Heiligsprechungs-Bulle des hl. Kamillus von Lellis
Rom, am 29. Juni 1746
Benedikt, Bischof, Diener der Diener Gottes zum steten Gedächtnis
Die Übung der Barmherzigkeit ist uns durch das Beispiel des himmlischen Vaters, mehr noch durch das zwingende Gebot unseres Heilandes zur Pflicht gemacht. Sie unterscheidet die Jünger Christi und Kinder der Kirche derart von allen Anhängern menschlicher Vereinigungen, dass die, welche die Liebe zueinander haben, sich jene Wissenschaft erwarben, die alle Weisheit übersteigt, und wahrhaft zum Reiche des Sohnes Gottes gehören. Dieses Gesetz der Liebe war nicht den steinernen Herzen der Juden eingemeißelt, auch nicht dem Stamm der Leviten als Erbschaft übertragen, auch dem Geschlechte Aarons nicht als priesterliches Vorrecht gewährt, sondern ist durch den Heiligen Geist den Herzen der Gläubigen in liebevoller und reicher Weise eingegossen. Wie dieses Gesetz den landfremden Samariter zum Nächsten werden ließ für den erschöpften Juden, so hat es auch alle Völker der Erde durch das Band der Brüderlichkeit untereinander verbunden. Durch diesen Geist der Liebe ist in Wahrheit das Antlitz der Erde erneuert worden. Die Menschen, durch die Sünde und die ihr folgenden Strafen verwundet, sahen nun dieses Tal der Tränen nicht mehr als Ort der Verbannung und Strafe an, sondern als Betätigungsfeld der Liebe und als Herberge auf ihrer Wanderung zur Seligkeit. Die menschlichen Krankheiten galten nun den Gliedern des einen Leibes als gemeinsames Gut: sie gereichten nunmehr den Leidenden zur Tilgung ihrer Schuld und zur Quelle ihres ewigen Heiles, den Mitleidenden aber brachten sie Vermehrung ihrer Verdienste und die Zuversicht, für sich Barmherzigkeit zu erlangen, die sie anderen gewährten.
Erfüllt von diesem Geiste aus Himmelshöhen nahm im vergangenen Jahrhundert der selige Kamillus de Lellis die liebevolle Sorge für alle Unglücklichen, besonders aber die Kranken auf sich. Er sah es als seine eigentliche Lebensaufgabe an, sie liebend zu umfassen und ihre Not zu lindern: auch wenn weder Volkszugehörigkeit noch Blutsbande sie ihm verbanden, mehr gedrängt von der Liebe Christi als von vaterländischen oder verwandtschaftlichen Pflichten. Ja noch mehr! Als er sah, dass er seine Tätigkeit und Aufgabe nicht auf alle ausdehnen konnte, die da irgendwo in Trübsal sind, sie auch nicht über seine ihm bestimmte Lebenszeit erstrecken konnte, pflanzte er anderen Menschen diesen seinen Liebesgeist ein: Denen nun, die sich unlösbar der Liebe verschrieben und sich durch das religiöse Gelübde banden, übertrug er für alle Zeiten die Sorge für das geistige und leibliche Wohl der Kranken.
Da nun Gottes Gnade die Tugenden des seligen Kamillus zu jener Höhe der Vollkommenheit sich erheben ließ, die menschliche Vernunft und natürliche Kräfte nicht erreichen können: da ferner der allmächtige Gott seine Heiligkeit durch herrliche Wunder vor den Augen der Menschen zu verherrlichen sich würdigte, stellen Wir ihn durch dieses Schreiben mit vollem Recht von diesen Sitz der Wahrheit nach dem Rate und unter Zustimmung unserer ehrwürdigen Brüder, der Kardinäle der heiligen römischen Kirche, sowie auch der bei der römischen Kurie zahlreich versammelten Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe der ganzen Kirche zur Verherrlichung und Verehrung, den Völkern als Schutzpatron, allen Gläubigen aber als nachahmenswertes Beispiel vor.
Kamillus wurde 1550 in Bucchianico, einer Stadt in den Abruzzen, in der Diözese Theatina, geboren. Seine Geburt war nicht ohne Vorzeichen seiner künftigen Heiligkeit. Denn seine Mutter, die ihn in schon vorgerückten Alter empfing, sah im Traum, sie habe einen Knaben geboren, der auf der Brust ein Kreuz trug und eine größere Anzahl anderer Knaben anführte, die in ähnlicher Weise mit dem Kreuze geschmückt waren. Aber diesem Vorzeichen entsprach in keiner Weise seine Jugend, die er in manchen Fehlern, besonders aber in ausgedehntem Würfelspiel zubrachte, ohne Rücksicht auf seine Gesundheit, sein Vermögen und seinen guten Ruf. Durch schimpfliche Armut veranlasst, war er gezwungen, zunächst im Spital der Unheilbaren zu Rom die niedrigsten, seinem Stande so gar nicht entsprechenden Dienste zu verrichten, dann mühevollen Kriegsdienst im Heere Venedigs zu nehmen und endlich im Kloster der Kapuziner Diener zu werden. Überall unbeständig, überall andern und sich zur Last, hat ihn doch die Langmut des erbarmenden Gottes nicht verlassen, der ihn stets vor dem tieferen Fall, besonders vor den bei den Spielern so beliebten Gotteslästerungen bewahrte. Endlich offenbarte er an ihm den Reichtum seiner Barmherzigkeit, weckte ihn vom Schlafe des Todes und führte ihn mit mächtiger Hand vom Wege des Verderbens auf den Pfad der Tugend.
