Kamilluskreuz Die Kamillianische Familie

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12. Kapitel

Die Eucharistie – das Sakrament der Liebe

Die Einsetzung der Eucharistie

Mit zwei Zeichen – der Fußwaschung und der Einsetzung der Eucharistie – brachte Jesus am Abend vor seinem Leiden bei der Feier des Paschafestes die vollkommene Hingabe seines Lebens aus Liebe zum Ausdruck. Jesus hatte große Sehnsucht, seine ganze Liebe zu zeigen: „Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich so sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu halten“ (Lk 22, 15).

Bei diesem Paschamahl nahm Jesus sein Leiden und seinen Tod voraus und gab sein Leben in die Hand Gottes. Als er Brot und Wein austeilte, sagte er: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22, 19–20). Der Leib, der hingegeben wird, und das vergossene Blut ist Jesus selbst, der sich als Opfer hingibt für uns, aus freiem Entschluss und aus Liebe.

Jesus fügt hinzu „Nehmt und esst, nehmt und trinkt.“ Im Akt des Sich-Aufopferns schenkt sich Jesus uns allen als Speise und Trank, um in Gemeinschaft mit uns treten. Damit will er sein Leben und seine Liebe mit uns teilen.

Das eucharistische Leben besteht nicht nur in liturgischen Feiern oder in der Anbetung der Eucharistie, sondern auch darin, dass wir vom göttlichen Leben erfüllt werden, von der göttlichen Barmherzigkeit, damit unser Leben in Gemeinschaft mit dem gelebt wird, der sich für uns aus Liebe hingegeben hat.

In der Eucharistie bildet der Herr eine Gemeinschaft mit uns, damit wir in ihm und mit ihm unser tägliches Leben gestalten, unsere Beziehungen, unsere Arbeit, unser Apostolat. Die Vereinigung mit dem Herrn erfüllt uns mit seiner Gesinnung, mit seiner Haltung und besonders mit seiner barmherzigen Liebe und lässt so auch uns immer mehr zu Menschen der Barmherzigkeit werden.

Am Ende der eucharistischen Feier – nach der Kommunion – erfolgt die Sendung. Wir werden ausgesandt, das zu weiterzugeben, was wir gefeiert, gelebt und erfahren haben: seine Gegenwart und seine Liebe. So verwirklichen wir unser eucharistisches Leben. Jede Eucharistiefeier und jede eucharistische Anbetung sollen eine Begegnung mit dem Auferstandenen sein, der uns sein göttliches Leben mitteilt, uns berührt, uns verzeiht, uns befreit, uns heilt und uns nach und nach mit sich gleichgestaltet und zu Zeugen seiner Barmherzigkeit macht.

Die Fußwaschung

Für die, die sich dem Apostolat der Barmherzigkeit widmen wollen, hat das Zeichen des Dienens, das Jesus bei der Fußwaschung beim Letzten Abendmahl gegeben hat, eine besondere Bedeutung.

Jesus vollbrachte auch diese Tat auf Grund seiner brennenden Liebe: „Er liebte sie bis zum Ende“, sagt der Evangelist Johannes, und um diese Liebe zu bezeugen, demütigte er sich und wurde zum Diener aller. Jesus setzt sein Wort in die Tat um: „Ich bin nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und das Leben hinzugeben.“ Jesus, der Herr und Meister, macht sich zum Diener aller.

Mit diesem Zeichen der Demut offenbart er seine tiefste Identität: Jesus ist der Sohn Gottes, er offenbart uns Gott, weil Gott die Liebe ist, und die Liebe ist demütig, die Liebe ist hilfsbereit, die Liebe schenkt sich ganz.

Die eucharistische Begegnung mit dem Auferstandenen ist der Ort, an dem sich uns die Zuwendung Gottes am deutlichsten zeigt. Wir müssen ihn nur empfangen und in unsere Herzen aufnehmen.

