Kamillianer

zur Themenübersicht ]  - zurück -  [ Österr. Provinz ] [ Provinzgeschichte ] [ Kloster Wien-Lainz ] [ Wilhelminenspital ] [ Salzburg ] [ Kloster Hilariberg ] [ Kloster Nyíregyháza ] [ Losensteinleiten ] [ Blindenapostolat ] [ KSA-Salzburg ] [ Kamillianische Schwestern ]

1. Die Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung (KSA) der Kamillianer in Salzburg

Mit einem Artikel zum Paradigmenwechsel in der Krankenhausseelsorge.

Diplomverleihung im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg
Der Lohn der Mühe: Überreichung der Diplome an die Absolventinnen und Absolventen
der Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung der Kamillianer in Salzburg.
In der Mitte Kursleiter Mag. Josef Hinterberger

Die Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung (KSA)
(Salzburger Kurs)

Die einzelnen Kursteile werden über den Zeitraum von eineinhalb Jahren geführt. Wir sind davon überzeugt, daß die Fraktionierung des Kurses gewichtige Vorteile für die Ausbildung insgesamt bringt; z. B. daß Praktikanten/innen das Gelernte in ihren Heimatkrankenhäusern ausprobieren und die neuen Erfahrungen im Kurs wiederum reflektieren können.

Die KSA ist eine praxisorientierte Aus- und Weiterbildung für hauptamtliche Krankenhausseelsorger/innen. Das heißt: ein wesentlicher Bestandteil der KSA ist die Praxis am Ausbildungsort. Die Praktikanten/innen betreuen in relativer Eigenverantwortung eine Station und besuchen dort die Patienten/innen. Vorgesehen dafür ist jeweils ein Halbtag alternierend mit den reflektierenden Angeboten des Kurses.

a) Reflektierende Angebote des Kurses

1. Bearbeitung von Gesprächsprotokollen

Die Praktikanten/innen müssen innerhalb des Kurses immer wieder Gedächtnisprotokolle von Begegnungen mit Patienten/innen schreiben, die dann in der Ausbildungsgruppe - meistens unter Anwendung von Rollenspielen - bearbeitet werden. Die Bearbeitung der Gesprächsprotokolle geschieht unter persönlich-spirituellen, theologischen und seelsorglichen Aspekten. Diese Arbeit führt uns unmittelbar in das Beziehungsgeschehen zwischen Seelsorger/in und Patient/in. Auf der einen Seite haben wir die Möglichkeit, die Patienten/innen mit ihren Ängsten und Nöten besser verstehen zu lernen. Andererseits kann ich mich als Seelsorger/in mit meinen Fähigkeiten und mit meinen Grenzen erfahren und somit meine seelsorgliche Kompetenz weiterentwickeln. Der/die Betroffene, dessen Protokoll bearbeitet worden ist, schreibt einen Bericht über die Bearbeitung seines Gesprächsprotokolls - unter Berücksichtigung der persönlich-spirituellen, theologischen und seelsorglichen Aspekte.

2. Bearbeitung theologischer Themen

Für den/die Krankenhausseelsorger/in wichtige theologische Themen werden während des Kurses in der Gruppe bearbeitet. Solche Themen sind: Der Krankenbesuch; Sterben und Tod im Krankenhaus; Religiöse Dimension von Krankheit; Krankensalbung; Trauern; Leiden in spiritueller, biblischer und theologischer Auseinandersetzung; Angst im jüdisch-christlichen Horizont; Biblische Heilungsgeschichten; Mein Auferstehungs- und Jenseitsglaube; Eschatologie; Schuld; Heil - Heilung - Gesundheit; Medizin und Theologie; Leidensbilder - Heilungsbilder; Gottesbilder ...