Als nämlich Kamillus eines Tages während einer Reise die zuerst nur widerwillig aufgenommenen frommen Ermahnungen sich wiederholte und im Geiste hin und her überdachte, wurde er plötzlich von einen inneren Lichte erschüttert. Vom Bewusstsein seiner Sünden und der Furcht, vor dem göttlichen Strafgericht erschreckt, warf er sich zu Boden nieder. Er erhob sich nicht eher, bis er die Fehler seines vergangenen Lebens in heftigem Reueschmerz verabscheut und bei sich unabänderlich beschlossen hatte, in Zukunft die heilbringenden Satzungen des Herrn zu befolgen. Von der Stunde an wurde Kamillus ein neuer Mensch. Er enthielt sich in der Folgezeit nicht nur jeder Art Fehler, sondern strebte auch nach dem hohen Ziel christlicher Vollkommenheit fest. Im Kloster der Kapuziner zu Manfredonia zog er das Kleid des hl. Franziskus an. Jedoch die alte Wunde, die er sich früher einmal am Schienbein zugezogen hatte, brach immer wieder auf. Zum Leidwesen der Oberen und zu seinem eigenen Schmerz musste er zweimal entlassen werden und war so gezwungen, von diesem ihm liebgewordenen Weg eines strengen Lebens abzulassen. Nach Rom zurückgekehrt, suchte er sein altes Spital, nämlich das Haus der Unheilbaren zum hl. Jakobus, wieder auf und wurde durch Gottes Fügung zum Verwalter seiner Güter bestellt. Da Kamillus in diesem Amt nicht so sehr den Menschen als vielmehr Gott zu dienen dachte, widmete er sich mit größter Emsigkeit und Sorgfalt der Linderung der Notlage der Kranken.
Weil er sah, dass die Lohndiener, die zum Dienst im Spital herangezogen waren, ihm zu diesen Werk nicht zu Willen sein würden, begann er bei sich selbst zu überlegen, wie er Menschen gewinnen könne, die mit Rücksicht auf den in Aussicht gestellten vortrefflichen Lohn geistiger Verdienste eifriger mitarbeiten würden. Er beriet sich in dieser Frage mit dem hl. Philippus Neri, seinem damaligen Beichtvater, von dessen Weisung und Willen er abhängig war. Mit dessen Beteiligung und Ermunterung gründete er zunächst mit einigen wenigen Dienern des Spitals, dann aber bald mit einer größeren Anzahl frommer Gläubiger eine Vereinigung von Laien, die sich aus Liebe zu Gott und um des Lohnes des zukünftigen Lebens willen dem Gehorsam gegen Gott und der Sorge für die Kranken im St. Jakobsspitel weihten. Sie verachteten persönliche Vorteile, überwanden die Verleumdungen missgünstiger Menschen und hielten standhaft in ihrem Vorhaben aus. Nach kurzer Zeit dehnten sie ihre Liebestätigkeit auch außerhalb des genannten Spitals aus. Nachdem sie sich in der Stadt ein eigenes Haus erworben hatten, eilten sie von dort aus, die Not aller armen Kranken zu lindern, sowohl in den Spitälern als auch in den Privathäusern, und brachten so ganz Rom unsagbaren Nutzen.
Dieser Nutzen wurde noch größer, als viele Männer des geistlichen Standes sich Kamillus anschlossen und er selbst auf den Rat seines vorhin genannten Beichtvaters, Philippus Neri, zum Priester geweiht worden war, nachdem er mit einzigartiger Demut im römischen Kolleg die Studien beendet hatte. Denn sie begannen nun, allen Kranken für ihr leibliches und geistiges Leben Beistand zu leisten.
Dadurch veranlasst, lobte und empfahl Unser weiser Vorgänger, Papst Sixtus V., diese Vereinigung und bestätigte sie durch Apostolisches Schreiben von 18. März 1586 für immer, die derart unter Leitung des allmächtigen Gottes entstanden und dem Dienst seiner armen Kranken gewidmet war. Ihre Mitglieder sollten nur durch das freiwillige Versprechen von Armut, Keuschheit und Gehorsam, nicht aber durch ein feierliches Gelübde gebunden sein. Er bestätigte sie unter der Bezeichnung Kongregation der Krankendiener und verlieh ihr zahlreiche Indulte und Privilegien geistiger und zeitlicher Art. Unter anderem gewährte er auch mit eigenem Schreiben vom 26. Juni desselben Jahres ihren Mitgliedern jenes besondere Vorrecht, zur Unterscheidung des ihnen eigentümlichen Kleides ein rotes Kreuz auf der rechten Seite ihres Gewandes zu tragen.
