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Die zentralen Feierlichkeiten zum XII. Welttag der Kranken, der jedes Jahr am 11. Februar, dem liturgischen Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes, gefeiert wird, fanden in diesem Jahr in dem berühmten französischen Wallfahrtsort Lourdes statt. Anlaß dafür war der 150. Jahrestag der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Marias durch Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854. Hinzu kommt ein zweites Jubiläum: Vor genau 20 Jahren, am 11. Februar 1984, veröffentlichte Papst Johannes Paul II. das Apostolische Schreiben "Salvifici doloris" über den christlichen Sinn des menschlichen Leidens.
Höhepunkt in Lourdes war die Eucharistiefeier, bei der der Leiter des Päpstlichen Rates für die Krankenpastoral, Javier Kardinal Lozano Barragán, als Sondergesandter des Papstes den Vorsitz führte. An der Messe in der unterirdischen Basilika, die dem hl. Pius X. geweiht ist nahmen über 25.000 Gläubige teil, darunter allein 2.000 Priester.
In seiner Predigt wies der Kardinal darauf hin, daß die wahre Kultur darin bestehe, ein "Heilmittel gegen den Tod" zu finden und somit den wirklichen Horizont des Lebens zu entdecken, der im Sieg der Auferstehung Jesu über den Tod bestehe. Zugleich erinnerte an die Worte von Papst Johannes Paul II. in seiner Botschaft zum VIII. Welttag der Kranken im Jahr 2000. Dort werde Gesundheit nicht als das "einfache Fehlen von Krankheiten" definiert, sondern als "gesundes Ausgeglichensein im körperlichen, psychischen, geistlichen und sozialen Bereich".
Auch zum diesjährigen Welttag des Kranken ist eine Botschaft von Papst Johannes Paul II erschienen, in der der Papst zu einer christlichen Sinngebung des Leidens aufruft und allen von Herzen dankt, die sich in den Dienst der Kranken stellen.
Botschaft von Papst Johannes Paul II. zum Welttag der Kranken 2004
1. Der Welttag der Kranken, eine Gedenkfeier, die jedes Jahr auf einem anderen Kontinent begangen wird, hat diesmal eine einzigartige Bedeutung. Sie findet nämlich in Lourdes, in Frankreich, statt, an jenem Ort, an dem die Jungfrau am 11. Februar 1858 erschienen ist und der seit dieser Zeit zum Ziel zahlreicher Pilgerfahrten wurde. Die Muttergottes wollte in dieser Gebirgsregion ihre mütterliche Liebe besonders den Leidenden und Kranken offenbaren. Seither ist sie auch weiterhin mit steter Fürsorge gegenwärtig.
Das Marienheiligtum wurde deshalb ausgewählt, weil im Jahr 2004 der 150. Jahrestag der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis gefeiert wird. Es war der 8. Dezember 1854, als mein Vorgänger seligen Angedenkens, der selige Pius IX., mit der dogmatischen Bulle Ineffabilis Deus die Lehre verkündete, "welche festhält, daß die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch die einzigartige Gnade und Bevorzugung des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jeglichem Makel der Urschuld unversehrt bewahrt wurde" (DS 2803). In Lourdes sagte Maria damals in der örtlichen Mundart: "Oue soy era Immaculada Councepciou."
Beginn des großen Erlösungswerkes
2. Wollte die Jungfrau mit diesen Worten nicht auch ihre Verbundenheit mit der Gesundheit und dem Leben zum Ausdruck bringen? Wenn durch die Erbsünde der Tod in die Welt kam, so hat Gott durch die Verdienste Jesu Christi Maria vor jeglichem Makel der Sünde bewahrt, und über uns ist das Heil und das Leben gekommen (vgl. Röm 5,12-21).
Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis führt uns ein in die Herzensmitte des Geheimnisses der Erschaffung der Welt und der Erlösung (vgl. Eph 1,4-12; 3,9-11). Gott wollte dem Menschen das Leben in Fülle geben (Joh 10,10), machte jedoch seinen Plan von einer freien und wohlwollenden Antwort abhängig. Mit der Ablehnung dieser Gabe durch den Ungehorsam, der zur Sünde führte, hat der Mensch den lebensnotwendigen Dialog mit dem Schöpfer auf tragische Weise unterbrochen. Dem "Ja" Gottes, Quelle des Lebens in Fülle, stellte sich das "Nein" des Menschen entgegen, erfüllt von hochmütiger Selbstgenügsamkeit als Vorbote des Todes (vgl. Röm 5,19). Die gesamte Menschheit wurde zutiefst von dieser Verschlossenheit gegenüber Gott erfaßt. Nur Maria von Nazareth wurde im Hinblick auf die Verdienste Christi von jeglichem Makel der Urschuld bewahrt und völlig in den göttlichen Plan aufgenommen, damit der himmlische Vater in ihr das Vorhaben, das er für die Menschen vorgesehen hatte, verwirklichen konnte.
