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„Ein Haus der offenen Tür ...“

Erfahrungen im Kamillianerkloster Wien

Es war im kalten Winter, als ich von Indien nach Wien kam. Doch die Freundlichkeit der Mitbrüder hat mich voll Wärme aufgenommen. Es war schwer mit der deutschen Sprache, aber die Sprache der Brüderlichkeit war gut genug, einander zu verstehen!

Alles war fremd: das Leben, das Essen, die Menschen, die Stadt, die Wege, die Kultur - aber nicht fremd waren die vielen hilfsbereiten Hände um mich. Die meisten von uns, die von außerhalb Österreichs (Ungarn, Rumänien, Indien ...) kamen, dürften es nicht anders erlebt haben. Unabhängig von Nationalität, Alter, Kultur oder Sprache, jeder fühlt sich hier zu Hause und lebt und übt die Sprache der Nächstenliebe. „Seht doch, wie gut und schön es ist, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen“ (Psalm 133,1). Ja, unser Kloster ist ein Haus für alle. Ein Haus mit offenen Türen!

„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter“ (Mt 9,37). Die Ernte ist groß und die „Arbeiter“ kommen aus allen Ländern! Aber sind wir hier auch Missionare? In einer Zeitschrift lese ich: „Mission bedeutet, den Menschen Erlösung bringen. Es bedeutet, die tiefsten Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen stillen - seien sie spiritueller, psychischer oder physischer Natur. Wir möchten das mitfühlende Antlitz Christi zeigen und den Menschen geben, was immer sie zu einem besseren Leben brauchen.“ Das ist genau unsere Mission hier: den Kranken und Leidenden das mitfühlende Antlitz Christi zeigen! Weil die Krankenhäuser unser Arbeitsfeld sind, die Kranken unser Schwerpunkt und das gebetsreiche Gemeinschaftsleben unsere Stärke ist.

Mein Motto finde ich beim Propheten Jeremia: „Seht, ich bringe Genesung und Heilung; ich mache sie wieder heil und gewähre ihnen beständiges Wohlergehen“ (Jeremia 33,6). Für die, die Trost und Hilfe suchen, einen Gesprächspartner brauchen, um über das zu reden, was sie bedrückt, Begleitung auf ihrem oft einsamem Lebensweg: Für sie möchte ich die Türe unseres Klosters noch viel weiter öffnen.

Nach hundert Jahren zünden wir erneut eine Kerze an. Sie soll uns Licht und Orientierung für die kommenden Jahrzehnte geben! Auch wenn der Gegenwind stark ist, sie soll hell erstrahlen. Denn „niemand zündet ein Licht an und deckt es mit einem Gefäß zu oder stellt es unter das Bett, sondern man stellt das Licht auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, es leuchten sehen!“ (Lk 8,16).

P. Joshy Kanjirathamkunnel

Der Autor ist Superior des Klosters Wien, seit 2006 Kirchenrektor und gemeinsam mit P. Biju Nannuttu Krankenhausseelsorger im Krankenhaus Hietzing.


© Kamillianer 2010 - [Stand: .0.2010]     zurück     nach oben