Da nun die Kongregation sich im Laufe weniger Jahre unter der Leitung und Führung des Kamillus nicht nur fruchtbar entwickelte, sondern sich auch durch eine Anzahl angesehener Männer vergrößerte, wurde ihr Sitz in das größere Haus zur hl. Maria Magdalena zu Rom in der Gegend der Säulen verlegt. Alle ihre Mitglieder wünschten schon längst, unter den von Kamillus selbst verfassten weisen Regeln und Vorschriften, jedoch gebunden durch die feierlichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams, ein religiöses Leben zu führen im ständigen Dienst der Kranken, selbst der von der Pest befallenen. Nachdem diese Regeln von Unserem Vorgänger seligen Andenkens Papst Gregor XIV. vorgelegt und nachdem sie geprüft und gebilligt waren, gefiel es demselben Papst Gregor, die genannte Kongregation zu einem Regularorden unter dem Namen und der Bezeichnung Regularkleriker vom Krankendienst zu erheben. Seine Professen stellte er unter seinen unmittelbaren und besonderen und unter den dauernden Schutz des Apostolischen Stuhles, gleichviel, wo sie auch damals weilten oder in Zukunft weilen würden. Aus der Fülle Apostolischer Freigebigkeit beschenkte er sie mit sehr weitgehenden Gunstbezeigungen und Vorrechten, wie dies im Schreiben desselben Papstes Gregor vom 20 September 1591 ausführlicher und genauer dargelegt ist.
Es ist wunderbar, welcher Nutzen von dieser neuen Schule der Liebe ausging für die Menschen aller Stände, sowohl in leiblicher als in geistiger Hinsicht. Nun sorgten sich die Kranken nicht mehr, dass sich zu den Beschwerden der Krankheit die Einsamkeit und Verlassenheit gesellen könne: nun fürchteten die Sterbenden nicht mehr, die Bedrängnis des nahenden Todes ohne Tilgung der Sünden auf sich nehmen zu müssen: Nun fand der Gegner des Menschengeschlechtes, der die armen Sterblichen in ihrem Todeskampf mit ungestümer Heftigkeit bedrängt, niemanden mehr, der nicht gerüstet gewesen wäre durch die Kraft der empfangenen Sakramente und die aufmunternde Hilfe und den Trost der Gläubigen. Den Spitälern wurde die Reinlichkeit zurückgegeben, die Krankenpflege erhielt höhere Weihe, die Seelsorger fanden überall Hilfe und getröstet wurden die, die in Angst und Sorge und Kummer lebten. Daher ist es nicht zu verwundern, dass in kurzer Zeit so viele Häuser des Ordens unter dem Beifall der Einwohner und den Bemühungen der Bischöfe in ganz Italien, in Sizilien, in anderen entfernten Provinzen und schließlich in allen Gegenden Europas errichtet wurden. In ihnen allen herrscht zum großen Nutzen und Vorteil der Menschen der Geist jener außergewöhnlichen Liebe, den Kamillus seinen Söhnen und Schülern eingegossen und eingepflanzt hat.
Der Stifter aber und Förderer dieses segensreichen Werkes erfüllte selbst äußerst genau alle Forderungen der christlichen Vollkommenheit, die er an die andern stellte, vor allem aber jene Liebe, die da ist die Fülle des Gesetzes. Uns obliegt nur die Pflicht, aus den gesammelten sicheren Tatsachen seines Lebens und Wirkens die Höhe und Tiefe, die Breite und Länge dieser Liebe herauszustellen.
Die erhabene Liebe, die von Gott ausgeht und wieder in Gott mündet, sieht alle geschaffenen Dinge, die anderen nur Nährstoff für ihre ungeordneten Begierden zu sein pflegen, einzig als Beweggrund für ihre Liebe zu Gott an, oder als Gelegenheit, ihre Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten zu betätigen. So waren für Kamillus alle Dinge, die sich seinen Sinnen darboten, stets nur Anreiz, Gott zu lieben und zu loben, und er schöpfte aus ihnen neue Glut für seine werktätige Liebe. Er erging sich in stetem Reden über Gott und unter häufigen Tränen in glühenden Akten der Gottesliebe. Sein Herz brannte von solchem Feuer, dass sein Antlitz zuweilen davon widerstrahlte. Trotzdem seufzte er über seine Unfähigkeit, die unermessliche Liebe gebührend lieben zu können. Er wünschte sich unzählige Herzen, um sie alle ganz der Liebe Gottes zu weihen. Von diesem Verlangen angetrieben, ging er an den mühevollen Dienst am Nächsten, um dadurch dem allmächtigen Gott, den er in jedem Armen erblickte, nach Kräften zu dienen. Von dieser Einstellung ließ er sich niemals durch irgend etwas abbringen. So führte er schon auf Erden ein fast himmlisches Leben. Zuweilen sah man ihn in wunderbaren Verzückungen, seinen Sinnen entrückt, mit seinem Körper in der Luft schweben, im Verkehr mit den seligen Geistern. Unter ihrem Schutz und Schirm entging er auch manchen Lebensgefahren. Durch das Zeugnis des hl. Philippus Neri ist auch bekannt, dass zuweilen Engel erschienen und seinen Gefährten zur Seite standen, während sie den Kranken Beistand leisteten. Aber auch mit anderen übernatürlichen Gaben war er begnadet: mit der Gabe der Weissagung, mit der Gnade der Krankenheilung, mit wunderbarer Macht über die Naturgesetze. So zeigte er, dass er schon bei Lebzeiten sich zahlreicher himmlischer Gunstbezeugungen erfreute.
