„Camilliani oggi“ - „Kamillianer heute“
Vorwort |
Die Leitung der „Diener der Kranken“ (Kamillianer)“ hat im Jahre 2007 die Broschüre „Camilliani oggi“ (Kamillianer heute) veröffentlicht, die den heiligen Kamillus und die weltweite Arbeit des Kamillianerordens sowie von sechs mit ihnen verbundenen Frauengemeinschaften in Geschichte und Gegenwart dargestellt. Ich freue mich, dass diese Broschüre nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Allen, die sich darum bemüht haben, sei herzlich gedankt.
Der katholische Krankenpflegeorden der Kamillianer wurde 1591 von dem Italiener Kamillus von Lellis (1550–1614) gegründet. „Heilt die Kranken und verkündet das Evangelium“ (Lukasevangelium, Kapitel 10): An den Armen und Kranken seiner Zeit wollte Kamillus diesen Auftrag Jesu aus dem Lukasevangelium erfüllen. Eine zeitlose Aufgabe: Arme und Kranke wird es immer und überall geben.
Heute unterhält der Orden weltweit Krankenhäuser, Kliniken und Gesundheitsstationen, Aidszentren und Lepradörfer, Alters- und Behindertenheime, Ernährungszentren für Kinder und Jugendliche, aber auch eine ansehnliche Anzahl von Ausbildungsinstituten und Universitäten für Ärzte, Seelsorger und Mitarbeiter im Gesundheitsdienst. Hier sind rund 1.200 Kamillianer tätig, oft Seite an Seite mit Frauengemeinschaften, die ihre Gründungsidee ebenfalls auf den heiligen Kamillus zurückführen. Hinzu kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den „Kamillianischen Familien“, Laiengemeinschaften, die sich heute in 24 Ländern der Welt der Kranken und Leidenden annehmen. So tragen tausende Frauen und Männer die ideelle und materielle Arbeit des Ordens mit großem Engagement mit. Sie leben ganz aus der biblischen Botschaft von der universellen Nächstenliebe: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäusevangelium, Kapitel 25).
Schon bei einem kurzen Blick in die Broschüre kann man nur staunen über die Kreativität, mit der die Mitbrüder und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das große Charisma, das Kamillus von Gott zu Gunsten der Kranken bekommen hat, lebendig erhalten. So waren vor drei Jahrzehnten manche Aufgabengebiete noch ziemlich neu, etwa die akademische und pastorale Ausbildung der Mitarbeiter im Gesundheitsdienst, der Kampf gegen Aids, was Prävention, Pflege und Forschung angeht, die NGO’s (Non-Governmental Organizations) und die „Task Force“, die „Kamillianische Eingreiftruppe“, die in plötzlichen Notlagen wie Erdbeben oder Seuchen zur Verfügung steht. Heute ist es für uns selbstverständlich, dass es das „Camillianum“ gibt, das weithin anerkannte und geschätzte Institut für Krankenpastoral in Rom, zahlreiche Spezialinstitute für Krankenseelsorge in aller Welt, Forschungslaboratorien, Zentren für Aidskranke und Katastrophen-Interventionsgruppen. Das geschieht neben den oft mit Ausdauer und Hingabe geleisteten traditionellen seelsorglichen und pflegerischen Diensten in Spitälern, in Altenheimen, in Behindertenzentren, Seelsorgestellen, Pfarreien und in der Hauskrankenpflege. In den letzten Jahren sind wir Zeugen eines stürmischen Wachstums geworden, was die Formen der Verwirklichung des kamillianischen Charismas in der Welt angeht. Wir heißen sie mit ausgestreckten Händen willkommen.
« Die Kamillianer tragen als Kennzeichen auf ihrem Ordenskleid ein rotes Kreuz. Der offizielle Name des Ordens lautet „Ordo Ministrantium Infirmorum“ (MI) = Orden der Diener der Kranken. « « » Pater Renato Salvatore, der Generalobere der Kamillianer. » » |
Pater Frank Monks, mein geschätzter Vorgänger im Amt des Generaloberen, spricht in seinem Vorwort zur italienischen Ausgabe von „Kamillianer heute“ von dem „kamillianischen Verständnis von Krankheit“, das sich auf die zentrale Bedeutung der Person stütze: „Wir waren immer davon überzeugt, dass eine gute Gesundheit nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit gekennzeichnet ist, sondern in einem umfassenden Wohlbefinden besteht, das die leibliche, soziale, geistige und spirituelle Dimension umfasst. Wir arbeiten in der Überzeugung, dass ein großer Teil des Leidens mehr durch menschliche Zuwendung entdeckt, behandelt und geheilt werden kann als durch die Medizin oder irgendwelche Therapien. Wir glauben unbedingt an die Notwendigkeit einer professionellen Ausbildung, aber wir sind auch davon überzeugt, dass sie allein nicht ausreicht. Letzten Endes gibt es Schmerzen, die kein Aspirin beseitigen kann. In unserer besonderen Spiritualität geht es darum zu zeigen, dass die wichtigste Vorbereitung für den Krankendienst nicht die professionelle Qualifikation als Arzt, Krankenpfleger oder für irgendeinen anderen Gesundheitsberuf ist. Am wichtigsten ist es, sich zunächst um den inneren Glaubensweg zu kümmern. Wenn das geschieht, wird mir auch meine eigene Verletzlichkeit und Unzulänglichkeit bewusst und ich werde andere nicht mehr so leicht verurteilen. In dem ganzheitlichen Dienst an den Kranken kommt es nicht so sehr auf die eigene Fähigkeit an, sondern auf meine Persönlichkeit. Unser Charisma und unsere Botschaft sind im Kampf gegen die Epidemien von heute genauso notwendig wie in der Vergangenheit.“
Im Vergleich zu den immens hohen Anforderungen, die das Gesundheitswesen heute stellt, ist das, was wir tun, wahrscheinlich nur ein Tropfen im Ozean. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass durch unseren bescheidenen Beitrag vieles schon besser geworden ist und unzählige Menschen Hilfe oder wenigstens Hoffnung für ihr Leben erfahren haben. Die kamillianischen Ordensleute, Laien wie Priester, können sich manchmal in ihrem Dienst klein und unwichtig vorkommen. Wenn sich aber die Mitbrüder und alle, die sich an der kamillianischen Spiritualität orientieren, zusammenschließen, werden ihre Anstrengungen zu einem brennenden Feuer, das vielen Menschen Wärme geben kann.
Möge dieser „bunte Bilderbogen“ aus dem Leben der Kamillianer Anregung sein, an dem großen Werk des hl. Kamillus mitzutun, in welcher Form und an welchem Platz auch immer, damit, wie es unser Grundgesetz so schön sagt, „die Liebe Christi zu den Kranken dauernd gegenwärtig bleibt“.
Renato Salvatore
Generaloberer
Rom, im September 2009
© Kamillianer 2009 - [Stand: 11.12.2009] zurück