Ein Leben im Dienst der Nächstenliebe
80. Geburtstag von P. Anton Gots: Laudatio der Geschäftsführerin von „assista“ Soziale Dienste GmbH, Frau Gabriele Huber, beim Fest in Altenhof
Viele deiner Freunde und Wegbegleiter sind als Zeichen ihrer Wertschätzung nach Altenhof gekommen, um mit dir deinen 80. Geburtstag zu feiern, dir ihre Aufwartung zu machen, mit dir zu beten und dich hochleben zu lassen. Nur wenige Menschen stellen ihr gesamtes Leben in den Dienst der Nächstenliebe. Einer dieser besonderen Menschen bist du, lieber Pater Anton.
Nach deiner Priesterweihe im Juli 1959 warst du immer als Kranken- und Behindertenseelsorger und auch als Referent für Krankenpastoral der Diözesen Linz und in Folge Debrecen-Nyíregyháza im Einsatz. 1970 hast du die Katholische Krankenvereinigung in Österreich nicht nur gegründet, sondern auch aufgebaut und geleitet.
Für lebenswertes Leben
Deine eigene körperliche Beeinträchtigung, die dir nach einem Unfall in jungen Jahren geblieben ist, hat dich wahrscheinlich sehr in deinem Bestreben unterstützt, ganz besonders für Menschen mit ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen da zu sein, etwas für sie zu tun, ihrem Leben einen Sinn zu geben, es lebenswert zu machen. So ist es nicht verwunderlich, dass du im Februar 1972 gemeinsam mit Sr. Christine Szemeredi den „Verein Lebenswertes Leben“ gegründet hast. In Pfaffing entstand das erste Wohnhaus, in dem 30 Menschen mit Beeinträchtigung zusammen lebten und von Christine Szemeredi – einer Krankenschwester – und einigen MitarbeiterInnen betreut wurden. Die Anfragen um einen Wohnplatz stiegen, der Platz reichte bei weitem nicht aus. Getreu deinem Motto „kein Geld in der Tasche, aber eine Idee im Kopf“ hast du dich auf unerforschte Pfade begeben, um ein einzigartiges Projekt umzusetzen: den Bau des Behindertendorfes in Altenhof. Du bist bei den politisch Verantwortlichen vorstellig geworden, hast ihnen dein Konzept vorgelegt und ganz bescheiden um 140 Mio. Schilling gebeten. Heute würde man dich fragen, ob du verrückt bist. Damals bist du auf offene Ohren und Handschlagqualität getroffen, und bereits im Mai 1975 wurde das Projekt im Radio und bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Der Spatenstich erfolgte am 14. Juli 1976, dem Todestag des hl. Kamillus, deinem Ordensheiligen und Patron dieser Kapelle.
Der „Kamillus-Bazillus“
Am 2. Oktober 1978 sind das Hauptgebäude und drei Wohnhäuser fertiggestellt und die ersten 90 Bewohner und Bewohnerinnen ziehen ein. Mit der zweiten Bauetappe ist 1981 eines deiner Lebenswerke – zumindest baulich – vollendet.
1986 beruft dich dein Orden zum Novizenmeister der österreichischen Kamillianer. Nebenbei hast du in all den Jahren auch noch viele Kurse, Vorträge und Seminare der Charismatischen Gemeindeerneuerung gehalten, zahlreiche Kamillianischen Familien in Österreich und den osteuropäischen Ländern aufgebaut, sie mit dem „Kamillus-Bazillus“ – wie du es ausdrückst – angesteckt und ein paar Bücher geschrieben.
1995 beauftragte dich die Ordensleitung mit dem Umbau, der Gründung und Leitung eines Klosters in Nyíregyháza, in Ostungarn, nahe der ukrainischen Grenze. Das Kloster diente bis 2003 auch als Noviziatshaus der österreichischen Provinz. Hier wurdest du mit unendlich viel Leid und Armut konfrontiert. Du hast deine seelsorgliche und sozial-karitative Tätigkeit von Ungarn aus ausgeweitet auf Rumänien, die Ukraine und die Slowakei.
In den Jahren seit 1995 hast du gemeinsam mit Sr. Hilde Weidinger tausende Tonnen Hilfsgüter vermittelt und verteilt und wurdest dabei von vielen freiwilligen Helfern auch aus Österreich tatkräftig unterstützt. Zu einem besonderen Einsatzgebiet von dir wurde von Anfang die Hilfe für die Roma. Allein in Nyíregyháza leben 12.000 Roma, teils in eigenen Elendsvierteln, teils über die Stadt hin verteilt. Du hast sie unterstützt mit Hilfsgütern, mit ihnen jeden Sonntag den Gottesdienst gefeiert und sie seelsorglich betreut.
Solidarität mit den Armen
In Nyíregyháza wurde eine Reha-Ambulanz geschaffen, im Oktober 2004 eingeweiht und bietet seither täglich 25 geistig behinderten Jugendlichen Begleitung und Beschäftigungstherapie an. Weitere 30 Patienten erhalten rehabilitative Therapien.
Du wurdest für Deinen Einsatz vielfach ausgezeichnet: von der Stadt Nyíregyháza, von der ungarischen Bischofskonferenz, vom Land Oberösterreich, von der Gemeinde Gaspoltshofen.
2010 hat dein Orden sich entschlossen, dich im Kloster abzulösen und es in jüngere Hände zu geben. So bist du seit 4 Jahren wieder in Altenhof als Seelsorger tätig, hast hier deine Wohnung und die gewohnte Betreuung durch Schwester Hilde.
Du gibst vielen Menschen Mut, auch in weniger guten Zeiten, den Sinn des Lebens nicht zu verlieren. Du lebst Solidarität mit jedem Atemzug. Und für mich und viele andere hier bist du ein Wegbegleiter, ein guter, geduldiger Freund. Dafür danke ich dir im Namen aller und wünsche uns und ganz besonders dir, dass der liebe Gott noch länger auf dich warten muss.
© Kamillianer 2014 - 2014 [Stand: 13.11.2014]zurück