Kamillus jedoch achtete nicht der Erhabenheit seiner Tugenden und der übernatürlichen Gnadengaben, sondern schaute vielmehr auf die Tiefe seiner Demut und vergaß niemals die Sühne für seine früheren Fehler. Oft nannte er sich den größten aller Sünder, der nicht wert sei, unter Menschen zu leben, und der seiner tiefsten Überzeugung nach für das ewige Feuer bestimmt sei. Aus dieser Quelle der Demut flossen die steten Übungen der Buße und Abtötung, mit denen er seinen Leib kreuzigte, besonders aber jene demütige Geisteshaltung, aus der heraus er die Kranken und Armen im Herrn aufnahm und ihnen sonder Ruh in den niedrigsten und mühevollsten Arbeiten jeder Art diente. Auch der Gedanke an den von ihm gegründeten, von Gott und den Menschen so wohlgefällig aufgenommenen Orden, seine weise Leitung und weite Verbreitung machte ihn nicht stolz. Er liebte es nicht, Ordensstifter genannt zu werden: Ja, er legte demutsvoll die Generalleitung des Ordens, die er 27 Jahre hindurch voll Geduld und Eifer innehatte, freiwillig nieder, als er Bestand und Leitung des Ordens gefestigt sah. So konnte er mit dem, von dem er gelernt hatte, sanftmütig und demütig zu sein von Herzen, seinen Mitbrüdern sagen: „Ich aber bin in eurer Mitte wie einer, der dient.“ Diese aber schöpften daraus neuen Nutzen, da sie nun am Beispiel des Ordensstifters selbst, von dem sie bis dahin die weisesten Gesetze und Lebensregeln empfangen hatten, die vollkommene Unterwerfung und den vollkommenen Gehorsam lernen konnten.
Wir haben schon die Werte seines Herzens gesehen, so dass die Früchte seiner Liebe sich auf alle Menschen erstreckten, die da in Trübsal und Bedrängnis waren. Wir können hier nicht alles aufzählen, was Kamillus dauernd getan hat zum Unterhalt und zur Ernährung der Armen, für ihre Aufnahme in die Spitäler, zum Schutz und zur Unterbringung gefährdeter Mädchen, für die Witwen, zur Verteidigung und Unterstützung der Waisen.
Ein Werk vor allem, das er sich und seinen Söhnen als eigentliche und vorzüglichste Aufgabe gestellt hatte, zeigt den fast unermesslichen Umfang seiner Liebe, nämlich die Sorge für Leib und Seele der Kranken. Wer wurde in Rom krank, mit dem Kamillus nicht in mitleidiger Liebe mitgelitten hätte? Wen gab es, zu dem er nicht hineilte, um ihm persönlich dienend und tröstend bis zum Tode beizustehen oder ihn wenigstens durch ausgewählte Gefährten die gewünschte Hilfe zu bringen? Wer war von Not bedrückt, durch Krankheit niedergeworfen oder von allzu großer Todesfurcht erschreckt, den er nicht für Leib und Seele geeignete Hilfe brachte, oder ihn im Vertrauen auf das ewige Heil aufrichtete? Wer war in Fehlern und Sünden verstrickt, oder in Unkenntnis über die Geheimnisse und Dogmen des Glaubens und er hätte nicht getrachtet, ihn zu einem besseren Leben und in den Schoß der göttlichen Güte zurückzuführen oder ihn in der Lehre des Glaubens und im Gesetze des Herrn zu unterrichten? Es ist auch bekannt, dass nicht wenige Häretiker, die in Rom von einer Krankheit befallen wurden, durch die Liebe und das freundliche Wesen des Kamillus besiegt und durch seine Unterweisungen und Ermahnungen erleuchtet, mit Hilfe der göttlichen Gnade den Weg zur katholischen Kirche zurückfanden.
Wenn nun auch seine diesbezüglichen täglichen Anstrengungen in allen Bezirken und Häusern Roms sehr zahlreich waren, so war doch seine Arbeit in den öffentlichen Krankenanstalten, besonders im Heilig-Geist-Spital in Sassia, so andauernd, dass es den Anschein hatte, als habe er dort das Hauptbetätigungsfeld für seine Arbeiten und seinen Eifer, ja eine dauernde Heimat gefunden. Nicht nur die Pfleger und Hausdiener, sondern auch die Vorsteher sahen, wie er ihnen in allen Pflichten ihres Amts voranging, wie er alle Aufgaben, die auf mehrere Personen verteilt waren, allein auf sich nahm und mit wunderbarem Diensteifer erfüllte. In ihm fanden die Kranken alles, was Menschen sich von Freunden, Verwandten und Eltern nur immer wünschen können. Die Sorge einer liebenden Mutter gegenüber ihrem einzigen kranken Kind ist nicht größer als die Sorgfalt, die Kamillus jedem einzelnen Kranken zuteil werden ließ und mit der er, ihren Wünschen zuvorkommend, für ihre Aufmunterung, ihre Bequemlichkeit, ihre Reinlichkeit, vor allen aber für die Reinigung ihrer Seele und den rechten Empfang der hl. Sakramente sorgte. Ganz besonders erstreckte sich seine Sorge auf jene, von denen man sich aus Furcht vor Ansteckung oder aus Ekel und Abscheu vor der Krankheit abwandte. Er scheute sich nicht, sie zu umarmen, sie in Liebe anzunehmen und mit seinen eigenen Kleidern zuzudecken. Oft machte er im Spital nach mühevollster Tagesarbeit noch mühevolle Nachtwachen. Er achtete nicht seiner Beinwunde, seines Bruchleidens oder anderer Schmerzen: er dachte nicht an Speise, Schlaf oder Ruhe; oft stürzte er vor körperlicher Ermüdung halbtot ohnmächtig zu Boden.
