Pater Adolfo Serripierro und seine Straßenkinder in Fortaleza unterstützt unser Missionswerk schon lange. 20.000 Straßenkinder gibt es in dieser nordbrasilianischen Millionen-Stadt und 2.000 von ihnen leben von der Prostitution! Diesen tief verwundeten jungen Menschen widmet der 73-jährige Arzt und Kamillianer seit Jahrzehnten sein Leben. Er kämpft für ihre Würde. Brasilien, das dem Weltjugendtag 2013 und der Fußballweltmeisterschaft 2014 entgegenfiebert, ist ein Land großer sozialer Gegensätze, aber auch ein Land, wo der Glaube lebt und sich der Kamillianerorden an verschiedensten Brennpunkten der Not stark engagiert.
Von Lambach nach Fortaleza
„Alle im selben Boot.” Unter diesem Motto stand heuer die „Fachtagung Weltkirche”, zu der die österreichischen Ordensgemeinschaften seit einigen Jahren in das Stift Lambach einladen. Unter anderem sprach die philippinische Ordensfrau Mary John Mananzan über die Befreiung der Frau. Ihre Bilanz war, was die weltweite Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen angeht, niederschmetternd. Da geht es zunächst um direkte Gewalt gegen Frauen: Misshandlung, Vergewaltigung und Prostitution, Genitalverstümmelung und „Ehrenmorde”. Doch auch das Gesicht der Armut ist weiblich: 70 Prozent der 1,3 Milliarden Armen auf der Welt sind Frauen. Und schließlich die „Ware Mensch”: Der weltweite Handel mit Frauen ist mit schätzungsweise 30 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr zu einem riesigen Geschäft geworden. Nur der illegale Handel mit Drogen und Waffen wirft noch mehr Geld ab. Schwester Mary konnte bei der Fachtagung in Lambach aber auch auf erfolgreiche Ansätze hinweisen, dieses massive Unrecht zu bekämpfen. Und dazu zählt die Arbeit von Pater Adolfo Serripierro in Fortaleza.
Auf der Strandpromenade …
Als Pater Serripierro vor vielen Jahren bei einem Spaziergang an der Strandpromenade von Fortaleza auf eine „blühende” Prostituiertenszene stieß, war das für ihn die Initialzündung. Da sah er das ganze Elend dieser sexuell ausgebeuteten Kinder, jungen Frauen, Buben wie Mädchen und war tief erschüttert. In den armen Regionen im Nordosten Brasiliens haben die kinderreichen Familien kaum eine Chance, den jungen Menschen das mitzugeben, was sie für das Leben brauchen: Schulbildung, Berufsausbildung, einen Arbeitsplatz. Den Menschenhändlern und Zuhältern kommen das soziale Elend und die zerrütteten Familienstrukturen entgegen. Wo Arbeit fehlt, können die Jugendlichen mit Prostitution schnell Geld verdienen. In großen Küstenstädten wie Fortaleza, Recife, Natal und Salvador lernen sie leicht ausländische Touristen kennen, die ihnen ein besseres Leben in den reichen Ländern versprechen. Aber auch innerhalb Brasiliens gibt es genug Abnehmer. Menschenhändler locken mit dem Versprechen auf Arbeit in reiche Großstädte wie São Paulo oder Rio de Janeiro. Dort verlieren sich dann die Spuren. Wie lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen?
„Maria, Mutter des Lebens”
Als Erstes rief Pater Serripierro 1991 sozial engagierte Frauen zusammen, die sich mit ihm der Not dieser jungen Menschen annehmen wollten. Sie nannten sich „Missionárias Camilianas Maria Mãe da vida – Kamillianische Missionarinnen ‚Maria, Mutter des Lebens’”. Gemeinsam mit diesen Frauen und freiwilligen Helfern und Helferinnen macht Pater Serripierro seitdem regelmäßig Besuche bei den Jugendlichen, die sich auf dem Stadtplatz und am Markt herumtreiben: bettelnd, organisierend, stehlend - und das inmitten von Scharen von Touristen, Händlern, Bettlern, kleinen und größeren Taschendieben und Menschen auf der Suche nach „leichten Mädchen”. „Es ist schwer, diese Jugendlichen von der Straße wegzuholen”, ist seine Erfahrung, „weil sie nur mühsam ein geregeltes Leben, Unterricht, Arbeit und menschliche Beziehungen annehmen können.”
Weg von der Straße!
