Kamilluskreuz Die Kamillianische Familie

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Teil 1 Kap.9 »

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9. Kapitel

Die Pfarrei – das weite Feld der Nächstenliebe *)  

Die christliche Gemeinde ist der fortlebende Christus. Sie inspiriert sich an dem, der gekommen ist, „damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 0, 0). Das bedeutet, dass die Pfarrgemeinde sich in der Verkündigung des heilbringenden Evangeliums engagieren soll, was die Sorge um die Kranken einschließt. Ist ein Mensch krank, ist an ihm so zu handeln, wie es Jesus getan hat, der für uns Heil und Heilung bedeutet.

Betrachtet man heute die Situation des Gesundheitswesens, stößt man auf einige wichtige Tatsachen, die zu berücksichtigen sind:

Die Pfarrei und die Kranken

Die Kranken kennen lernen: Es ist wichtig, im Pfarrgebiet die Kranken zu kennen, die ständig zu Hause leben: chronisch Kranke, physisch oder psychisch Behinderte, Verunglückte, alte Menschen usw. oder auch Kranke, die vielleicht nach einem langen Krankenhausaufenthalt aus dem Spital entlassen sind oder die zur Erholung wieder zu Hause sind.

Die Gemeinde dahin führen, auf Kranke zuzugehen: Die Gemeinde muss auf die Kranken zugehen und dabei besonders die Vergessenen und Alleinstehenden im Auge haben – wie Jesus: freundschaftlich, respektvoll, in einer persönlichen Beziehung, die versöhnend und heilend ist.

Die Familie des Kranken: Wir dürfen nicht vergessen, dass oft auch die Familie des Kranken selbst Unterstützung braucht, den Bezug zu einer Gemeinde, um mit der Krankheit des Angehörigen menschlicher und besser leben zu können.

Dem Kranken im Inneren der Gemeinde einen Platz geben: Wir müssen den Platz zurückerobern, den die Kranken im Leben der Gemeinde haben sollen, ihre Anwesenheit, ihr Wort und ihr Zeugnis in der Gemeinschaft selbst. Es ist wichtig, ihre Teilnahme auch am Gottesdienst zu ermöglichen, besonders an hohen Festtagen (Ostern, Tag der Kranken, Kirchweihfest), zu einer gemeinsamen Feier der Krankensalbung anzuregen und für die Kranken und mit ihnen zu beten.

Die Feier der Krankensakramente: Die Sakramente sind die Krönung jeder Aktivität und jeder Sorge der Gemeinde um die Kranken. Aus dieser Begleitung „an der Seite der Kranken“ entsteht das Bedürfnis, die Krankensakramente in einer gemeinschaftlichen Form zu feiern, wobei man vielleicht auch erst einen Ritualismus überwinden muss, um die ganze Heilkraft der Sakramente zum Ausdruck zu bringen.

Die Seelsorge für die Kranken in den Spitälern: Die Verbindung zwischen der Pfarrgemeinde und den Kranken oder alten Menschen in den Krankenhäusern aufrechtzuerhalten ist eine ganz wichtige Möglichkeit, der Sorge der kirchlichen Gemeinde, ihrer Nächstenliebe, ihrem Interesse und der seelsorglichen Begleitung der Glaubensbrüder und -schwestern Ausdruck zu geben.

Wenn es außerdem auf dem Pfarrgebiet eine Gesundheitsinstitution gibt (Spital, Altersheim), sollte sich die Pfarrgemeinde als christliche Gemeinschaft zeigen und als Pfarrei in dieser Einrichtung eine Krankenseelsorge einrichten und koordinieren.

Die Pfarrei als Quelle der Gesundheit

Die Pfarrei ist berufen, das Evangelium zu verkünden und die Gesundheit zu fördern, indem sie sich in allem engagiert, was zu einer gesünderen Lebensweise verhelfen und Trost im Leiden vermitteln kann. Sie bietet einem Leidenden nicht nur auf persönlicher Ebene Hilfe an, sondern ermöglicht es auch, dass er sich als lebendiger Teil der kirchlichen und sozialen Gemeinschaft fühlen kann. Schon die Gemeinschaft als solche kann eine heilende Kraft haben.

Die Organisation der Krankenseelsorge in der Pfarrei

Teams für Krankenseelsorge bilden: Diese Gruppen bringen die Lebendigkeit und den Geist des Evangeliums zum Ausdruck. Sie wollen die Liebe und die Solidarität Jesu mit den Kranken vergegenwärtigen. Sie engagieren sich in der Förderung und in der Erziehung zur Gesundheit. Diese Gruppe muss koordiniert werden und braucht die Hilfe des Pfarrers.

Es ist sinnvoll, ein Projekt auszuarbeiten und einen Zeitplan für die Aktivitäten festzulegen, damit eine entsprechende Planung und eine wirksame Supervision möglich sind.

Zur Diskussion

Was scheint uns von diesen Gedanken am wichtigsten?

