Der Orden der Diener der Kranken hat in seiner Sendung immer mit Laien zusammengearbeitet. Das geht auf die Idee zurück, die der hl. Kamillus am Anfang des Ordens entwickelt hatte, nämlich eine Gruppe von frommen Menschen zu bilden, die imstande sind, die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit im Dienst an den Kranken auszuüben. Am 1. November 1592 gelang es ihm, eine Gruppe von Laien, die sich an christlichen Werten inspirieren wollten, ins Leben zu rufen.
Auf diese Gründung des hl. Kamillus kam man im Jahr 1995 zurück, als das Generalkapitel der Kamillianer eine Kommission ernannte, die die Aufgabe hatte, ein Statut für eine Kamillianische Familie der Laien auszuarbeiten.
Die Kamillianische Familie der Laien ist eine Einrichtung, die all die zusammenführt, die sich berufen fühlen, als Laien ein Leben nach dem Evangelium zu führen und dabei von der Liebe Christi im Geiste des hl. Kamillus Zeugnis zu geben. Die Taufe macht uns zur Kirche, zur Kirche Christi. Die Kamillianische Familie führt uns zusammen und hilft uns, unser Leben im Dienst an den Kranken und Leidenden zu gestalten und so unsere Taufweihe voll zu entfalten. Das Leben der Kamillianischen Familie der Laien stützt sich auf das Beispiel des barmherzigen Christus, auf die Lehre der Kirche, auf das Charisma und die Spiritualität des Kamillianerordens und dessen Sendung.
Obwohl die Kamillianische Familie der Laien wesentlich eine Gemeinschaft von Laien ist, ist sie auch offen für Priester, Diakone, Ordensmänner und -frauen, die am kamillianischen Charisma teilhaben wollen – unter Beachtung der Pflichten, die sich aus ihrer Zugehörigkeit zum Diözesanklerus bzw. zu ihrer Ordensfamilie herleiten.
Die Kamillianische Familie der Laien ist eine öffentliche kirchliche Vereinigung, die der Heilige Stuhl (die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gemeinschaften des apostolischen Lebens in Rom) durch Approbation der Statuten als ordenseigene Gründung des Kamillianerordens anerkannt hat.
Die Kamillianische Familie der Laien stellt nur eine Möglichkeit der Beziehung und Zusammenarbeit zwischen den Ordensangehörigen und den Laien dar. Daneben gibt es noch andere Gelegenheiten, wichtige Verbindungen zu knüpfen und aufrechtzuerhalten.
Die Ziele
Die Spiritualität
Die Spiritualität der Kamillianischen Familie der Laien verwirklicht sich in einer ihr eigenen, den Laien entsprechenden Ausprägung, in einem Lebensprojekt, das die Person Jesu in den Mittelpunkt stellt, ihm nachfolgt und vom Beispiel des hl. Kamillus angeregt wird, wie es das Grundgesetz der Kamillianer beschreibt: „Gott hat uns zuerst geliebt und wir verlangen danach, auf seine Liebe zu antworten. Darum bemühen wir uns um eine immer persönlichere und von Vertrauen erfüllte Beziehung zum Vater durch seinen Sohn Jesus, in dessen Namen wir den Kranken dienen, wobei wir unser ganzes Leben vom Geist leiten lassen“ (Grundgesetz, Art. 61).
„Mit Christus in Freundschaft zu leben und sein Geheimnis in der Tiefe zu verstehen ist allen aufgetragen ... So werden wir Diener der Liebe Christi zu den Kranken. An Kamillus wird deutlich, wie der Glaube sich in der Liebe auswirkt. Solcher Glaube lässt uns den Herrn selbst in den Kranken sehen“ (Grundgesetz, Art. 13).
Auf dem Weg des menschlichen und christlichen Wachstums ist es den Mitgliedern ein Anliegen, auf das Wort Gottes aufmerksam zu hören und regelmäßig die Sakramente der Eucharistie und der Versöhnung zu empfangen, ferner die Mutter Gottes – Maria, Heil der Kranken – zu verehren und sich mit dem Leben und den Schriften des hl. Kamillus zu beschäftigen.
Die Verbundenheit mit Gott findet ihren Ausdruck in der Offenheit und der Bereitschaft zum Dialog und zur Zusammenarbeit mit allen. Große Bedeutung hat die Teilnahme am kirchlichen Leben, besonders in der Diözese und in der eigenen Pfarrei.
In den nichtchristlichen Ländern arbeiten die Mitglieder der Kamillianischen Familie der Laien bei der Betreuung der Kranken mit den Angehörigen anderer Religionen zusammen.
