Kamillianer
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„Nur positive Erfahrungen …”
P. Joshy - Seelsorger im Krankenhaus Hietzing


Pater Joshy Kanjirathamkunnel, Kirchenrektor der Kirche im Krankenhaus Hietzing

Vor zwei Jahren kam Kamillianerpater Joshy Kanjirathamkunnel, 1970 in Kerala in Südindien geboren, nach Österreich. Seit September 2007 ist er als Nachfolger von P. Alois Kummer verantwortlich für die Seelsorge im 1.000-Betten-Krankenhaus Hietzing, vormals Lainz. Im Folgenden berichtet er über seinen Werdegang.

Ich komme aus einem ganz katholischen Dorf. Wir waren sechs Schwestern und zwei Brüder. Zwei Schwestern wurden Kamillianerinnen, die dritte Franziskanerin. Zu Hause leben wir von dem, was der Boden bringt, angefangen von Gummibäumen über Cashew-Sträucher und Kokospalmen.

20 Kilometer von unserem Dorf entfernt leben Kamillianische Schwestern. So kam es zu einem näheren Kontakt und meine ältere Schwester trat ein. Das hat auch mich inspiriert. Nach zehn Jahren Pflichtschule ging ich für drei Jahre in das 70 Kilometer entfernte Kleine Seminar der Kamillianer. Dort lernte ich Englisch und erhielt durch einen Benediktiner zusammen mit 25 anderen Burschen eine Einführung in das geistliche Leben. Theologie habe ich dann im Kamillianerseminar in Bangalore studiert. Hier besuchte ich auch das Noviziat und legte 1995 meine Ewige Profess ab. 1996 wurde ich zum Priester geweiht, und zwar in meiner Heimatgemeinde. Das ist bei uns in Indien so üblich.

Nach meiner Priesterweihe wurde ich mit der Aufgabe betraut, neue Kandidaten für den Orden zu gewinnen. Ich kam nach Eluru im Bundesstaat Andhra Pradesh, arbeitete dort mit Leprakranken und war zuständig für die Ordenskandidaten. Dann wurde ich nach Mangalore versetzt und habe dort ein Heim für 50 aidskranke Männer, Frauen und Kinder mit aufgebaut.

Minus 15 Grad und Schnee!


Die Kirche im Krankenhaus Hietzing mit dem weithin sichtbaren Glockenturm ist von Otto Wagner erbaut.

Die indischen Kamillianer haben sehr viele Berufungen und möchten gern eine eigene Provinz werden. So stellte sich die Frage nach einer wirtschaftlichen Basis. Es kam die Idee auf, in Europa zu arbeiten und mit den Gehältern den Aufbau der indischen Provinz zu finanzieren. Zwei Länder kamen in Frage: Italien oder Österreich. Ich nahm die Herausforderung an und begann mich mit der schweren Sprache Deutsch zu beschäftigen. Zugute kam mir dabei, dass ich schon fünf verschiedene indische Sprachen gelernt habe und auch Englisch. So kam ich nach der umständlichen Visa-Beschaffung zusammen mit meinem Kollegen P. Thomas Prakash am 31. Jänner 2005 in Wien an und erlebte gleich meinen ersten Schock. Von Plus 30 Grad kam ich in eine Welt, in der es Minus 15 Grad hatte - und erlebte zudem meinen ersten Schnee! Doch der Schock war bald überwunden, vor allem, als ich vom September 2005 bis August 2006 ein Praktikum als Kaplan in Hollabrunn im Weinviertel machte. Da lernte ich sehr viele nette Leute kennen und einen guten Pfarrer. Ich fühlte mich ganz angenommen und habe noch heute guten Kontakt. Nicht zuletzt konnte ich auch meine Sprache verbessern. Im September 2006 begann ich dann als Krankenhausseelsorger meinen Dienst im Krankenhaus Hietzing und besuchte berufsbegleitend die Krankenhausseelsorge-Ausbildung (KSA) der Kamillianer in Salzburg, was für mich sehr hilfreich war.

Mit den Menschen im Gespräch

Als Krankenhausseelsorger suche ich vor allem das Gespräch und das „Da-sein” mit den Menschen. Das ist mir am wichtigsten. Wobei nicht ich die Themen bestimme, sondern der Patient. Da gibt es dann Gespräche vom Wetter bis zum Hund, aber natürlich auch seelsorgliche Gespräche. Regelmäßig feiere ich Gottesdienst und biete den Empfang der Sakramente auf den einzelnen Stationen an.

Mir zur Seite steht P. Álfred György. Gemeinsam arbeiten wir im Team mit sechs ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Dabei habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht: Patienten, Schwestern, Pfleger und Ärzte nehmen mich an.

Sicher ist der Dienst im Krankenhaus keine einfache Aufgabe, aber ich bin zufrieden. Das war immer mein Ziel: für die Menschen da zu sein. Dabei ist es gleich, ob in Österreich oder in Indien. Denn der kranke Mensch hat überall auf der Welt die gleichen Bedürfnisse.

 

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© Kamillianer 2007[Stand: 19.12.2007]css