„Heilt die Kranken und verkündet das Evangelium”
4. Osteuropa und Kaukasus
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 konnten die Kamillianer auf Bitten aus Osteuropa antworten und einige hoffnungsvolle Projekte in den folgenden Ländern - zeitweise auch auf dem Gebiet des früheren Jugoslawiens – in die Wege leiten.
Armenien
1992 gingen drei Mitbrüder (P. Mario Cuccarollo und P. Mariano Florio aus der Lombardo-venezianischen sowie P. Nino Martini aus der Piemontesischen Provinz) auf Bitten der italienischen Caritas und des damaligen Generaloberen P. Dr. Angelo Brusco nach Armenien und übernahmen in Ashotsk die Leitung des Krankenhauses „Redemptoris Mater”. Dieses auf eine Hochebene von 2.000 Metern gelegene 100-Betten-Krankenhaus mit 23 Ambulatorien in den umliegenden Dörfern war 1988 nach dem großen Erdbeben von der italienischen Caritas gebaut und dem Papst als Geschenk übergeben worden.
Georgien
1997 ging P. Nino Martini aus der Piemontesische Provinz auf Bitten des damaligen Staatspräsidenten Eduard Shewardnadse und im Auftrag seiner Provinz in die georgische Hauptstadt Tiflis. Zusammen mit einem polnischen Kamillianer errichtete er ein kamillianisches Zentrum mit folgenden Zielsetzungen: in der Hauptstadt Betrieb des Poliambulatoriums „Redemptor Hominis” mit täglich 300 Patienten, Werbung von Ordensberufen und Ausbildung von Ordenskandidaten, Leitung eines Behindertenzentrums und zweier Landpfarren. Die Werbung von Ordensberufen hat schon Früchte getragen: Einige Kandidaten konnten nach Italien ins Noviziat gesandt werden; drei haben die Zeitliche Profess abgelegt.
Ungarn
1995 gründete die österreichische Ordensprovinz in Nyíregyháza in Ostungarn unter Leitung von P. Dr. Anton Gots eine Niederlassung, die zeitweise auch als Noviziats- und Postulatshaus der Provinz diente. Die Kamillianer widmen sich der Krankenhausseelsorge, kümmern sich um kranke und alte Menschen in ihren Wohnungen und in Heimen. 2004 wurde eine Rehabilitationsstation für 25 behinderte Jugendliche gegründet. Das Kloster wurde zu einem Zentrum umfassender Sozialarbeit, von dem aus in Österreich gesammelte Lebensmittel und Hilfsgüter aller Art an Arme und Kranken in Ungarn und in benachbarten Ländern wie Rumänien, Serbien, Slowakei und Ukraine verteilt werden. Vorbereitet und unterstützt wurden diese Aktivitäten durch eine große Anzahl höchst aktiver Kamillianischer Familien. Inzwischen gibt es auch eine Reihe von Interessenten am Ordensleben; vier haben bereits ihre ewigen Ordensgelübde abgelegt, einer von ihnen, P. Alfréd György, ist Priester und leitet heute als Nachfolger von P. Gots die Niederlassung.
Die Sorge um Arme und Kranke - gefragt wie eh und je
Auch in jüngster Zeit gibt es noch weitere Bitten, die Dienste des Ordens auf andere Länder auszudehnen. In aller Kürze seien sie genannt. In Korea ist ein koreanischer Kamillianer tätig, P. David Lee, der seine Ausbildung in Italien gemacht hat. Er versucht, Kandidaten für den Orden zu gewinnen, und konnte bereits einen jungen Mann zur Ausbildung nach Manila vermitteln. Auch aus Pakistan studieren hier schon einige Ordensinteressenten. Von den ersten „Früchten” aus Vietnam war schon die Rede: vier junge Männer haben die zeitliche Profess abgelegt und ein Kandidat ist derzeit im Noviziatsjahr. Aus Indonesien kommt ein Dutzend junger Männer, die sich in Manila auf das Noviziat vorbereiten. In Maumere auf der Insel Flores ist das erste Kamillianer-Seminar entstanden. Das vor zehn Jahren begonnene Experiment zeitigt erste Früchte. 16 Kandidaten zählt das Haus. Einen Neupriester gibt es bereits; zwei Diakonatsweihen sind für das Jahr 2010 vorgesehen.
Ein großer Baum mit vielen Zweigen ...
In wenig mehr als einem halben Jahrhundert hat der „missionarisch-kamillianische Baum” fast 30 neue Zweige hervorgebracht, mit reichlichen und hoffnungsvollen Blüten und Früchten. Alle Kamillianer und alle mit den Kamillianern verbundenen Menschen hoffen und beten, dass der Herr weiterhin „Arbeiter in seinen Weinberg” sende. Der Dienst der praktischen Nächstenliebe wird in allen Ländern der Welt gesucht und gebraucht. Tatsächlich lebt heute schon mehr als die Hälfte aller Kamillianer außerhalb Europas. Bald werden sie in der Überzahl sein. Schon heute senden die einstigen Missionsländer auch selbst Missionare in andere Länder aus, etwa Indien, Benin oder Brasilien. Mit Indien und China sind zwei neue wirtschaftliche Giganten herangewachsen. In beiden Ländern gibt es auch eine dynamische und lebendige Ortskirche.
Kamillus von Lellis (1550-1615), der Gründer der „Diener der Kranken”, hat diese segensreiche Entwicklung seiner Gemeinschaft nicht nur erhofft, sondern auch vorausgesagt: „Es wird eine Zeit kommen, da dieses kleine Pflänzchen wachsen, sich ausdehnen und viele Früchte tragen wird!” Heute dürfen wir erleben, wie sich dieses Wort erfüllt.
© Kamillianer 2011 - 25.04.2011 [Stand: 12.05.2011] zurück