Voraussetzungen und Zulassungsbestimmungen
Die Mitgliedschaft in der Kamillianischen Familie der Laien hat folgende Voraussetzungen:
Die Aus- und Weiterbildung
Die Aus- und Weiterbildung dient dem Fortschritt unter menschlichem, geistlichem und seelsorglichem Aspekt. Sie richtet sich nach den jeweiligen Umständen, den persönlichen Erfordernissen und den an Ort und Stelle vorhandenen Möglichkeiten. Sie hat vor allem folgende Zielsetzungen:
Jeder soll sich um die eigene Aus- und Weiterbildung kümmern. Die Aus- und Weiterbildung geschieht durch Teilnahme an Kursen, Seminaren, Kongressen, Vorträgen, Einkehrtagen oder Exerzitien, aber auch bei den monatlichen Treffen der Ortsgruppen.
Die Organisation
Es gibt eine Zentralkommission, die die Arbeit auf Weltebene koordiniert und allgemeine Leitlinien ausarbeitet. In den einzelnen Ländern gibt es ein Präsidium, das die Aufgabe hat, die Verbreitung der Spiritualität des hl. Kamillus sowie die Kommunikation zwischen den verschiedenen Gruppen zu fördern.
Die Leitung der Ortsgruppe hat das Ziel, die Kenntnis und die Integration der verschiedenen Basisgruppen am jeweiligen Ort zu fördern und außerdem für die menschliche und christliche Ausbildung der Mitglieder zu sorgen. Die Basisgruppe besteht aus einer begrenzten Mitgliederzahl und trifft sich einmal im Monat, um sich vom Wort Gottes anregen zu lassen, die Kenntnisse des Lebens und der Schriften des hl. Kamillus zu vertiefen, gemeinsam zu beten sowie das eigene Leben und die Arbeit zu überprüfen.
Das Statut enthält die allgemeinen Leitlinien und Prinzipien und ermöglicht es uns, dass wir uns gut organisieren und in einer gewissen Einheitlichkeit entwickeln.
Was bedeutet es für mich, Mitglied der Kamillianischen Familie der Laien zu sein?
Nach dem Beispiel des hl. Kamillus haben sich viele Menschen zur allgemeinen Zufriedenheit um Kranke gekümmert. Kamillus suchte die Kranken auf, machte ihnen Mut, unterstützte sie und half ihnen in ihrer schwierigen Lebenslage. So erinnerte er sich an seine erste Absicht, nämlich für die freiwillige und kostenlose Betreuung der Kranken eine Vereinigung von Laien zu gründen. „Zur Ehre Gottes – so schreibt P. Oppertis am 30. September 1592 – werden wir am Fest Allerheiligen die Vereinigung der Laien gründen ..., um sie zu motivieren, die Werke der Nächstenliebe im Dienst an den armen Kranken in den Spitälern auszuführen“ (AG., 2528, 41).
Innerhalb kurzer Zeit entstand neben den Dienern der Kranken die „Kongregation vom Allerheiligsten Kreuz“: „Eine Gruppe von guten Laien – so schreibt Kamillus –, die Gott die Ehre geben und im Rahmen des Dienstes dieser kleinen Pflanze, nämlich des Ordens der Diener der Kranken, den Armen helfen werden“ (30. Oktober 1592).
Kamillus wurde, so kann man feststellen, „wirklich von Gott ausgewählt, um den Kranken zu dienen und zu zeigen, wie man ihnen dienen soll.“
„Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“ (Lk 10, 1–2).
Gott, ich danke dir, dass du uns gerufen hast,
Zeugnis zu geben von der barmherzigen Liebe Christi
bei unseren kranken Brüdern und Schwestern.
Im Angesicht deines Sohnes wolltest du uns deine
Zärtlichkeit offenbaren gegenüber jedem menschlichen Leiden.
Gib, dass wir unsere Zeit in Freude verbringen,
denn dir gehört die Zeit, unser Gott.
Es ist die Zeit, in der du uns gerufen hast,
unsere Sendung als Christen zu verwirklichen.
Sende uns deinen Geist, damit wir uns auf die
Herausforderungen der Welt von heute vorbereiten
und die Zukunft, die du für uns bereitet hast, annehmen.
Öffne uns für Seine Eingebungen und schenke uns den Mut
und die Fähigkeit für Veränderungen.
Es begleite uns auf diesem Weg deine und unsere Mutter Maria
und der heilige Kamillus. Amen
© Kamillianer 2013 - [Stand: 13.10.2013] Kapitel 5 Inhaltsverzeichnis zurück Kapitel 7