Von P. Dr. Anton Gots
Das vorliegende Konzept über Aufbau, Spiritualität und praktischen Einsatz der Kamillianischen Familien ist in dieser seiner geschlossenen und doch weiteren Kreisen zugänglichen Form längst notwendig.
Es diente mir als Grundlage zum Aufbau von über hundert Kamillianischen Familien in Österreich, Ungarn und Rumänien, in der Slowakei, in Serbien und in der Ukraine. Es hat sich bewährt. Es ist geeignet, auch einem anderen Personenkreis, der vom Geist des hl. Kamillus in seiner Begegnung mit Kranken und Leidenden angerührt ist, eine Hilfe und Grundlage zu sein und mutig die Gründung und Begleitung von Kamillianischen Familien anzugehen. Ich weiß, dass viele ideal gesinnte Männer und Frauen dazu bereit sind.
Ich freue mich, wenn mit Hilfe dieses Konzeptes leidenden Menschen im Geiste Jesu nach dem Beispiel des hl. Kamillus geholfen werden kann und Gemeinschaften unter den Helfern und Helferinnen entstehen, die unter dem Zeichen des roten Kreuzes des hl. Kamillus Kraftquellen des Lebens, weil Kirche im Kleinen, darstellen und die Liebe Christi zu den Leidenden bezeugen.
Kamillus von Lellis (1550–1614) ist einer der großen Heiligen der Nächstenliebe in der Kirche. Nach seiner abenteuerlichen und erfolglosen Soldatenlaufbahn muss er wegen einer Fußwunde ins Krankenhaus. Dort erlebt er trostlose und erschütternde Missstände in Pflege und Seelsorge. Durch Gottes Eingreifen bekehrt sich Kamillus zu einem vertieften religiösen Leben und findet im Krankenhaus seine Lebensaufgabe. Er wird Pfleger und arbeitet sich hinauf bis zum Spitalsmeister. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht er in Betreuung, Pflege, Hygiene und gesunder Ernährung Reformen durchzuführen. Der Krankendienst ist für Kamillus auch ein religiöses Anliegen. Bald beginnt er mit einer Gruppe von Gleichgesinnten, den Kranken aus religiösen Motiven mit Liebe und Hingabe zu dienen. Sie erkennen in ihrem Beruf die von Gott geschenkte Berufung und setzen sich mit voller Kraft für den Dienst am Kranken ein. Um auch die religiöse Not der Kranken zu lindern, wird Kamillus selber noch mit 34 Jahren Priester und gründet den „Orden der Krankendiener“ (Kamillianer). Als Spätberufener ist er zielbewusst und konsequent. Er packt zu, wo es notwendig ist, und macht ernst mit der Lehre vom mystischen Leib Christi: Er sieht in jedem Kranken den armen Christus und im Bruderdienst Gottesdienst.
Seit dieser Zeit will sein Orden Christus sichtbar machen als den barmherzigen Heiland, der sich aller Menschen in Not und Krankheit annimmt. Über die Spitäler hinaus übernimmt Kamillus auch in Privathäusern den Kranken- und Sterbendenbeistand. Die Kamillianer arbeiten mit solcher Hingabe und Begeisterung, dass der damalige Papst Benedikt XIV. ihren Dienst als „neue Schule der Nächstenliebe“ bezeichnet. Dies bleibt dem Orden bis in unsere Zeit Erbe und Auftrag.
© Kamillianer 2013 - [Stand: 16.10.2013] Kapitel 14 Inhaltsverzeichnis zurück Teil 2, Kapitel 1