schwierigen Stunden im öffentlichen Wirken Jesu, die von Unverständnis und Ablehnung gekennzeichnet waren. Mit großem Einfühlungsvermögen wurden sie von ihr mitgetragen, vor allem am Kalvarienberg, wo das Leiden Mariens vereint mit dem Leiden Jesu seinen Höhepunkt fand. Schon vom rein menschlichen Standpunkt aus ist dieser Augenblick in seiner Bedeutung nur schwer vorstellbar, wurde dann aber auf geheimnisvolle und übernatürliche Weise ganz gewiss fruchtbar für das Heil der Welt. „Dieser Gang zum Kalvarienberg, ihr Ausharren zu Füßen des Kreuzes zusammen mit dem Lieblingsjünger waren eine völlig einzigartige Teilnahme am Erlösertod des Sohnes, so wie die Worte, die sie von seinen Lippen vernehmen konnte, gleichsam die feierliche Übergabe dieses besonderen Evangeliums waren, das sie der ganzen Gemeinschaft der Gläubigen verkündigen sollte“ (Nr. 25). Die christliche Gemeinde hat durch die Jahrhunderte hindurch diese besondere Präsenz Mariens im Leben der Kirche verstanden und das in verschiedenen Andachtsformen auch zum Ausdruck gebracht.

Das bereits zitierte 8. Kapitel von „Lumen gentium“ hebt das hervor: „In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zur seligen Heimat gelangen. Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Titel der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistands und der Mittlerin angerufen“ (Nr. 62). In den Prüfungen des Lebens, vor allem in den Tagen der Krankheit, haben die Christen in Maria immer jene „liebevolle Mutter“ gesehen, die ihnen helfen kann, wieder zum Sinn ihres Lebens zurückzufinden.

Zur Diskussion

Was bedeuten diese Gedanken für unsere Marienverehrung?

Aus der Heiligen Schrift

Drei Bilder aus den Evangelien: Die Dogmatische Konstitution „Lumen gentium“ erinnert daran, „dass die wahre Andacht weder in unfruchtbarem und vorübergehendem Gefühl noch in irgendwelcher Leichtgläubigkeit besteht, sondern aus dem wahren Glauben hervorgeht, durch den wir zur Anerkennung der Erhabenheit der Gottesmutter geführt und zur kindlichen Liebe zu unserer Mutter und zur Nachahmung ihrer Tugenden angetrieben werden“ (Nr. 67).

Die Liturgie zum Fest „Maria, Heil der Kranken“ stellt als Fundament der Marienverehrung drei Berichte aus den Evangelien vor – drei Bilder für ihre mütterliche Haltung und Aufmerksamkeit für Menschen in Not.

1. Die Begegnung von Maria und Elisabeth: „Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth“ (Lk 1,39–40).

Maria hatte es eilig, sich auf den Weg zu machen, um zum Haus Elisabeths zu gelangen, die in anderen Umständen war und Hilfe brauchte. In ihrem Schoß trägt sie das Geheimnis Gottes und macht sich mit Eifer auf, der Cousine zu helfen, und bringt zu ihr „die Quelle des Heils“: Christus den Erlöser. Es handelt sich um Zuspruch und Unterstützung, um eine wertvolle Begegnung, um großzügige Hilfe, noch bevor man darum gebeten oder gerufen wird.

2. Die Hochzeit zu Kana: „Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei ... Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! ... So tat Jesus sein erstes Zeichen in Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn“ (Joh 2, 1–11).

Maria bemerkt und sieht, was die anderen nicht wahrnehmen. Wieder einmal entdeckt sie aufmerksam eine Not und ist über die peinliche Situation der Hochzeitsgäste besorgt. Auf diese Weise gibt Maria ihrem Sohn Jesus eine erste Gelegenheit, etwas zu tun, um die Verlegenheit der Brautleute zu überwinden. Sie ist die „Brücke“, die „Mittlerin“ für eine heile Situation. Sie weiß darum, dass nicht sie das letzte Wort hat, sondern ihr Sohn. Aber sie weiß auch, dass der Sohn sie liebt und ihr die Bitte nicht abschlagen wird und dass er den Bedürftigen helfen wird. Maria ist die, die das erste Wunderzeichen ermöglicht, das erste Aufleuchten der heilbringenden Sendung Jesu.

3. Zu Füssen des Kreuzes: „Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich“ (Joh 19,26–27).

Es handelt sich um die neue mütterliche Rolle Mariens für die Christen, für die ganze Menschheit. Eine Aufgabe, die im Schmerz geboren wird und sich an die wendet, die den Schmerz als eine Beeinträchtigung der menschlichen Natur erleben. Der Kalvarienberg, der ein Ort des Todes ist, ist zugleich auch eine Stätte des Lebens. Diese neue mütterliche Aufgabe Mariens, der schmerzhaften Mutter, ist Garantie ihres liebevollen und fürsorglichen Beistands an der Seite dessen, der leidet.

Zum Nachdenken

Was bedeutet es, dass Maria in unserem Leben und im Leben dessen, der leidet, als „Mutter und Heil“ angerufen werden kann?

Aus dem Leben des hl. Kamillus

Kamillus empfand eine sehr große Verehrung gegenüber der heiligsten Jungfrau Maria. An sie wandte er sich mit ganzem Vertrauen: „In deine Hände, Maria, gebe ich alle Bitten um Gnaden, die ich an Gott richte, und von dir erhoffe ich deren Erhörung. Wir armen Sünder – so seufzte er – wenn wir im Himmel nicht diese Fürsprecherin hätten. Sie ist ja die Schatzmeisterin aller Gnaden, die von Gott kommen!“

Er betrachte seine Bekehrung am 2. Februar 1575, am Fest Mariä Reinigung, die sein ganzes Leben bestimmte, als eine Gnade Mariens. Die Gründung des Ordens der Diener der Kranken wurde von Kamillus neben dem Gekreuzigten auch der heiligsten Jungfrau Maria zugeschrieben. Von ihr empfing er im Jahre 1582 seine Eingebung, und zwar am Fest ihrer Aufnahme in den Himmel, nahe bei der Kirche „La Vergine dei Miracoli“.

Impulse

Ist meine Marienverehrung nur eine Gefühlssache oder Ausdruck eines Glaubens, der im Wort Gottes seinen festen Grund hat?

Wir beten

Maria, Jungfrau des Magnifikat,
die du Elisabeth zu Hilfe geeilt bist,
gib uns ein demütiges und großzügiges Herz,
um jedes menschliche Leben willkommen zu heißen
und es zu behüten.

Mach uns mutig, das Leben zu verteidigen,
unermüdlich seine Wertschätzung zu fördern,
weise und leidenschaftlich dafür die
jungen Menschen zu formen.

Maria, Heil der Kranken, komm
und tröste unsere Schmerzen
und lehre uns, auf deinen Sohn zu hoffen,
der zu unserem Heile gekreuzigt wurde
und auferstanden ist.
Amen

Gebet zum Welttag der Kranken 2009

© Kamillianer 2013 - [Stand: 15.10.2013]      Kapitel 10    Inhaltsverzeichnis   zurück      nach oben      Kapitel 12