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Weihe der Kamilluskirche im
Wilhelminenspital in Wien
Ein Bericht aus dem Kamillusblatt Nr. 2 im Februar 1937
Der 30. Oktober 1936 war ein großer Festtag für das Wilhelminenspital. Die neu erbaute Spitalskirche wurde von Sr. Eminenz Kardinal Dr. Theodor Innitzer mit großer Feierlichkeit benediziert, der Hauptaltar konsekriert und dem heiligen Kamillus, dem Patron der Kranken, der Spitäler und des gesamten Pflegepersonals, geweiht.
Die Kamilluskirche im Wiener Wilhelminenspital,
1935-36 erbaut von H. Paletz im Stil der "neuen Sachlichkeit".
Dem Wilhelminenspital gegenüber bestand in der Kriegszeit ein großes Barackenlager, das für 2.000 kranke und verwundete Soldaten errichtet worden war. Nach dem Kriege wurde das Barackenlager mit Zivilkranken belegt, um den Bedürfnissen des großen Bezirkes Ottakring abzuhelfen. Ende 1931 wurde das Barackenlager, in welchem sich auch eine geräumige Barackenkapelle befand, aufgelöst; die Kranken wurden in den neu errichteten zwei großen Pavillons untergebracht.
Im Wilhelminenspital selbst befand sich ein kleiner Betsaal mit 70 Sitzplätzen für die Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, wo nun auch der Gottesdienst für die Kranken abgehalten werden musste. Zwei hl. Messen waren notwendig an Sonn- und Feiertagen, um in etwa die Kranken beim Gottesdienst in der kleinen Kapelle unterzubringen. Es ergab sich die Notwendigkeit, an den Bau einer geräumigeren Anstaltskirche zu denken.
Wenn ein Kind zur Taufe getragen wird, brauchte es einen Paten. Patenstelle für die neue Kirche übernahm der damalige Apostolische Nuntius in Wien, S. Exz. Dr. Heinrich Sibilia, der dann als Kardinal noch die vollendete Kirche besichtigen konnte. S. Eminenz hatte die große Liebenswürdigkeit, den geistlichen Rektor des Spitals Dr. Fl. Pipping dem damaligen Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß und dem Sozialminister Dr. Richard Schmitz am 9. November 1933 vorzustellen, und bei dieser Gelegenheit wurde die offizielle Eingabe eingereicht mit der Beilage eines Planes, entworfen von Herrn Oberbaurat H. Paletz. Beide hohe Staatsherren brachten dem Projekt Verständnis entgegen und befürworteten dasselbe wärmstens.
Am 15. Juli 1935, dem Festtag unseres hl. Ordensvaters, fand eine Verhandlung zwischen dem Finanzministerium und dem Ministerium für soziale Verwaltung statt, wobei der Entschluß gefaßt und schriftlich niedergelegt wurde, daß die Anstaltskapelle gebaut werden sollte. Das war für uns das erste Fingerzeichen der göttlichen Vorsehung, dieselbe dem hl. Kamillus zu weihen.
Am 7. Oktober nahm der Apost. Nuntius Dr. Sibilia unter großen Feierlichkeiten den ersten Spatenstich vor, wobei der Direktor der Anstalt, der geistliche Rektor und der Nuntius selbst sinnvolle Ansprachen hielten. Anschließend begann die Baufirma mit den Erdarbeiten. Schon am 16. November, dem Feste Maria Heil der Kranken, konnte die Dachgleiche gefeiert werden. Dies schien uns ein Zeichen der Gottesmutter zu sein, daß auch Sie einen Ehrenplatz in der neuen Kirche haben wolle. Die Anstaltskirche des Wilhelminenspitals hat somit ihre himmlischen Patrone von oben erhalten.
In der Fassade der Westseite wurde eine Engelfigur, drei Meter groß, aus Stein gemeißelt, angebracht. Der Engel hat die Hände zum Gebet gefaltet, gleichsam Gott um Schutz bittend für das Krankenhaus. Die ganze Kirche wurde unterkellert für die Anlage der Warmluftheizung. Auf die Rückwand des Presbyteriums wurde ein Fresko gemalt: Christkönig mit den fünf Wundmalen, in doppelter Lebensgröße, der die ganze Kirche beherrscht, umgeben von einer Engelaureole, zur Rechten die beiden Diakone Stephanus und Laurentius, die ersten Kranken- und Armenväter, der hl. Rochus als Patron der Pestkranken und die hl. Notburga, Patronin des Dienstpersonals, zur Linken der Kirchenfürst Kardinal Karl Borromäus, der hl. Kamillus mit einen Kranken und die hl. Franziska von Chantal. Diese sieben Heiligen wurden ausgewählt aus der ganzen Kirchengeschichte und aus allen Ständen als Patrone der Kranken und Armen.
Am 30. Oktober fand die Einweihung der Kirche und die Konsekration des Altares unter großer geistlicher Assistenz statt. Über zwanzig Ordens- und Weltpriester umgaben den Kardinal.
Bei der überaus prunkvollen Feier waren vertreten: Das Bundeskanzleramt, das Ministerium für Unterricht, für Handel und Verkehr, für Finanzen, das Präsidium und das Ministerium für soziale Verwaltung, der Magistrat der Stadt Wien, das Polizeipräsidium und die Vaterländische Front. Die Direktoren der Wiener Spitäler mit einer Abordnung der Verwaltungsbeamten, die geistlichen und weltlichen Oberinnen der Spitäler, alle Professoren und Vorstände, alle Assistenten und Ärzte und alle Beamten, alle dienstfreien geistlichen und weltlichen Schwestern des Wilhelminenspitals, endlich alle Professionisten, die am Bau der Kirche beteiligt waren und manche gute Bekannte und Freunde.
Mögen der hl. Kamillus, dem hiermit die erste Kirche in Wien geweiht wurde, und Maria Heil der Kranken ihre mächtige Fürbitte den von Kamillianerpatres hier betreuten Kranken allzeit angedeihen lassen.
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