Wenn wir es nach und nach zulassen, von unserem Herrn bedient zu werden, lernen wir auch, anderen zu dienen wie Er. Wir werden anfangen, die zärtliche Liebe, die wir empfangen und erfahren, auch in den kleinsten Gesten unseres alltäglichen Lebens zu zeigen und weiterzugeben. So werden wir Zeugen seiner Barmherzigkeit und helfen, sein Werk der Liebe fortzusetzen.

Die Eucharistie als Sakrament der Heilung

Was kann die Teilnahme an der Eucharistiefeier in Zeiten der Krankheit bedeuten? Je größer unsere Treue zum Mysterium der Eucharistie ist, desto entschlossener wird auch unsere kreative Antwort auf die Berufung sein, die wir mit unserem Sein und Tun verwirklichen sollen, und das besonders in schweren Augenblicken, wo wir wegen der Krankheit unsere Müdigkeit spüren.

Die Eucharistie regelmäßig zu feiern und so das Mysterium zu vergegenwärtigen, das Jesus beim Letzten Abendmahl eingesetzt hat, hilft uns, in unserem Leben eine kreative Antwort zu geben. Die Eucharistie als Tisch des Lebens, als Kommunikation und als Medikament gibt unserem Leben Sinn, schafft Gemeinschaft und führt zur Heilung.

Die Feier der Eucharistie verwirklicht die Gegenwart Christi in der Welt. Die Worte über dem Brot und über dem Kelch erinnern an die Worte und Taten Jesu beim Letzten Abendmahl. Es sind Worte, die das ganze Leben Jesu zusammenfassen, das, was Jesus war und was er tat, ein Leben im Geist des Dienens und der Aufopferung für uns. Diese Worte erfassen auch uns mit dem, was wir sind und wozu wir gerufen sind.

Das Letzte Abendmahl ist ein vollkommener Ausdruck des ganzen Lebens Jesu, ein Geschenk für die anderen, ein Leben aus und durch Barmherzigkeit, ein Dasein, das dem geduldigen Dienen gewidmet ist. Jesus hat sich für die anderen verzehrt. Die Feier der Eucharistie schenkt uns die Gegenwart Jesu neu: Brot und Wein, ein geschenktes und aufgeopfertes Leben. Jesus Christus ist das Brot des Lebens (Joh 6).

Die Eucharistie ist das Sakrament schlechthin: „Quelle und Höhepunkt des liturgischen Lebens“, Mitte der christlichen Gemeinde und ihrer Sendung. Das Konzil bestätigt: „Beim Brechen des eucharistischen Brotes erhalten wir wirklich Anteil am Leib des Herrn und werden zur Gemeinschaft mit ihm und untereinander.“ In der Eucharistie empfangen wir das Geschenk des Heiligen Geistes und sind in die österliche Dynamik von Tod und Auferstehung eingebunden.

Der Kranke ist auch eine Erinnerung an die Auferstehung des Herrn. Sein Geist schenkt Kraft, damit der Kranke sein Leiden zur vertrauensvollen Bitte an den Vater umformt und aus der Situation der Krankheit österliche Hoffnung erwachsen kann.

„Obwohl die Eucharistie kein spezifisches Sakrament für die Kranken ist, hat sie dennoch eine enge Beziehung zu ihm. Erstens, weil der Kranke, der bereits durch seinen Glauben die Vereinigung seines Leidens mit der Passion Christi lebt, den Wunsch haben kann, diese auch durch das Sakrament zu bestärken. Zweitens, weil die Eucharistie den Kranken, der versucht ist, sich in egoistischer Weise auf sich selbst zurückzuziehen, helfen kann, den Sinn der vollkommenen Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen zu entdecken“ (Feier der Krankensalbung, Nr. 63). Wegen der Schmerzen und der Isolation, in die die Krankheit ihn führt, hat der Kranke das Bedürfnis nach Gemeinschaft. Wo die Krankheit dazu führt, sich auf sich selbst zurückzuziehen, hilft die Eucharistie, sich zu öffnen und in Gemeinschaft mit anderen zu treten.