Bei der Aufarbeitung all dieser Themen ist es uns wichtig, daß wir sie jeweils in Beziehung zu meinem Leben setzen. Das heißt, wir stellen uns immer wieder die Frage: Welche Bedeutung hat ein bestimmtes Thema für mein Leben? Welche Fragen habe ich dazu? Welche Antworten habe ich meinem Leben abgerungen? Was ist bisher in meinem Leben offen geblieben? Es ist uns ein Anliegen, die Themen so zu bearbeiten, daß sie direkt in unsere Praxis - in die Begegnung mit kranken und sterbenden Menschen - einfließen können.

b) Seelsorgliches Begleitgespräch

Wöchentlich findet ein Gespräch der/des Praktikantin/en mit der/dem Praxisbegleiter/in statt. Die/der Praxisbegleiter/in ist ein/e Krankenhausseelsorger/in des Ausbildungsteams. Bei diesem Gespräch geht es um alle Erfahrungen, die die Praktikanten/innen in ihrem Arbeitsfeld machen (z.B. Krankenbesuch, Gespräche mit Patienten/innen; Begegnungen mit Pflegekräften, Ärzten/innen, Angehörigen; Meine Schwierigkeiten als Krankenhausseelsorger/in, meine Spiritualität als Krankenhausseelsorger/in ...)

c) Supervision

Die durch das Zusammenleben und -arbeiten in der Gruppe entstehende Dynamik (Rollenverteilung, Konflikte, Spannungen, Aggressionen ...) wird in regelmäßiger Gruppensupervision bearbeitet. Weiters werden die persönlichen Entwicklungen begleitet und gefördert.

d) Selbsterfahrungswochen

Es gibt drei Selbsterfahrungswochen zu den Themen "Selbsterfahrung in Kontakten und Gesprächen", "Abschied - Sterben - Tod", und "Familientherapie". In diesen Wochen sollen eigene Erfahrungen, die die Kursteilnehmer/innen in der Familie, in Beziehungen, Gruppen und Krisensituationen erlebt haben, aktualisiert und bewußt gemacht werden. Durch die Bearbeitung der Muster, Verletzungen, Ängste und Schmerzen sollen neue Möglichkeiten gefunden werden, sich selbst wahrzunehmen, Gefühle zuzulassen und zu leben und Beziehungen anders zu gestalten.

e) Reflexionstage

Neu sind auch die Reflexionstage. In diesen geht es darum, die persönlichen Prozesse, die durch die jeweiligen Kurseinheiten initiiert werden, bzw. die neuen Erfahrungen, die die Praktikanten/innen in ihren Krankenhäusern machen, in Bewegung zu halten. Dies ist erforderlich, weil die Zeitabschnitte zwischen den Einheiten relativ groß sind. Um diese Prozesse in Bewegung zu halten, laden wir die Praktikanten/innen für jeweils zwei Tage zwischen den größeren Einheiten zu den Reflexionstagen ein.

Der zeitliche und inhaltliche Rahmen des neuen Kurses
Anmeldung bitte umgehend, es sind noch Plätze frei!

  Entscheidungswoche: im Frühjahr
  Kursbeginn: im Herbst
1. Semester:  1. Kursblock:
1. - 6. Woche
Gesprächsführung
Arbeit an Gesprächsprotokollen
Theologische Grundlagen für die KHS
Familientherapie
Krankenbesuch
Reflexion der eigenen spirituellen Praxis
2. Semester:  2. Kursblock:
7. - 9. Woche
Liturgische Feiern mit Kranken
Reflexion der liturgischen Feiern
Selbsterfahrung: Verlust - Sterben - Tod
Arbeit an Gesprächsprotokollen
  3. Kursblock:
10. - 12. Woche
Liturgische Feiern mit Kranken
Reflexion der liturgischen Feiern
Arbeit an Gesprächsprotokollen
Riten - Gebete
Interreligiöser Dialog
3. Semester:  13. Woche:
Seelsorge in
Krisensituationen
Krisentheorie
Reflexion eigener Krisen
Krisenintervention
  14. Woche:
Struktur- und
Arbeitsplatzanalyse
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Grundbegriffe der
Organisationsentwicklung
Analyse des eigenen Arbeitsplatzes
  Reflexionstage: Controlling der Arbeitsplatzanalyse
  15. Woche:
Ethik
Arbeit an praktischen Beispielen
Medizinethische Begriffe und Fragen
  16. Woche:
Abschlußwoche
Besprechung der Diplomarbeiten
Kursreflexion
Diplomfeier

Weitere Informationen und Kontaktadresse: Mag. Josef Hinterberger,
Tel. 0662/4482-4544, E-Mail:  j.hinterberger@salk.at


2. Paradigmenwechsel in der Krankenhausseelsorge

Die Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung (KSA) in Salzburg

In ihrer 100-jährigen Geschichte sind die österreichischen Kamillianer in ihrem ersten Aufgabengebiet, der Krankenhausseelsorge und der Sorge um die Ärzte und das Pflegepersonal, immer wieder neue Wege gegangen.

