„Es ist nutzlos, immer wieder zu sagen, wie schön es ist, Gott zu lieben. Man muss es mit den Taten demonstrieren. Jesus, ich fühle etwas in mir, was ich nicht ausdrücken kann! Ich will dich lieben, ich will alles tun, dich zu lieben“ (Nicola D’Onofrio). Das kurze Leben des am 12. Juni 1964 an Krebs verstorbenen italienischen Kamillianers Nicola D’Onofrio zeigt, was einem Menschen möglich ist, wenn er sich auf Gott einlässt und sein Leben in die Nachfolge Jesu und des hl. Kamillus stellt.
Am 24. März 1943 wird Nicola in Villamagna, Provinz Chieti, in den Abruzzen geboren, nicht weit entfernt vom adriatischen Meer. Seine Eltern sind einfache Leute: der Vater ein Kleinbauer, die Mutter Hausfrau. Zwei Schwestern des Vaters leben mit im Haushalt. Zusammen mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Tomasso wächst Nicola heran. Sein Bruder erinnert sich, dass in der Familie jeden Abend Rosenkranz gebetet wurde. Einer der beiden Buben durfte vorbeten. Nicola ist ein frohes und aufgewecktes Kind. Als die Mutter einmal krank ist, übernimmt er den Haushalt.
Gern geht Nicola zur heiligen Messe in die drei Kilometer entfernte Pfarrkirche. Nach der Erstkommunion wird er Ministrant. Er war ein intelligenter und guter Schüler, der sich durch Hilfsbereitschaft gegenüber anderen auszeichnete. Schon mit acht Jahren spürt Nicola den Wunsch, Priester zu werden. Sein Heimatort ist in der Nähe von Bucchianico, dem Geburtsort des hl. Kamillus. Ein Kamillianer fragt Nicola, ob er nicht die Höhere Schule besuchen und in das Kamillianer-Seminar nach Rom gehen will. Nicola ist von dieser Idee begeistert und spricht mit den Eltern. Die Mutter möchte ihn lieber als Seminarist im benachbarten Chieti sehen; der Vater hätte ihn als Helfer bei der Arbeit auf den Feldern. Auch Verwandte bereden ihn, als „künftiger Erbe“ zu Hause zu bleiben. Der Widerstand dauert ein Jahr.
Die Seminarzeit ist geprägt durch das Lernen am ordenseigenen Gymnasium. Mitschüler erinnern sich, dass Nicola immer sehr fleißig und korrekt war. Zugleich zeichnet er sich durch ein ernsthaftes Bemühen um ein religiöses Leben aus.
Im Nachhinein fallen Notizen aus den Exerzitien im Oktober 1959 auf: „Ich werde sterben. Ich weiß nicht wann, ich weiß nicht wie, aber ich werde sterben. Der Tod kann in jedem Alter kommen. Man muss zu jeder Zeit bereit sein, zu sterben. Der Tod wird kommen. Werde ich Novize sein, Kleriker, Priester? Ich weiß es nicht. Werde ich sterben? Es ist sicher, dass ich sterben werde!“
Am 6. Oktober 1960 wird Nicola eingekleidet. Als sein persönliches Ergebnis der vorangegangenen Exerzitien hält er fest: „Jesus, wenn es sein sollte, dass ich eines Tages wie viele andere dieses heilige Gewand wegwerfe, dann lass mich sterben, bevor ich es jetzt erhalte; ich habe keine Angst, jetzt zu sterben, denn ich bin in deiner Gnade. Wie schön wäre es, wenn ich zu dir kommen könnte, dich und deine und meine Mutter Maria zu sehen …“ Im Spital „Forlanini“ in Rom und in der eigenen Kommunität, wo er kranke Mitbrüder pflegte, absolvierte er verschiedene Praktika.
Ende 1962 treten erste Krankheitssymptome auf. Gegenüber den Mitbrüdern spricht er davon nicht, ebenso wenig informiert er seine Eltern. Nach einer kurzen Besserungs-Phase erfolgen im Krankenhaus San Camillo weitere Untersuchungen, die schließlich zur Diagnose Krebs führen. Um Metastasen zu verhindern, bekommt er Bestrahlungen. Mitbrüder, die ihn begleiten, bewundern seine Geduld und seine Ergebenheit in den Willen Gottes.