Die nächste Etappe war 1999 die Einweihung des ersten Mutter-Kind-Heims in Fortaleza. 2008 entstand in Quixadá das nächste und das dritte steht bereits im Rohbau, in Juazeiro, 45 Flugminuten von Fortaleza entfernt. Neben einer medizinischen Grundversorgung bieten diese Häuser den schwangeren jungen Frauen im Alter von zwölf bis 21 Jahren Kurse an, damit sie ein Minimum an Fertigkeiten erlernen. Dahinter steht die Hoffnung, dass sie von der Straße wegkommen und sich einmal mit einer geregelten Arbeit Geld verdienen können. Die Kurse dauern jeweils einen Monat und erinnern an unsere Hauswirtschaftsschulen: Englisch, Kochen, Nähen, Computerausbildung, Handarbeit, Tanzen, religiös-menschliche Bildung, psychologische Begleitung, Schwangerenberatung und für die Schulkinder auch Förderunterricht. Ein umfassendes Programm, an dem in jedem Haus monatlich ungefähr 250 Mädchen teilnehmen. Alle Heime tragen als Markenzeichen den Namen „Maria, Mutter des Lebens” - und überall ist eine große Liebe zu den Armen, Kranken und Notleidenden zu spüren.
Das dritte „Standbein” ist für Pater Serripierro das Krankenhaus der Kamillianer, auch wenn seine Mädchen von der Strandpromenade von den übrigen Patienten nicht immer gern gesehen werden. Und auch hier geht es um Lebenshilfe im umfassenden Sinn: Schwangerenberatung, soziale Hilfen, seelsorglicher Zuspruch. Ambulanztermine werden vereinbart, Familienprobleme besprochen, Beichten gehört, Schwangerschaftsprobleme erörtert und Hoffnung auf ein Leben in Würde vermittelt. Einen weiteren wichtigen Arbeitsbereich im Krankenhaus hat P. Jorge Sergio Pinto de Sousa übernommen, nämlich die Leitung des Aids-Zentrums, das in drei Häusern als Tagesklinik für 150 Personen geführt wird: Männer, Frauen und Kinder bis zu 15 Jahren. In diesem Kontext der Armut, der Not und des unheilbaren Leides ist das eine Arbeit, die ganze Kraft erfordert.
Liebe Freunde unserer Missionare!
Welch ein Segen ist es, dass diese entwurzelten und traumatisierten Kinder nicht nur auf die Straße verwiesen sind, sondern dass sich ein Pater Adolfo ihrer annimmt! Aber auch er braucht dringend Hilfe. Das dritte Heim steht im Rohbau. Der ganze Innenausbau und die Einrichtung müssen noch finanziert werden. Angefangen von den Möbeln über die sanitären Anlagen bis hin zu den Behandlungsräumen mit den erforderlichen medizinischen Geräten. Dann braucht es dringend Hilfen für den Lebensunterhalt der ihm anvertrauten jungen Menschen. Und nicht zuletzt Hilfe für die notwendigen Medikamente und pflegerischen Bedarfsartikel …
Unsere Bitte um Unterstützung der Hungernden in Ostafrika hat ein breites Echo gefunden und ich danke allen Spenderinnen und Spendern von Herzen. Unsere „Kamillianische Eingreiftruppe” konnte sich bewähren und dank Ihrer Hilfe manchen Hunger stillen und auch viel medizinische Hilfe leisten. Heute bitte ich Sie um dieselbe Großzügigkeit für P. Serripierro und seine Straßenkinder in Fortaleza.
„Maria, Mutter des Lebens.” So nennen sich die sozialen Werke Pater Serripierros. Maria ist die Patronin, Bewahrerin und Beschützerin des Lebens, vom Beginn an bis zur letzten Stunde. Und sie ist auch die Mutter der Barmherzigkeit. In ihrem Sohn, Jesus Christus, auf dessen Geburtsfest wir uns in diesen Tagen vorbereiten, ist uns, wie es im Titusbrief heißt, „die Güte und Menschenfreundlichkeit unseres Gottes erschienen”. Ist nicht Pater Serripierros bescheidener Dienst an den Armen, den Straßenkindern und jungen Müttern in Fortaleza ein überzeugender Beweis für die Liebe des Mensch gewordenen Gottes, besonders zu den Kranken und Leidenden?
Von Herzen grüße ich Sie und wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen gesegnete Adventstage, ein fröhliches Weihnachtsfest und ein gesundes glückliches Jahr 2012.
Pater Leonhard Gregotsch,
Leiter des Missionswerks
Bankverbindung:
Missionswerk der Kamillianer
Österreichische Postsparkasse,
PSK Wien Nr. 92087732, BLZ 60000
IBAN: AT35 6000 0000 9208 7732. BIC: OPSKATWW
Verwendungszweck:
Straßenkinder in Brasilien.
Wir danken für alle Hilfe und bitten heute
für die Straßenkinder in Brasilien.
© Kamillianer 2011 - 03.12.2011 [Stand: 03.12.2011]zurück