Die Unbefleckte Empfängnis deutet auf die harmonische Verflechtung zwischen dem "Ja" Gottes und dem "Ja" Marias hin, das sie in völliger Hingabe aussprach, als ihr der Engel die Frohe Botschaft überbrachte (vgl. Lk 1,38). Dieses "Ja" im Namen der Menschheit eröffnet der Welt erneut die Pforten zum Paradies dank des Wortes Gottes, das in ihr durch das Wirken des Heiligen Geistes Fleisch geworden ist (vgl. Lk 1,35). Der ursprüngliche Schöpfungsplan wird auf diese Weise in Christus erneuert und bekräftigt; und in diesem Plan findet auch sie, die Jungfrau und Mutter, Platz.
Christus leidet für uns und mit uns
3. Dies ist der Schlüssel zur Wende der Geschichte: Mit der Unbefleckten Empfängnis Mariens hat das große Erlösungswerk begonnen, das sich im kostbaren Blut Christi verwirklicht hat. In ihm ist jede Person aufgerufen, sich ganz bis zur Vollkommenheit der Heiligkeit zu verwirklichen (vgl. Kol 1,28).
Die Unbefleckte Empfängnis ist deshalb die verheißungsvolle Morgenröte des strahlenden Tages Christi, der durch seinen Tod und seine Auferstehung die vollkommene Eintracht zwischen Gott und der Menschheit wiederherstellen wird. Wenn Jesus die Quelle des Lebens ist, die den Tod besiegt, so ist Maria die fürsorgliche Mutter, die auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingeht und für sie die Gesundheit an Seele und Körper erwirkt. Das ist die Botschaft, die das Heiligtum von Lourdes fortwährend den Gläubigen und Pilgern vermittelt. Das ist auch die Bedeutung der körperlichen und geistlichen Heilungen, die sich an der Grotte von Massabielle ereignen.
Seit dem Tag, an dem die Jungfrau Bernadette Soubirous erschienen ist, hat Maria an jenem Ort Schmerzen gelindert und Krankheiten geheilt und somit vielen ihrer Kinder das körperliche Wohlbefinden wiedergeschenkt. Weit unvorhersehbarere Wunder hat sie jedoch in den Seelen der Gläubigen gewirkt, indem sie ihre Herzen öffnete für die Begegnung mit ihrem Sohn Jesus als wahre Antwort auf die innerste Sehnsucht des menschlichen Herzens. Der Heilige Geist, der im Augenblick der Menschwerdung des Wortes über sie kam, verwandelt die Seelen zahlloser Kranker, die sich ihr zuwenden. Auch wenn sie die Gabe der körperlichen Heilung nicht erhalten, so empfangen sie stets ein weit wichtigeres Geschenk: die Umkehr des Herzens als Quelle des Friedens und der inneren Freude. Diese Gabe verändert ihr Leben und macht sie zu Aposteln des Kreuzes Christi, Zeichen der Hoffnung auch angesichts der härtesten und schwersten Prüfungen.
4. In dem Apostolischen Schreiben Salvifici doloris betonte ich, daß das Leiden zur Transzendenz des Menschen gehört, der lernen muß, es zu akzeptieren und es zu bewältigen (vgl. Nr. 2). Aber wie könnte ihm dies gelingen, wenn nicht durch das Kreuz Christi?
Im Tod und in der Auferstehung des Erlösers findet das menschliche Leiden seinen tiefsten Sinn und seinen heilbringenden Wert. All die Last der Bedrängnis und der Schmerzen der Menschheit gründet im Geheimnis eines Gottes, der, indem er für uns Mensch geworden ist, sich erniedrigt und sich "für uns zur Sünde" gemacht hat (2 Kor 5,21). Auf Golgota hat er die Schuld jedes Menschen auf sich genommen, und in seiner Einsamkeit und Verlassenheit zum Vater gerufen: "Warum hast du mich verlassen?" (Mt 27,46).
Vom Paradoxon des Kreuzes leitet sich die Antwort auf unsere bedrängendsten Fragen ab. Christus leidet für uns: Er nimmt das Leid aller auf sich und befreit uns von ihm. Christus leidet mit uns, wodurch er uns ermöglicht, mit ihm unsere Schmerzen zu teilen. In Verbindung mit dem Leiden Christi wird das menschliche Leiden zum Heilswerk.