Die wichtigsten Einrichtungen der Kamillianer in Österreich dafür sind heute

Im folgenden einige Gedanken zum Wandel in der Krankenhausseelsorge aus der Perspektive der Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung in Salzburg von Elisabeth Sallinger und Josef Hinterberger.

„Eine Frömmigkeit, die die Werke der Nächstenliebe vernachlässigt, ist falsch. Für mich gibt es eine Frömmigkeit der Tat, die die Arbeit zum Gebet macht ... Der Herr will von uns Werke der Liebe. Mir ist es lieber, wenn sich ein Ordensmann bereithält für den Ruf zu einem Sterbenden, als wenn er in Verzückung in seiner Zelle sitzt” (Kamillus von Lellis).

Seit Beginn der Siebzigerjahre wird die Krankenhausseelsorge in Salzburg von Priestern aus dem Orden der Kamillianer geleitet und in Zusammenarbeit mit Pastoralassistentinnen/en und ehrenamtlichen Mitarbeitern/innen geleistet. Wesentliche Entwicklungen der Krankenhausseelsorge in Österreich sind von hier aus initiiert und umgesetzt worden.

In der Geschichte der Kirche ist die Sorge um Kranke und der Umgang mit ihnen auf Grund der biblischen Überlieferung als ureigenste Aufgabe gelebt worden. Seelsorge war lange Zeit keine eigene Disziplin im Umgang mit Kranken, sondern integraler Bestandteil der jeweils möglichen Behandlung.

Selbstverständliche Praxis war, kranke Menschen nur nach vorherigem Sakramenten-Empfang (Beichte, Krankensalbung) im Krankenhaus aufzunehmen. Kamillus hat sich vehement gegen diese Praxis gestellt und hat seine neue Sicht – zuerst sich um das leibliche Wohl der Kranken zu kümmern und dann um das Seelenheil – seinen Mitbrüdern als Vermächtnis mitgegeben (aus der Vita des Kamillus).

An diesem Beispiel ist zu sehen, dass die konkrete Form der Sorge um die Kranken einem dauernden Wandel unterworfen war, abhängig vom Welt- und Menschenbild, von den ärztlich-medizinischen und den pflegerischen Möglichkeiten.

Die Kamillianer in Österreich

Am 28. September 1906 genehmigte Kaiser Franz Joseph I. die Niederlassung der Kamillianer in Wien. Anders als in den anderen Ordensprovinzen, wo die Kamillianer eigene Krankenanstalten unterhielten, standen für die Kamillianer in Österreich von Anfang an die Krankenseelsorge und die seelsorgliche Begleitung der Ärzte und des Pflegepersonals im Mittelpunkt.

Bis in die Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts war ein Großteil der Menschen volkskirchlich beheimatet. Krankenseelsorge konnte darauf adäquat aufbauen. Es genügte für viele Patienten/innen, dass sie der Priester mit dem Ziel besuchte, ihnen die Sakramente zu spenden. Ob sich dabei ein Gespräch oder eine weitere Begleitung entwickelte, war von der Intuition und dem Können des Seelsorgers abhängig.

Durch die Beschreibung des Aufgabenfeldes der Kamillianer in Wien entsteht für uns der Eindruck, dass Kamillianer Seelsorge immer auch verstanden haben als Seelsorge am Krankenhauspersonal, z. B. durch Einkehrtage, Exerzitien ...