Es musste sich jetzt nur noch bei gegebener Gelegenheit zeigen, ob die Liebe des Kamillus sich wirklich bis zu jenem Grad erstreckte, den er mit seinen Gefährten versprochen hatte, nämlich allen, selbst den von der Pest befallenen Kranken zu helfen und zu dienen. Und wirklich, kaum vier Jahre nach erlangter apostolischer Bestätigung des Ordens, wurde Rom von der Pest heimgesucht, verbunden mit einer sehr großen Teuerung, so dass die Stadt, von doppelter Heimsuchung befallen, von Tod, Trauer und Verwüstung voll war. Die einen starben infolge der Heftigkeit der Krankheit, die andern infolge von Hunger und Not, die meisten aber infolge Verzweiflung und Schrecken: alle aber trieben Furcht und Lebensgefahr dazu, anderswo Schutz und Sicherheit zu suchen oder sich wenigstens der Bedrängnis nicht auszusetzen. Kamillus jedoch zögerte keinen Augenblick, sich mit seinen Söhnen unter Hintansetzung von Sicherheit und Leben für das öffentlich Wohl zu opfern. Daher sah man ihn nicht nur ständig in allen öffentlichen Krankenanstalten, sondern auch mit unglaublichem Eifer in die verschiedenen Privathäuser eilen, ja selbst mittels Leitern durch die Fenster eindringen, wenn die Türen verschlossen waren. Er eilte in die abgelegensten Gegenden, drang in die feuchten Höhlen und unsauberen Stallungen. Er sammelte die Kranken, Entkräfteten und vom Hunger Geschwächten und half und leistete allen jeden nur erdenklichen Beistand: verband ihm Wunden, wusch ihm Unrat und Schmutz ab, reinigte die Lagerstätten. Außerdem eröffnete er ein neues Krankenhaus im eigenen Kloster, ein anderes bei St. Sixtus in Bezirk Caelitmontana, ein weiteres am Abhang des Kapitols in der so genannten Straße der Wagen. Dorthin ließ er die Kranken von überallher zusammenbringen, ja verschiedene trug er auf seinen Armen dorthin. In allen Bezirken der verödeten Stadt war er eifrig mit Wort und Tat und Rat tätig, so dass man mit Recht sagen kann, der gütige Herr, der selbst dann noch barmherzig ist, wenn er zürnt, habe der über Rom verhängten Geißel die genügende Linderung durch Kamillus und seine Gefährten entgegenstellen wollen.
Zwei Jahre nach dem Erlöschen der Pest gab ein neues Unglück Kamillus wiederum Gelegenheit, seine brennende Liebe zu den gefährdeten Mitmenschen zu zeigen. Als nämlich des Hochwasser des Tiber einen großen Teil Roms überschwemmte, in die beim Heilig-Geist-Spital liegenden Häuser eindrang und die unteren Räumlichkeiten des Spitals überflutete, ging Kamillus, bewogen durch die drohende Gefährdung der Kranken, mitten ins Wasser hinein und begann die Kranken und ihre Betten an einen anderen Ort zu tragen und hörte nicht eher auf, bis er nach gewaltiger dreitägiger Arbeit alles in Sicherheit wusste. Wenn nach dem Zeugnis der ewigen Wahrheit niemand eine größere Liebe hat als der sein Leben hingibt für seine Freunde, müssen wir da nicht die Liebe des hl. Kamillus als heroisch anerkennen, da er es für gering achtete, für die Armen Christi sein Leben oft offenkundiger Gefahr auszusetzen, und da er sein eigenes Wohl niemals für wertvoller ansah als das Wohl des Nächsten, für das er in Leidenschaft glühte.
Die Weite seiner Liebe umfasste nicht nur die Stadt Rom allein, sondern auch andere Landstriche und Städte, denen er den Segen und Nutzen seines Ordens zugute kommen ließ. Wohltaten spendend durchzog er ganz Italien, übte überall die wunderbaren Werke seiner Liebe und kam der Notlage aller mit den geeigneten Mitteln zu Hilfe. Als in Mailand und Nola die Pest wütete und alle anderen deshalb den Verkehr mit diesen Städten mieden, ja ihre Einwohner selbst sich irgendwo in Sicherheit brachten, ging Kamillus, das Feuer der Liebe in Herzen, freiwillig hinein und erneuerte an beiden Orten zur Bewunderung aller das Beispiel der Liebe, das vorher Rom gesehen hatte. Da er hörte, dass seine Vaterstadt Bucchianico von einer Hungersnot schwer heimgesucht sei, eilte er von Rom aus sofort dorthin und stärkte auf wunderbare Weise ihre Bewohner durch die großen Werke seiner Fürsorge und Liebe und durch herrliche von Gott erflehte Wunder.
