Kamillianer

zur Themenübersicht ] - Ansprache von P. Alfréd György beim Begräbnis von P. Leonhard Gregotsch - [ Kamillus Heute 149/50 ]


Die Beisetzungsfeier auf dem Friedhof Ober St. Veit leitete P. Julien Slanon. Foto: privat

Von der Liebe Christi gedrängt und getragen im Gebet, diente er den Kranken und den Orden

Ansprache von P. Alfréd György, Generaldelegat der österreichischen Kamillianer-Ordensprovinz, beim Begräbnis von P. Leonhard Gregotsch am 6. März 2023

Wir wissen, wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, haben wir eine Wohnung von Gott, ein ewiges Haus im Himmel. In diesem Glauben, in dieser Überzeugung sind wir da. Miteinander, mit P. Leonhard Gregotsch. In dieser Überzeugung haben wir ihn kennengelernt, jeder von uns in einem anderen Umfeld. In der Familie, in der Ordensgemeinschaft oder in anderen Diensten. Dafür sind wir dankbar. Wir sind dankbar für sein Zeugnis als Nachfolger Jesu, im Dienst an den Kranken und Leidenden. Wer ein Kamillianer ist, hört eine Berufung von Gott, den Kranken zu dienen, genau wie unser Ordensgründer, der heilige Kamillus. Kamillus hat damals gesagt, unseren heiligen Orden hat Christus durch eine Fußwunde gegründet. Unsere Berufung als Kamillianer ist gegründet durch Christus und unsere Verletzungen. P. Leonhard Gregotsch hat auch schon seine Verletzungen gehabt. In seiner frühen Kindheit musste seine Familie aus Ungarn flüchten infolge von politischen Entscheidungen, auch damals verbunden mit Krieg. Und in dieser Aussichtslosigkeit, aber trotzdem in einer liebenden Familie wuchs er auf. Durch diese Kindheitserfahrung verstand P. Leonhard, dass die Menschen Beistand und Gehör brauchen, dass sie gottgeweihte Seelen brauchen, die einfach da sind, zuhören, Zeit schenken und Leben schenken können. Und das feiern wir heute. Ein Ja, das damals P. Gregotsch gesagt hat zu Jesus Christus, ein Ja, das er nach unserem Ordensspezifikum, unserem Charisma gelebt hat, den barmherzigen Samariter nachzuahmen. Geh, handle genauso. Geh, und wenn du jemanden als verletzten Menschen erlebst, begleite ihn, tröste ihn, sei einfach bei ihm.


Viele Menschen, viele sterbende, leidende Menschen haben die Begleitung von P. Leonhard Gregotsch erlebt als Kamillianer. Viele Menschen, die in Unsicherheit lebten, haben seinen Trost und auch seine Zuversicht erlebt, in einer Sicherheit, in Christus verankert zu sein. Wenn wir Kamillianer einem Kranken begegnen, wissen wir: Wo ein Kranker ist, ist Gott. Das Krankenhauszimmer wird zur Kirche und das Krankenbett gleichsam zum Altar. Das war das Leben von P. Leonhard. Eine Begegnung, ein Tempel, ein Altar, immer in verschiedenen Situationen einfach als Mensch in seinem Glauben, in seiner Überzeugung. Gott hat uns dazu fähig gemacht, sagt Paulus, er hat uns Anteil gegeben an seinem Geist. In unseren Gelübden steht: „Bewegt durch den Heiligen Geist haben wir an die Liebe Gottes geglaubt.“ Deshalb folgen wir Christus nach in unserer Ordensgemeinschaft der Kamillianer mit diesem Gelübde. Vom Heiligen Geist bewegt war P. Gregotsch fähig, den Kranken zu dienen, der Kirche zu dienen, den Ordensgemeinschaften zu dienen und zu helfen. Und diese Überzeugung und sein Dienst war getragen im Gebet, auch in der letzten Zeit in seiner Krankheit, in seiner Herzschwäche. Bei einem unserer letzten Gespräche ist er immer wieder mit Humor umgegangen auch mit seinem eigenen Leiden. Er hat gesagt: „Weißt du, Fredi, ich habe doppelt so viele Krankheiten als Kamillus gehabt hat.“ Er hat seine eigenen Verletzungen und seine körperliche Schwäche nicht tragisch genommen. „Die Liebe Christi drängt uns.“ Das ist der Wahlspruch seiner Priesterweihe. Die Liebe Christi drängt uns, weil wir erkannt haben, dass einer auferstanden ist. Diese feste Überzeugung macht uns nicht traurig. P. Leonhard hat fest daran geglaubt und in diesem Glauben gelebt. Er, der Zeit seines Lebens ein aktiver, tatkräftiger und leidenschaftlicher Mensch war, musste in den letzten Wochen seines Lebens erfahren, dass er zu schwach war, um aufzustehen, sich zu bewegen. Er war ans Krankenbett gefesselt, wie Christus festgenagelt ans Kreuz. Das Kreuz, das er als Kamillianer auf seiner Brust getragen hat, ganz stolz und immer glücklich, hat er letztendlich auch erlebt als leidender Mensch. Aber auch in diesen Schmerzen und Leiden, in dieser Ohnmacht hat er daran festgehalten: Die Liebe Christi drängt uns. Das ist sein Wahlspruch, das ist geblieben. Und wir werden auch auferweckt werden. Christus zu sehen in den leidenden Menschen und zum Schluss den leidenden Christus zu erfahren in sich selbst, vielleicht ist das der schwierigste Weg nach innen. Das hat P. Leonhard Gregotsch erlebt. Als wahrer Christ, als wahrer Mensch, als wahrer, echter Kamillianer. Der ein Leben lang den anderen geholfen hat, wird plötzlich auf einmal der leidende Christus, wird selber ein leidender Mensch, am Altar, am Krankenbett nach unserem Charisma. Und wir beten heute besonders in diesem Sinne, dass alles von Gott kommt. Er hat es immer gewusst. Alles kommt von Gott und wir kommen zurück zu Gott. Und jeder von uns wird vor der Gerechtigkeit Gottes einmal stehen müssen oder dürfen. Nach dem Motto vom Matthäus-Evangelium „Ich war krank, und ihr habt mich besucht. Ich hatte Hunger und ihr habt mir zu essen gegeben.“ Das ist unsere Identität. Das ist die Identität von P. Leonhard Gregotsch als Kamillianer. Und wir begleiten ihn in unserem Gebet. Die Liebe Christi drängt uns. Wir werden nach diesem Motto weiterleben in diesem Geist des heiligen Kamillus. Wir werden alles, was wir mitbekommen haben, alles, was wir von ihm gelernt haben, weiterleben, weiterbeten. Genauso wie P. Leonhard es in seinem irdischen Leben gemacht hat. Der Herr nehme unsere Gebete an und sei bei uns, begleite uns in unserer Trauer. Herr, sei auch der Seele unseres lieben P. Leonhard in deiner Versöhnung, in deiner Barmherzigkeit nahe. Sieh sein Herz und seine Seele an, schenke ihm deine Gnade, dich zu erkennen, der dich immer wieder erkannt hat in den leidenden und kranken Menschen. Herr, gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm. Lass ihn ruhen in Frieden. Amen.


P. Alfréd György mit den Schwestern von P. Gregotsch. Foto: privat


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