Von der Krankenseelsorge zur Kranken-HAUS-seelsorge

Das Neue der Seelsorgebewegung: Ein wichtiger Anstoß kam von außerhalb der theologischen Disziplinen. Es war ein amerikanischer Arzt namens Richard Cabot, der 1924 sagte: „Wenn wir darauf drängen, dass ein Theologiestudent klinische Erfahrungen außerhalb seiner Hörsäle macht, dass er die Kranken, die Geistesgestörten, die Gefängnisse und Armenhäuser besuchen sollte, dann nicht deshalb, weil wir ihn von seiner Theologie abbringen wollen, sondern weil wir wollen, dass er seine Theologie dort praktiziert, wo sie gebraucht wird, d. h. im persönlichen Kontakt mit den Menschen in Not ...” (Schweizerische Kirchenzeitung 2002, Brigitte Amrein, Entwicklung der Spitalseelsorge seit 1960).

Eine neue Art des Lernens in der Seelsorge: „Aufgenommen und in die Praxis umgesetzt wurde dieser Impuls von Pfarrer Anton Boisen. Er vertrat die Auffassung, ein Theologe müsse lernen, in den ‚lebendigen menschlichen Dokumenten’ zu lesen. … Nur wenn der Seelsorger die eigenen Verhaltensmuster, Probleme und Konflikte kennt, kann er lernen, damit umzugehen. CPT (Clinical Pastoral Training) wurde in den USA zu einer breiten Bewegung und fasste auch in Australien Fuß. Seit den Anfängen hat sich CPT mit theologischen und psychologischen Schulen auseinander gesetzt und der Theologie dadurch verholfen, einen Dialog mit Psychologie und Medizin zu führen” (Zitat siehe oben).

In der Sache formuliert das Zweite Vatikanische Konzil in diesem Sinn: „In der Seelsorge sollen nicht nur die theologischen Prinzipien, sondern auch die Ergebnisse der profanen Wissenschaften, vor allem der Psychologie und der Soziologie, wirklich beachtet und angewendet werden …” (Pastoralkonstitution „Gaudium et spes”, Nr. 62).

Auf diesem theoretischen und praktischen Hintergrund wurde das Ernstnehmen und Wertschätzen der Wahrheit, die jeder Mensch in sich trägt, zum Leitmotiv der Seelsorge: Die Seelsorger/innen sind Hörende und Zuhörende und begegnen den Patienten/innen auf gleicher Augenhöhe. „Seelsorge am Krankenhauspersonal” hat sich weiter entwickelt zur Seelsorge im therapeutischen Team des Krankenhauses. Das Krankenhaus wird als soziologisches System mit besonderen Bedingungen für Patienten und Arbeitende gesehen: - Krankenhäuser sind charakterisiert durch einen hierarchischen Aufbau und durch strukturierte Abläufe. - Sie stehen noch weitgehend unter dem Primat der Naturwissenschaften und der Medizintechnologie. - Deswegen wird die Erfahrungskompetenz der Patienten/innen in ihrer Gesamtbefindlichkeit kaum ernst genommen und zu wenig in die Behandlung einbezogen. Eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen fehlt auch im Gesundheitswesen noch weitgehend. - Religion und Spiritualität hatten in dieser speziellen Ausrichtung der Medizin nur am Rand Bedeutung. Durch das Zusammenwirken von Humanwissenschaften, Krankenhausseelsorge, Psychotherapie und Patienten/innen stehen wir seit einigen Jahren in einem Prozess, der das Gesundheitswesen wahrnehmbar verändert hat. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass Kranke in ihren umfassenden Bedürfnissen verstärkt ernst genommen werden.

Die Krankenhausseelsorge sieht sich in diese Zusammenhänge gestellt und nimmt Erkenntnisse der Organisationsentwicklung auf. Die Kompetenz der Krankenhausseelsorge in Organisationszusammenhängen ist für sie selbst notwendig und wird in den Krankenhäusern zunehmend geschätzt. Dieser Weg lässt sich charakterisieren als Weg von der Krankenseelsorge zur Kranken-HAUS-seelsorge.

Die Kamillianer in Salzburg

1968 kamen die ersten Kamillianer auf eigene Initiative nach Salzburg und haben ihre Dienste für die Krankenhausseelsorge angeboten. Ihr Auftrag war die Seelsorge im Gebiet der Stadtpfarre St. Johannes, sie „… umfasst alle zu den Landeskrankenanstalten gehörigen Abteilungen, einschließlich der weltlichen Schwesternheime …”.