Eben deshalb kann sich der Gläubige den Worten des hl. Paulus anschließen: "Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt" (Kol 1,24). Der im Glauben angenommene Schmerz wird zur Pforte, um in das Geheimnis des erlösenden Leidens des Herrn einzutreten. Es ist ein Leiden, das uns nicht mehr des inneren Friedens und des Glücks beraubt, denn es ist erleuchtet vom Glanz der Auferstehung.
5. Zu Füßen des Kreuzes leidet Maria im Stillen und nimmt so auf besondere Weise an den Qualen ihres Sohnes teil. Sie wird zur Mutter der Menschheit, die bereit ist, Fürsprache einzulegen, damit jeder Mensch das Heil erlangt (vgl. Salvifici doloris, 25).
In Lourdes ist es nicht schwer, diese einzigartige Teilhabe der Gottesmutter am heilbringenden Erlösungswerk Christi zu verstehen. Das Wunder der Unbefleckten Empfängnis erinnert die Gläubigen an eine grundlegende Wahrheit: Nur durch die fügsame Mitwirkung am Plan des Vaters ist es möglich, das Heil zu erwirken, denn er wollte die Welt durch den Tod und die Auferstehung seines eingeborenen Sohnes erlösen. Durch das Sakrament der Taufe wird der Gläubige in diesen Heilsplan eingeführt und von der Erbsünde befreit. Krankheit und Tod verlieren - wenn sie auch im irdischen Leben weiter fortbestehen - ihren negativen Sinn. Im Licht des Glaubens wird der körperliche Tod, der vom Tod Christi besiegt ist (vgl. Röm 6,4), zum unumgänglichen Übergang zur Fülle der Unsterblichkeit.
Respekt vor den Rechten und der Würde der Person
6. In unserer Zeit wurden große Schritte unternommen bei der wissenschaftlichen Erforschung des Lebens, dieses fundamentalen Geschenkes Gottes, dessen Verwalter wir sind. Das Leben muß angenommen, respektiert und verteidigt werden von seinem Beginn an bis zum natürlichen Tod. Mit ihm soll die Familie als Wiege jedes entstehenden Lebens geschützt werden.
Es wird mittlerweile allgemein von der "Gentechnologie" gesprochen, wobei man auf die außerordentlichen Möglichkeiten verweist, die die Wissenschaft bietet, um auf den Ursprung des Lebens einzuwirken. Jeder wahre Fortschritt in diesem Bereich kann nur ermutigt werden, vorausgesetzt, er respektiert immer die Rechte und Würde der Person vom Augenblick der Empfängnis an. Denn niemand darf es sich anmaßen, das Leben eines Menschen wahllos zu zerstören oder zu manipulieren. Es ist der besondere Auftrag der in der Pastoral im Krankendienst tätigen Personen, alle Menschen, die in diesem schwierigen Sektor arbeiten, dahingehend zu sensibilisieren, daß sie ihre Tätigkeit im Dienst am Leben ausführen.
Anläßlich des Welttages der Kranken möchte ich allen danken, die in der Pastoral im Krankendienst arbeiten, besonders den Bischöfen, die in Euren jeweiligen Bischofskonferenzen diesen Sektor betreuen, den Krankenhausseelsorgern, den Pfarrern und allen weiteren Priestern, die in diesem Bereich wirken, den Orden und religiösen Kongregationen, den freiwilligen Helfern und all jenen, die nicht müde werden, ein treues Zeugnis vom Tod und von der Auferstehung des Herrn angesichts von Leid, Schmerz und Tod abzulegen.
Meine Anerkennung möchte ich auf die im Gesundheitswesen Tätigen ausweiten, auf das medizinische und paramedizinische Personal, die Forscher, besonders auf jene, die sich mit der Herstellung von neuen Heilmitteln und der Produktion von schwer zugänglichen Medikamenten auch für weniger begüterte Menschen befassen.
Alle vertraue ich der allerseligsten Jungfrau an, die im Heiligtum von Lourdes in ihrer Unbefleckten Empfängnis verehrt wird. Möge sie jedem Christen helfen, Zeugnis davon abzulegen, daß die einzige wahre Antwort auf den Schmerz, das Leid und den Tod Christus ist, unser Herr, der gestorben und für uns auferstanden Ist.
Mit diesen Empfindungen erteile ich Ihnen, verehrter Bruder und allen, die an der Feier des Welttages der Kranken teilnehmen, meinen besonderen Apostolischen Segen.
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