3. Die Kapelle zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit in der Klinik Hietzing
Das Krankenhaus Hietzing (vormals Lainz) wurde im Jahr 1913 anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I. nach fünfjähriger Bauzeit eingeweiht. Architekt war Johann Nepomuk Scheiringer, der unter anderem auch die Karl Borromäus-Kirche im benachbarten ehemaligen Versorgungsheim Lainz geplant hatte. In seiner Zeit zählte das so genannte Kaiser-Jubiläumsspital mit seinen 1000 Betten zu den modernsten Spitälern der Stadt Wien. Von Anfang an hatte der Kamillianerorden die Seelsorge übernommen. Nachdem Pater Alois Kummer seit 1963 die Krankenhausseelsorge über 40 Jahre geleitet hatte, folgte ihm im September 2007 Pater Joshy Kanjirathamkunnel mit seinem Team nach. Seit September 2012 ist Pater Leonhard Gregotsch Leiter der Seelsorge in dem heute rund tausend Betten zählenden Spital.
Die heute Krankenhauskapelle war ursprünglich die Hauskapelle der 134 geistlichen Schwestern. Das waren die Franziskanerinnen von der christlichen Liebe (die so genannten „Hartmannschwestern“), die wie auch im benachbarten Versorgungsheim die Betreuung der Kranken bis zum Jahr 1979 innehatten. Dabei war das Schwesternhaus von Otto Wagner von vornherein so konzipiert, dass es im Bedarfsfall sofort in einen weiteren Krankenpavillon umgewandelt werden konnte. Den weithin sichtbaren Eingang bildet ein großer Glockenturm.
Der einschiffige Kapellenraum hat 104 Sitzplätze und reicht über zwei Geschosse. Die bunten Glasfenster rechts und links zeigen die Heiligen Josef, Antonius von Padua, Johannes Nepomuk, Elisabeth von Thüringen sowie Franz und Klara von Assisi. Geweiht ist die Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Das dreiteilige Altarbild ist eine Spende des Malers Hans Zatzka, von dem auch der Altar in der Versorgungsheimkirche stammt. Er schuf es 1913 als sein letztes großes sakrales Werk. Das Mittelbild zeigt den Heiland als Tröster der Kranken. Der auf dem Totenbett liegende Mann trägt die Gesichtszüge des drei Jahre zuvor verstorbenen Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger, der auch in anderen Gestalten der Altarbilder wiederzuerkennen ist. Die Frau im Ordensgewand der Hartmannschwestern symbolisiert das Pflegepersonal.
Das linke Seitenbild zeigt den festlichen Anlass der Erbauung des Spitals als gemeinsames Werk der Stadt Wien und des Kaiserhauses. Die Gestalt der Vindobona hält in ihrer Rechten ein in einem Goldrahmen gefasstes Bild des Bürgermeisters Karl Lueger. Rechts neben ihr erhebt ein Engel die Krone und das Szepter des Hauses Habsburg schützend über die Stadt. Seine Linke stützt sich auf das Altwiener Wappen, hinter dem noch der Stephansdom zu erkennen ist. Das Gemälde rechts zeigt die Nächstenliebe als Siegerin über alle Krankheiten: Ein Engel steht einer Gruppe kranker Menschen allen Alters bei, wobei sich die behinderten, bedürftigen, vielfältige Not leidenden Menschen auch gegenseitig unterstützen und trösten.
Über dem Eingang zur Kapelle spannt sich eine Orgelempore. Die Lampen im Presbyterium und die Wandleuchten sind nach Entwürfen von Otto Wagner gefertigt. Auch im Eingangsbereich der Kapelle gestaltete der Jugendstil-Architekt zwei heute leider entfernte Absperrgitter. An beiden Wänden unter den Fenstern und über den Sitzbänken läuft ein einfacher Fries, in den 1896 von Heinrich Epler gestaltete Kreuzwegstationen eingesetzt sind. Im Vorraum erinnert ein Bild an die 1998 selig gesprochene Mödlinger Krankenschwester und Hartmannschwester Maria Restituta Kafka, die wegen ihres Widerstands gegen die Nazidiktatur als einzige Ordensfrau am 30. März 1943 in Wien hingerichtet wurde. Einst hatte sie als Hilfsschwester in diesem Krankenhaus den Kontakt zu den Hartmannschwestern gefunden und war daraufhin in ihre Gemeinschaft eingetreten.
zum Weiterblättern:
1. Die Pfarr- und Klosterkirche „Maria, Heil der Kranken“
2. Die Kirche St. Karl Borromäus im Geriatriezentrum Am Wienerwald (GZW)
Das Kamillianerkloster in Wien-Lainz
© Kamillianer 2022 - [Stand: 16.04.2022] zurück