Besonders P. Stefan Gruber hat die Weiterentwicklung der Krankenhausseelsorge in der Erzdiözese Salzburg und infolge Österreichweit entscheidend mitgestaltet. Seine entscheidenden Motive dafür waren:

Um diesen neuen Herausforderungen begegnen zu können, verstärkten die Kamillianer im Einklang mit der aus den USA kommenden Krankenhausseelsorgebewegung Bemühungen um eine qualifizierte Ausbildung. Bereits 1979 gab es einen ersten Hochschullehrgang für Krankenhausseelsorge, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pastoraltheologie, Prof. Gottfried Griesl, und dem damaligen Leiter der Landesnervenklinik, Prof. Heimo Gastager, abgehalten wurde. P. Stefan Gruber hat diesen Lehrgang angeregt und mitgestaltet.

Eine weitere Innovation der Kamillianer in Salzburg war das Einbeziehen von sogenannten „Laien” in die Krankenhausseelsorge. Die Motivation dafür lag nicht im Priestermangel, sondern war Folge einer Aufwertung der „Laien” durch das Zweite Vatikanum. Seelsorgliche Aufgaben werden seither als gemeinsamer Auftrag für alle Christinnen und Christen gesehen. Für die Kamillianer war diese Neuerung ein Rückgriff auf eine gute kamillianische Tradition: Schon Kamillus hat den Laien eine wichtige Rolle in der Betreuung der Kranken gegeben.

Die Salzburger Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung

Die Erfahrungen mit dem ersten Hochschullehrgang und der verstärkte Dialog mit den Humanwissenschaften und die Erfahrung mit den eigenen Grenzen im Umgang mit den Kranken haben dazu beigetragen, dass Mitte der Achtziger Jahre im Auftrag der österreichischen Bischofskonferenz am Landeskrankenhaus Salzburg die österreichische Krankenhausseelsorge-Ausbildung entwickelt wurde.

Seither wurden aus allen Diözesen Österreichs, der Diözese Bozen/Brixen und der Diözese Passau 101 Frauen und Männer als Krankenhausseelsorger/innen ausgebildet.

aus den Diözesen    [Stand 2006]   
Wien:  19     
Linz:  23  Davon sind:   
St. Pölten:  12     
Salzburg:  Diakone: 
Graz-Seckau:  Priester:  26 
Gurk-Klagenfurt:  (Weltpriester 17, Ordenspriester 9)   
Innsbruck:     
Feldkirch:  Ordensfrauen:  17 
Bozen:  10  Pastoralassistenten:  53 
Eisenstadt:  (Frauen 32, Männer 21)   
Bayern:     
andere:  Insgesamt:  101 

Aufnahmebedingung für die Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung ist eine abgeschlossene theologische Ausbildung, entweder in Form des Theologiestudiums oder des vierjährigen Seminars für kirchliche Berufe. Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren wird in der Gruppe „Krankenhausseelsorge” praktisch und theoretisch gelernt und geübt. Das berufsbegleitende Modell des Kurses bringt gewichtige Vorteile für die Ausbildung insgesamt, z. B. dass die Seelsorger/innen das Gelernte in ihren Heimatkrankenhäusern in die Praxis umsetzen und die neuen Erfahrungen im Kurs wiederum reflektieren können.

Die Kursteilnehmer/innen schreiben innerhalb des Kurses Gesprächsprotokolle von Begegnungen mit Patienten/innen, die in der Ausbildungsgruppe bearbeitet werden. Diese Arbeit führt unmittelbar in das Beziehungsgeschehen zwischen Seelsorger/in und Patient/in und ermöglicht ein besseres Verständnis der Ängste, Nöte und Hoffnungen von kranken und sterbenden Menschen.