Die Flamme der Liebe brannte ohne Unterlass in seinen Herzen bis zum Ende seines Lebens. In 35-monatiger Krankheit, in andauerndem und lästigem Fieber bestand er Probe der Bewährung. Nachdem seinem sehnsuchtsvoll verlangendem Herzen der Tag seines Hinscheidens von oben her kundgetan war, dachte und redete er nichts anderes mehr als von der Liebe zu Gott und den Nächsten und empfahl sie immer wieder seinen Gefährten und Jüngern. So ging er endlich nach Empfang der hl. Sakramente am 14. Juni 1614 im Alter von 65 Jahren hinüber in das Reich der vollkommenen Liebe. Keiner, der sein Wirken gesehen, zweifelte daran, dass ihm der gerechte Richter die Krone der Gerechtigkeit verliehen, wie er ja auch durch die Zeichen seiner Macht gezeigt, dass die fromme Verehrung des Volkes, das zahlreich zu seinem Grabe strömte, ihm wollgefällig sei. Da nun Anschauung und Urteil der Menschen über die Wunder, vor allem aber über das heiligmäßige Leben des Dieners Gottes allgemein und unverändert blieb, schritt man schnell zur Einleitung der gesetzlich vorgeschriebenen Prozesse, die zunächst von der rechtmäßigen bischöflichen, dann aber von der päpstlichen Instanz geführt wurden. Nachdem wir selbst, die Wir damals das Amt des Promotor Fidei bekleideten, auch die kleinsten Zweifel vorgebracht hatten, wurde alles sorgfältig und wiederholt geprüft und die Gültigkeit der Prozesse anerkannt. Darauf erklärte Unser Vorgänger seligen Angedenkens, Papst Benedikt XIII., in Übereinstimmung mit dem Entscheid der Ritenkongregation, wie aus seinem Dekret vom 24. Juli 1728 hervorgeht, es stehe fest, dass Kamillus die Tugenden in heroischem Grade geübt habe.
Bald darauf wurden in derselben Ritenkongregation die Wunder geprüft, die nach dem Tode des hl. Kamillus auf seine Fürbitte geschehen sein sollten. Das Ergebnis der Prüfung wurde Uns, die Wir zu der Zeit schon den Stuhl Petri innehatten, vorgelegt. Nachdem Wir die Hilfe des göttlichen Lichtes angerufen und die gesammelten Beweise wiederholt geprüft hatten, glaubten Wir zwei von den neun vorgelegten Wundern unbedenklich anerkennen zu können. Das eine betrifft einen sehr großen Polypen, der sich in der Nase eines Mädchens aus Viterbo gebildet hatte und schon mehrere Monate hartnäckig anhielt, aber durch einfache Berührung mit einem Faden aus dem Hemd des Dieners Gottes verschwand. Bei dem andern handelt es sich um eine Reihe lebensgefährlicher Krankheiten, nämlich um ein bösartiges Fieber, eine Lungen- und Rippenfellentzündung und ein Geschwür im Halse, an denen Katharina Dondula schon sechs Monate hindurch litt. Selbst nach dem Urteil der Ärzte war sie den Tode sehr nahe. Nachdem sie einzig einen Schluck Wasser, in das etwas Staub aus dem Zimmer des Dieners Gottes gemischt war, getrunken hatte, verschwanden plötzlich alle Krankheiten, so dass sie nicht nur die Gesundheit wiedererlangte, sondern auch die früheren Kräfte augenblicklich zurückkehrten. Diese Wunder wurden von Uns durch Dekrete vom 28. September 1741 anerkannt und veröffentlicht. Bald darauf erhielten wir den Bescheid der vorgenannten Kongregation, dass nämlich dem Diener Gottes mit Sicherheit die Ehre der Seligsprechung zuteil werden könne.
Am Feste Maria Reinigung, dem 2. Februar 1742, an dem Tage also, an dem Kamillus einst, vom Strahl des himmlischen Lichtes erleuchtet, sich einem besseren Leben zuwandte, erließen Wir ein zweites Dekret über seine förmliche Seligsprechung. Gemäß Unserem Schreiben vom 7. desselben Monats und Jahres wurde die äußere Feierlichkeit in der Basilika des Apostelfürsten zu Rom festlich begangen.