Aus der Heiligen Schrift

„Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet hat ein Recht auf seinen Unterhalt. Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst“ (Mt 10,5–11).

Zum Nachdenken

Welchen Hinweis gibt mir diese Erzählung aus dem Evangelium für meinen seelsorglichen Dienst?

Aus dem Leben des hl. Kamillus

Trotz all dieser Dinge verstand Kamillus sehr gut, dass die Spitäler nichts anderes für den Orden, den er gegründet hatte, sein konnten als das „kleine Meer“ – das Mittelmeer. Die Begleitung der Sterbenden in den Privathäusern musste hingegen der „große Ozean“ sein, „weil man überall stirbt.“

Aus diesem Grund förderte Kamillus bereits vom Anfang seiner Gründung an die Betreuung der Kranken zuhause. Er ordnete dies aber den Erfordernissen des Spitals unter, die damals alle Kräfte der im Entstehen begriffenen Kongregation beanspruchten.

Auch die Hauskrankenpflege umfasste die geistliche und die leibliche Dimension, wie es in den Spitälern praktiziert wurde. Das geht aus dem Approbationsschreiben der Kongregation vom 18. März 1586 hervor. In ihm werden diese Aufgaben gleichgestellt: „Wir wollen mit der Hilfe unseres Herrn Jesus Christus, dass die Unseren, soweit sie können, die Kranken außerhalb der Spitäler und Kerker besuchen, sie stärken und weitere Werke der Nächstenliebe verrichten und dies nach den Normen der Konstitutionen, die man erstellen wird.“

Zu Lebzeiten des Kamillus war in den Privathäusern jedoch nur der Beistand an den Sterbenden möglich, weil die Spitäler den größten Teil der Energien verlangten. Es lag aber der Mentalität, dem Geist und den Gepflogenheiten des Gründers fern, Grenzen festzulegen und Beschränkungen für die Ausübung der Nächstenliebe zu setzen.

Kamillus empfahl seinen Ordensleute mit Worten und auch schriftlich, einen eisernen Willen zu entwickeln, um große Dinge zu tun, nicht nur für die Kranken in den Spitälern, sondern auch für die Sterbenden in den Häusern, und er wollte tausend Leben haben, um sie in diesen beiden Bereichen einzusetzen.

Bereits von Beginn der Gründung an organisierte Kamillus den Krankenbeistand in den Privathäusern, indem er verfügte, dass jeden Tag einige Ordensleute im Haus bleiben sollten, für den Fall, dass sie gerufen würden. Tatsächlich eilten sie mit großer Bereitschaft und Enthusiasmus überall hin, so dass die Gegenwart der Diener der Kranken am Sterbebett als ein Zeichen der Vorherbestimmung angesehen wurde.

Kamillus hatte schon am Beginn der Gründung bestimmt: „Wenn es eine Pest gibt – was Gott verhüten möge –, sollen alle, die diese Lebensweise ergreifen wollen, versprechen, den Pestkranken beizustehen... Diese Gesellschaft ist verpflichtet, den Pestkranken zu helfen. Dies gilt für die Priester und für die Laien“ (Regel 13, 1584).

Impulse

Wie kann ich helfen, eine Krankenseelsorge in meiner Pfarrei aufzubauen?

Statt eines Gebetes

Wenn du gesund bist, erleichtere das Los dessen,
der krank und arm ist;
wenn du nicht gefallen bist, komm dem zu Hilfe,
der gefallen ist und im Leid lebt;
wenn du froh bist, dann tröste den Traurigen;
wenn du Glück hast, hilf dem, der Unglück erlitten hat ...

Und sei reich, nicht nur an Gütern,
sondern auch an Frömmigkeit;
nicht nur durch Gold, sondern auch durch Tugend
oder noch besser: nur durch Tugend.
Verhalte dich wie Gott gegenüber dem Unglückseligen,
indem du sein Erbarmen nachahmst.

Für den Menschen gibt es nichts Göttlicheres,
als Wohltaten zu spenden.

Du, der du Gott liebst, verachte weder den Bedürftigen
noch den Kranken, geh nicht vorbei, entferne dich nicht,
gleichsam als wäre es ein Fluch, eine Schande,
etwas, vor dem man flüchten und das man verabscheuen müsste.

Er gehört zu dir, auch wenn er gebeugt ist durch das Unglück.
Er ist ein Bruder, den Gott deiner Liebe anvertraut hat.

Hl. Gregor von Nazianz

 *)  Kamillus spricht nicht vom „weiten Feld“, sondern vom „großen Meer“, dem „Ozean“ der Nächstenliebe und meint damit die zahllosen Kranken in den Privathäusern, deren Betreuung die junge Ordensgemeinschaft an ihre Grenzen bringen würde – im Gegensatz zum „kleinen Meer“, womit die überschaubarere Zahl der Kranken in den Spitälern gemeint ist.

© Kamillianer 2013 - [Stand: 14.10.2013]      Kapitel 8    Inhaltsverzeichnis   zurück      nach oben      Kapitel 10