Nicola beginnt das Studium an der Gregoriana-Universität in Rom. In einem Gespräch mit seinem Bruder Tomasso spricht er davon, dass er auf den Tod zugeht und dass dies der Mutter sicher großen Schmerz bereiten werde.
Im Licht dieser Ereignisse bekommen die von ihm verfassten Notizen eine neue Bedeutung. Schon früh hat er sich Gedanken über den Tod gemacht, darüber auch gesprochen. Die Liebe zu Gott, ein geradezu inniges Verhältnis zu Jesus und zur Gottesmutter haben ihn geprägt. Daraus bezieht er eine ungeheure Kraft, sich dem zu stellen, was er auf sich zukommen sieht: den Tod.
In einem Gespräch im März 1964 möchte er von seinem Superior die Wahrheit wissen. Er ahnt, dass sich der Krebs ausbreitet. Die Wahrheit führt ihn nicht in Verzweiflung sondern in die Meditation vor dem Allerheiligsten. Von jetzt an spricht er über seine Krankheit, ohne zu dramatisieren, sondern in Ruhe und vorbildlicher Ergebenheit.
Die Oberen hoffen auf ein Wunder und schicken Nicola am 10. Mai 1964 auf eine Wallfahrt nach Lourdes und Lisieux. Nicola folgt diesem Wunsch, einerseits aus einer Haltung des Gehorsams heraus, andererseits weil er die Hilfe der Gottesmutter und der hl. Theresia von Lisieux erbitten will. In einem Brief aus Lisieux an die Eltern notiert der Zwanzigjährige: „Ich bin glücklich darüber, dass ich jetzt als junger Mensch ein wenig leiden kann, denn das sind die schönsten Jahre, um Gott etwas zum Opfer zu bringen. ... Die Kleine Theresia ist eine Heilige, die ich sehr gerne mag, denn wir ähneln uns. Auch sie wurde krank, als sie wenig mehr als zwanzig Jahre alt war, sie litt viel und starb mit 24 Jahren.“ Dann stellt er sich wieder unter den Willen Gottes und schreibt über seine baldige Rückkehr nach Italien. Am Schluss schreibt er: „Macht Euch keine Sorgen um mich, dass ich so eine Reise gemacht habe, denn ich bin noch nicht gestorben.“
Nicola möchte vorzeitig die ewige Profess ablegen. Mit besonderer Dispens Papst Pauls VI. wird ihm dieser Wunsch am 28. Mai 1964, dem Fronleichnamsfest, erfüllt. Am 5. Juni 1964 empfängt er die Krankensalbung. Bleich, abgemagert und entkräftet sitzt er im Rollstuhl und kann seine Mutter und seine Freunde begrüßen. Die letzten Lebenstage werden zu einem beständigen Leiden. Der Krebs hat die Lungen erfasst. Zu den Schmerzen kommen Atembeschwerden. Bis zuletzt betet er mit den Mitbrüdern, die sich an seinem Krankenbett versammeln. Er legt sein Leben in die Hände Gottes, will keine Schmerzmittel und lädt die Umstehenden zum Gebet ein. Am Abend des 12. Juni 1964 stirbt er im Alter von 21 Jahren.
Auf Wunsch der Mutter wird sein Leib zunächst im Familiengrab in Villamagna beigesetzt. Am 8. Oktober 1979 wird er dann in die Krypta des Kamillus-Heiligtums in Bucchiano übertragen. Im Jubiläumsjahr 2000 wurde in Rom der Seligsprechungsprozess eingeleitet.
Nur kurze Zeit hat Nicola D’Onofrio gelebt. Er fühlte sich von Gott gerufen und begeistert von seinem Landsmann, dem hl. Kamillus von Lellis (1550-1614). Ihm wollte er nachfolgen im Dienst an den Kranken. Dann aber wird sein eigenes kurzes Leben zum Auftrag. Vorbildlich nimmt Nicola sein Schicksal, seine Krankheit und sein Leiden als Aufgabe an. Ein Buchtitel fasst dieses Lebensprogramm zusammen: „Vivere e morire d’amore - Aus Liebe leben und sterben.“
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© Kamillianer 2009 - [Stand: 18.04.2009] zurück