Der dem Seligen zuerkannten und dem großen Eifer der Gläubigen gestatteten Verehrung folgten neue Wunder, die offenkundig den Willen Gottes zeigten, seine Verehrung auf Erden zu vermehren. Kraft Unserer Apostolischen Autorität betreuten wir nach alter Gepflogenheit drei Bischöfe mit der Untersuchung der Wunder und anerkannten die Gültigkeit der von ihnen geführten Prozesse. Drei Wunder wurden von der vorhin genannten Ritenkongregation auf das Genaueste geprüft. Nachdem man, wie es sich gehört, das Urteil erfahrener Männer eingeholt hatte und nun Untersuchungen über die Wunder der erfolgten Heilungen angestellt worden waren, wurden Uns vor allem zwei als Unserer Gutheißung würdig vorgelegt. Nach eingehendem privaten Studium und nach Anrufung des Heiligen Geistes hielten Wir sie für einwandfrei, approbierten und veröffentlichten sie durch Unser Dekret vom 1. Mai des vergangenen Jahres 1745. Das erste betrifft die Heilung der Lucie Petti, eines Mädchens aus Capparolo, das von Geburt an infolge Missbildung des Brustkorbes an starken Atembeschwerden litt. Mit fortschreitenden Jahren verschlimmerte sich das Asthma. Dazu kamen in eitriger und blutiger Auswurf und größter Kräfteverfall. Außerdem bildete sich noch ein Buckel. Es schien, dass sie dies Leben, das ihr und ihrer Umgebung eine Last war, nicht lange mehr fortsetzen könne. Als diese Krankheiten ihren Höhepunkt erreichten, rief sie die Hilfe des seligen Kamillus an und trank etwas Wasser, das mit dem obgenannten Staub vermischt war. Im Laufe einer einzigen Nacht wurde sie von allen Krankheiten befreit und mit vollkommener gesundheitlicher Festigkeit beschenkt. Das zweite betrifft die plötzliche Heilung der Margarethe Castelli, eines 18-jährigen Mädchens aus Marini. Sie hatte von Geburt an schlechtes Blut, war häufig mit bösartigen Geschwüren bedeckt, deren Zahl schließlich so groß wurde, dass ihr Körper mit einer einzigen Kruste bedeckt schien, die Eiter und eine übelriechende Flüssigkeit absonderte. Dazu gesellte sich ein hitziges Fieber, völlige Bewegungs- und Gefühllosigkeit, so dass sie bereits auszulöschen schien. Als man ihr unvermutet ein Bild des hl. Kamillus auflegte und ihre Schwester und Mutter ein kurzes Gebet verrichteten, wachte sie gleichsam vom Todesschlaf auf und genas vollständig. Ihr Körper wurde plötzlich frisch, die Krusten fielen ab, das Fieber schwand, so dass sie sogleich aufstehen, mit frischen Kräften umhergehen und arbeiten konnte. Auch später hat sie nie mehr unter den Beschwerden des solange ertragenen Zustandes gelitten.
Der gleichen Ritenkongregation wurde nun die Frage vorgelegt, ob unter diesen Umständen mit Sicherheit zur Heiligsprechung des seligen Kamillus geschritten werden könne. Alle Mitglieder der Kongregation bejahten einstimmig diese Frage, sowohl Unsere ehrwürdigen Brüder, die Kardinäle der hl. Römischen Kirche als auch die anderen geliebten Söhne. Nach reiflicher Überlegung und heißem Gebet zu Gott erklärten Wir durch Dekret vom 17. August des vergangenen Jahres, - es war der Jahrestag, an dem Uns ohne Unser Verdienst die unerforschliche Größe des göttlichen Ratschlusses zur Würde des Papstes erhoben hatte -, uns dem Urteil der Kongregation anzuschließen.
Zur Durchführung dieses Dekretes drängten aber nicht nur die allgemeinen Bitten des gläubigen Volkes, besonders die Unserer geliebten Stadt Rom, sondern auch die innigen Ansuchen und Bitten des vorgenannten Ordens der Regularkleriker vom Krankendienst. Mit diesen Bitten vereinigten schon bei Unserem Vorgänger, den römischen Bischöfen, ihre Bitten Philipp III. und Philipp IV., die katholischen Könige Spaniens, sowie sehr viele führende Persönlichkeiten des geistlichen und weltlichen Standes. Schließlich ließen Uns demütig ihre Bitten vortragen Unser in Christus geliebter Sohn Karl, König beider Sizilien, und seine Gemahlin, Unsere in Christus geliebte Tochter Maria Amalia, Königin beider Sizilien und zusammen mit vielen anderen Bischöfen und Fürsten auch Unsere geliebten Söhne, die erwählten Leiter der Stadt Neapel.
Deshalb berieten Wir Uns mit dem gesamten Kollegium der Kardinäle im Geheimen Konsistorium, das am 18. April in Unserer Gegenwart stattfand. Von Uns über Stand und Wichtigkeit des Prozesses unterrichtet, rieten sie uns, den Prozess unter Einhaltung der bestehenden Vorschriften zu Ende zu führen. Endlich beriefen Wir noch eine Reihe Erzbischöfe und Bischöfe, um auch ihre Ansicht zu hören, wie es sich bei einer Angelegenheit von solcher Bedeutung geziemt.
Zunächst wurden nun in einer öffentlichen Vollversammlung der Kardinäle und Bischöfe und aller Prälaten der römischen Kurie durch Unseren geliebten Sohn Julius Caesar Fagnano, dem Advokaten Unseres Konsistoriums, die Taten, Tugenden und Wunder des seligen Kamillus dargelegt. Außerdem wurde ihnen ein an Hand der Urkunden der Ritenkongregation verfasster summarischer Bericht und eine Reihe Protokolle zur Begutachtung vorgelegt.