Die Seelsorger/innen begegnen in der Angst, im Schmerz und in der Not der Patienten/innen auch ihrer eigenen Angst, ihrem Schmerz und ihrer Not. Die größte Herausforderung der Ausbildung ist, Trauer und Verzweiflung auch bei sich wahrzunehmen und sie dem/r Patienten/in nicht wegzureden, sondern sie anzuerkennen, damit sie sich – vielleicht – verwandeln können. Hoffnung kann oft erst nach durchlittener Trauer und vielen Tränen lebendig werden.

Um diese Herausforderung zu bestehen, werden verschiedene didaktische und therapeutische Methoden angewandt (Rollenspiele, Aufstellungsarbeiten, gesprächs- und gestalttherapeutische Elemente …).

Ausbildungsinhalte

Theologische Grundlagen für die Krankenhausseelsorge:
- Pastoraltheologische Einführung
- Reflexion der eigenen spirituellen Praxis
- Riten, Gebete, Sakramente im Krankenhaus
- Liturgische Feiern mit Kranken und deren Reflexion.

Arbeit mit und an der Persönlichkeit des/der Seelsorgers/in:
- Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung und der eigenen Herkunft
- Selbsterfahrung in Kontakt und Gespräch
- Abschied/Verlust – Sterben – Tod.

Seelsorge im Krankenhaus:
- Praktikum: Krankenbesuch im Ausbildungskrankenhaus
- Gesprächsführung – Arbeit an Gesprächsprotokollen
- Reflexion der Stationspraxis
- Krisentheorie, Krisenintervention und die Erfahrung eigener Krisen.

Krankenhausspezifische Themen:
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit
- Grundbegriffe der Organisationsentwicklung
- Analyse des eigenen Arbeitsplatzes
- Ethik im Krankenhaus
- Interreligiöser Dialog.

Die Arbeit in der Krankenhaus-Seelsorge-Ausbildung erleben wir für unsere eigene seelsorgliche Tätigkeit als impulsgebend. Unsere eigene Entwicklung und unser seelsorgliches Selbstverständnis wird dadurch wesentlich belebt und weitergeführt.

Krankenhausseelsorge – heute

Krankenhausseelsorge ist in den letzten 30 Jahren zu einer wichtigen Dienstleistung im Krankenhaus geworden. Ein Grund dafür ist der steigende Bedarf bei Patienten/innen und Angehörigen sowie bei Mitarbeitern/innen für unterschiedliche emotionale Bedürfnisse. Denn all diese Personengruppen sind hoch belastet durch intensive Gefühle der Sorge, der Angst, der Trauer, des Mitgefühls, der Ohnmacht.

1. Seelsorge orientiert sich an Patienten/innen

Sowohl Krankenhausaufenthalte für Patienten/innen als auch die Arbeit im Krankenhaus für Mitarbeiter/innen stellen in einem hohen Ausmaß Grenzerfahrungen dar. Gerade in einer Zeit der vielfältigen religiösen Aufbrüche und Angebote suchen Menschen kompetente und einfühlsame Gesprächspartner/innen für ihre religiös-spirituellen Themen. Ein Krankenhausaufenthalt zwingt Menschen, ihren Alltag zu unterbrechen. Selbst wenn Patienten/innen mit einer verhältnismäßig leichten Erkrankung für kurze Zeit im Krankenhaus aufgenommen werden, begegnen sie dort anderen Kranken, die sie an ihre eigenen Grenzen, an ihre eigene Sterblichkeit erinnern können. Grenzen sind Einfallstore spiritueller Fragen.

Alle Weltreligionen sehen es als ihre spezifische Aufgabe, Menschen an den Grenz- und Wendezeiten des Lebens zu begleiten. Sie haben dafür über Jahrhunderte Wissen und Verfahrensweisen entwickelt, weitergegeben und praktiziert. Diese Kompetenz sichert sich das moderne Krankenhaus durch die Einbeziehung der Krankenhausseelsorge in sein Angebot. Für moderne Krankenhausseelsorger/innen sind die Fragen, die den konkreten Menschen an seinen Grenzen bewegen, die spirituellen Vorgaben für das seelsorgliche Gespräch. Zentrale Aspekte seelsorglichen Handelns sind:

In der Kirche, auf Abteilungen und in Krankenzimmern werden sowohl Eucharistiefeiern als auch Wortgottesdienste mit Kommunionfeiern regelmäßig abgehalten. Nach Bedarf werden Gedenkgottesdienste gefeiert und zum Beispiel auch Weihnachtsfeiern auf verschiedenen Stationen und für unterschiedliche Zielgruppen. Gestaltung des Kirchenjahres: unter anderem mit einem für das Krankenhaus gestalteten Erntedankfest, zu dem ehemalige Patienten/innen eingeladen werden.