Zur Diskussion

Welches Licht werfen diese Gedanken auf unsere Art, Eucharistie zu feiern?

Aus der Heiligen Schrift

„Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war“ (Joh 13,3–5).

Zum Nachdenken

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Fußwaschung und dem Krankendienst?

Aus dem Leben des hl. Kamillus

Die eucharistische Frömmigkeit des Kamillus zeigte sich auch bei der heiligen Kommunion. Nach seiner Bekehrung empfing er sie bis zu zweimal in der Woche und ging dabei bis an die Grenze der damals erlaubten Zahl. Er führte die häufige Kommunion auch für die Kranken ein, vor allem in den Spitälern. Diese Praxis machte immer mehr Schule, was dem Eifer und der großen Verehrung des Kamillus zuzuschreiben ist.

Die Zeremonie fand am ersten Sonntag eines jeden Monats statt. Am vorhergehenden Nachmittag bereiteten sich die Kranken und das Spitalspersonal durch die Beichte darauf vor, brachten die Betten in Ordnung, man schmückte die Gänge, die Speisesäle, und ein Pater feierte die heilige Messe. Am Morgen wurden die Kleider der Kranken gewechselt und Kamillus schritt vor dem Priester einher, um jeden Kranken auf den Empfang gut vorzubereiten.

Die Eucharistie stand im Mittelpunkt seiner Frömmigkeit. Ihre Feier war seine erste und wichtigste Übung am Tag. Oft verharrte er in Anbetung vor dem Allerheiligsten; besonders nachts kniete er vor dem Tabernakel und betete, bevor er in das Spital ging oder nachdem er von dort zurückgekehrt war.

Impulse

Was bedeutet für mich als Mitglied der Kamillianischen Familie die Eucharistie?

Das Beispiel des Kamillus hilft uns zu verstehen, warum die Eucharistie so wichtig ist, wenn wir unser Charisma leben. Wenn wir uns in die Gemeinschaft mit Jesus begeben, werden wir ihm immer mehr gleichgestaltet in der Hingabe an den Vater und an die Brüder. Wir empfangen seinen Geist der Liebe, der uns dazu drängt, so zu leben wie Er und uns ihm und den Mitmenschen zu schenken.

Wir beten

Herr Jesus, eines Tages sagtest du: Ich habe Mitleid mit den Menschen.
Deine Worte sprechen von einer Güte, die jeden Menschen akzeptiert.
Deine Güte überschreitet alle Grenzen des Ortes,
der Zeiten, der Lebensumstände der Menschen.

Du hast damals den Menschen Wohltaten geschenkt,
indem du ihnen das Brot vermehrt hast.
Heute wiederholst du diese Geste, indem du uns
das eucharistische Brot schenkst.

Das Brot, das du damals den Menschen gegeben hast,
musste der Stärkung dienen für die Heimkehr nach Hause,
in die weit entfernten Ortschaften.

Heute gibst du dich selbst den Menschen als Brot,
das vom Himmel herabgekommen ist, als Speise für die Seele
auf der Wanderschaft zum himmlischen Jerusalem.

Wir brauchen dein Brot, Herr, ein Brot, das stärkt,
um weitergehen zu können wie Elija in der Wüste,
wie damals die hungernden Menschen im Heiligen Land,
wie die Heiligen zu allen Zeiten.

Mit deinem heiligen Brot werden wir jeder Schwierigkeit
begegnen, werden jede Gefahr bestehen und alles Böse
überwinden.

Das Leben wird reich wachsen wie ein Baum am Wasser.
Bleib heute, Herr, an unserem Tisch, brich das Brot,
das für die vielen gegeben ist, denn immer wieder ist der Abend
nahe und jeder Tag endet mit einem Sonnenuntergang.

© Kamillianer 2013 - [Stand: 15.10.2013]      Kapitel 11    Inhaltsverzeichnis   zurück      nach oben      Kapitel 13