Am 10. Juni versammelten Wir alle Erzbischöfe und Bischöfe in einem halböffentlichen Konsistorium. Anwesend waren auch der Gewohnheit gemäß die Notare des päpstlichen Stuhles und die Auditoren Unseres Gerichtshofes. Ihnen legten Wir die Frage vor, ob man zur Heiligsprechung des seligen Kamillus schreiten könne. Alle stimmten einmütig zu, dass die Heiligsprechung von Uns vorgenommen werden könne. Nachdem die Einzelnen auch schriftlich ihr Votum abgegeben - das Abstimmungsergebnis wurde im Archiv der römischen Kirche hinterlegt -, ermahnten Wir alle, für Uns um die Hilfe des himmlischen Lichtes zu beten, schrieben für Rom ein allgemeines Fasten aus, bezeichneten die Kirchen, in denen die Gläubigen, die mit Uns beteten, einen Ablass gewinnen könnten, brachten wiederholt das heilige Opfer dar und baten den allmächtigen Gott, er möge Uns zur Erleuchtung der Finsternis Unseres Geistes den Beistand seiner göttlichen Weisheit senden.
Am heutigen Tage nun, der durch das Martyrium der Apostelfürsten Petrus und Paulus geheiligt ist, zogen Wir unter dem brausenden Jubel des römischen Volkes, umgeben von einer großen Zahl priesterlicher Mitbrüder, zur Gedächtnisfeier der Apostelfürsten in den Vatikan ein. Betend schritt der gesamte Welt- und Ordensklerus voran, während die Beamten und Diener Unseres Palastes und der Kurie folgten. Dort wurde Uns von Unserem geliebten Sohn Joachim Portocarrero, Kardinalpriester vom Titel der vier Gekrönten, noch einmal die Bitten und Ansuchen der vorgenannten Fürsten, der führenden Persönlichkeiten aus Welt und Kirche und des Ordens der Regularkleriker vom Krankendienst vorgetragen. Nachdem Wir unter Seufzen den Namen Gottes angerufen, verkündeten Wir zur Ehre der heiligsten und ungeteilten Dreieinigkeit, zum Ruhm der triumphierenden, zum Trotz und Schutz der streitenden Kirche, kraft der Autorität Unseres Herrn Jesus Christus und der Apostel Petrus und Paulus sowie kraft eigener Autorität, mit Zustimmung und Billigung, wie vorhin gezeigt, Unserer anwesenden Brüder: Der vorgenannte Kamillus von Lellis, Priester der Diözese Theolina, Stifter des Ordens der Regularkleriker vom Krankendienst, dessen hervorragender Glaube, Liebe und übrigen heroischen Tugenden sowie die auf seine Fürbitte von Gott gewirkten Wunder voll und ganz feststehen, ist heilig, ist von allen als Heiliger anzusehen und zu verehren: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Kraft derselben Autorität verleihen Wir für alle Zeiten allen Gläubigen, die jährlich am 14. Juli nach reumütiger Beichte die Kirche zur hl. Maria Magdalena in Rom des vorgenannten Ordens der Regularkleriker vom Krankendienst, in der der Leib des Heiligen aufbewahrt wird, besuchen, einen Ablass von sieben Jahren und ebenso vielen Quadragenen. Nachdem Wir dann das Tedeum gesungen, brachten Wir im Geiste der Demut am Altar der Konfessio des Apostelfürsten Petrus das unblutige Opfer unseres Heilandes dar mit dem Gedächtnis des hl. Bekenners Kamillus, des hl. Märtyrers Fidelis, der hl. Bekenner Petrus und Josef und der hl. Jungfrau Katharina, die Wir gleichfalls in das Verzeichnis der Heiligen aufgenommen hatten. Zum Schluss gewährten Wir allen Anwesenden einen vollkommenen Ablass. Es jubelt die Kirche Gottes und freut sich im Herrn, der gemäß seiner Verheißung den Geist der Heiligkeit und Liebe in ihr bewahrt und nährt. Es jubelt das gläubige Volk, da es nun, in den Fußstapfen der Heiligen wandelnd, durch seine Fürbitte Hilfe findet, weil er ja im Reiche der Seligkeit, in das weder Traurigkeit noch Schmerz Eingang finden, niemandem mehr hat, dem er die gewohnten Werke de Barmherzigkeit erweisen kann. Uns aber, die Wir hier auf Erden von Not und Sorge umdrängt sind, möge er durch seine Fürbitte zu Hilfe kommen und die Geißel des göttlichen Zornes gnädig von Uns abwenden.
Damit aber das Vorstehende der gesamten Christenheit zum Trost und zur Erbauung kund werde, beschlossen Wir, es in Kraft und Autorität dieses päpstlichen Schreibens zu publizieren und zu veröffentlichen. Wir erklären nun, dass allen Übersetzungen dieses Schreibens, ob schriftlich oder gedruckt, dieselbe Glaubwürdigkeit zukomme wie dem Original, sofern sie von einem öffentlichen Notar unterschrieben und mit den Siegel eines kirchlichen Würdenträgers versehen sind. Keinem Menschen aber ist es erlaubt, dieses Unser Schreiben zu vernichten oder in freventlicher Weise entgegenzutreten. Wenn aber jemand dies wagen sollte, so wisse er, dass er sich den Unwillen des allmächtigen Gottes und der Apostel Petrus und Paulus zuziehe.
Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 29. Juni 1746, im 6. Jahre Unseres Pontifikates.
© Kamillianer 2010 - [Stand: 24.07.2011] zurück