Wir erleben, dass Seelsorger/innen in verschiedenen Situationen zunehmend als Gesprächspartner/innen gefragt sind:

Krankenhausseelsorge als „spiritual care”

Die Künste ebenso wie Spiritualität und Religion beschäftigen sich mit den Fragen der Menschen nach „woher?” – „wohin?” – „wozu?”. Sie sind Teil der Suchbewegung von uns Menschen, die wir mit Grenzen leben, an ihnen leiden und an diesen Grenzen unsere Lebens- und Deutungsmöglichkeiten erweitern wollen. Die Humanwissenschaften stellen dar, dass Menschen nicht nur an der Realität leiden und sich an ihr abmühen, sondern vor allem an nicht verfügbaren Möglichkeiten, die Realität so zu deuten, dass die Deutung eine Ressource für Gesundung und Heilung darstellt. Kunst wie Spiritualität und Religion sind keine nutzbringenden, sehr wohl aber sinnstiftende und zweckfreie „Leistungen”, ohne die menschliche Gesellschaften nicht qualitätsvoll leben können.

Nachdem die großartigen Erkenntnisse und Errungenschaften der Naturwissenschaften lange Zeit den „mainstream” der Weltdeutung geliefert haben, wurde in den letzten Jahrzehnten das Bedürfnis nach Intuition, Träumen, Mythen und Mysterien lebendig. Sie stellen Räume spirituellen Erlebens dar.

Das Bedürfnis nach Spiritualität und Religion als Grundkomponente von Gesundheit ist gesellschaftlich zunehmend anerkannt. Der Mensch wird als in einem komplexen Beziehungsgeschehen lebend verstanden, in dem physische, psychische, soziale und spirituelle Dimensionen miteinander im Kontakt sind. 1

Krankenhausseelsorge stellt sich der Herausforderung, heute gangbare spirituelle Wege mit Menschen zu suchen. Solche Begleitung von Menschen ist immer ein ergebnisoffener Prozess.

Krankenhausseelsorge ist zur Zeit bemüht, sich ein breites religionspsychologisches Wissen anzueignen. So können Patienten/innen verschiedener religiöser Herkunft und Sozialisation, oft auch aus anderen Kulturen, sowie Menschen ohne Bekenntnis qualifiziert unterstützt werden.

Was uns in Zukunft stärker herausfordern wird

„Angesichts der heute sich vollziehenden Umwälzungen im Wirtschaftsleben … muss Sorge dafür getragen werden, dass … der Lebensunterhalt und die Menschenwürde namentlich derer gesichert sind, die wegen ihres gesundheitlichen Zustandes oder ihres Alters sich in besonders schwieriger Lage befinden” (Gaudium et spes, Nr. 66).

Diese Gedanken des Konzils fordern uns heraus, unsere Aufmerksamkeit auf die gesellschaftliche Wirklichkeit zu lenken, sie theologisch zu reflektieren und unsere pastorale Praxis danach auszurichten. Wir nennen einige Themenkreise, die uns unserer Meinung nach in Zukunft verstärkt herausfordern werden:

1 Vgl. Gmelch Michael, Du selbst bist die Botschaft. Würzburg 1996, S. 101.

zur Themenübersicht ]  - zurück -  [ Österr. Provinz ] [ Provinzgeschichte ] [ Kloster Wien-Lainz ] [ Wilhelminenspital ] [ Salzburg ] [ Kloster Hilariberg ] [ Kloster Nyíregyháza ] [ Losensteinleiten ] [ Blindenapostolat ] [ KSA-Salzburg ] [ Kamillianische Schwestern ]

© Kamillianer 2008 - [Stand: 06.02.2008]css