Papst Johannes Paul II. hat uns ein reiches Erbe hinterlassen. Wir dürfen für diesen Papst wirklich dankbar sein. - Was hat das Leben dieses Papstes geprägt?
Da ist zunächst sein unermüdlicher bischöflicher Dienst.
Er wollte ein Bischof für die ganze Welt sein. Er geht als Hirte zu den Menschen. Er wollte mit seiner Botschaft persönlich bei Millionen Menschen "die Türen für Christen öffnen!" - Zu den letzten Worten dieses Papstes gehört der Ausspruch: "Bisher bin ich zu euch gegangen - jetzt kommt ihr zu mir." Rund fünf Millionen Menschen waren zur Zeit seines Begräbnisses in Rom. Das ist die Resonanz auf die über hundert Pastoralreisen dieses Papstes.
Johannes Paul ist als Pilger durch die Welt gegangen.
Zählt man die Kilometer seiner Reisen zusammen, so hat er mehrfach den Erdball umrundet. Bei einigen Reisen hat man besonders gespürt, daß der Papst als Pilger unterwegs war. So hat er im Jahr 2000 die Stätten der Bibel besucht. Das stärkste Bild seines Pontifikats ist, wie der Papst vor der "Klagemauer" in Jerusalem steht und einen Gebetszettel in eine Mauerritze steckt. Das zeigt den Respekt dieses Papstes vor dem Judentum und sollte auch das Gedenken an das Leid des Holocausts herausheben. Die Pilgerfahrten zu den großen Marienheiligtümern der Welt haben unseren Blick auf Maria gelenkt und uns alle ihrem Schutz und ihrer Fürsprache empfohlen. Bei Maria hat sich der Papst geborgen gewußt. Nicht umsonst ist die Kugel des Attentats in die Krone der "Fatima-Muttergottes" eingearbeitet.
Glaube ist ein Weltauftrag.
Auch das gehört zum Vermächtnis dieses Papstes. Glaube hat politisch zu sein. Das Evangelium ist nicht nur eine Botschaft, die meditiert werden soll, sondern die die Welt zu verändern hat. Christentum ist eine Botschaft mit Weltanspruch. Das zeigt sich im politischen Wirken dieses Papstes. Er hat am Zusammenbruch des Kommunismus mitgewirkt; er hat sich gegen Diktaturen gestellt und zur Einigung Europas sehr viel beigetragen.
Johannes Paul war ein Lehrer der Menschheit.
Mehr noch: Dieser Papst war eine moralische Autorität, ein "Fels in der Brandung". Zu den besonderen Anliegen seiner Botschaft zählen die Kultur des Lebens, der Schutz und die Würde menschlichen Lebens, die Wertschätzung von Ehe und Familie, das Eintreten für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Mit Dankbarkeit erinnern wir uns der Seligsprechung der Ordensleute Jakob Kern, Sr. Restituta Kafka und P. Anton Maria Schwartz, die Johannes Paul II. anläßlich seines dritten Pastoralbesuchs in Österreich im Juni 1998 vorgenommen hat. Mit den vielen Selig- und Heiligsprechungen wollte der Papst den heutigen Christen Vorbilder und Leitbilder vorgeben, um sie zu ermutigen, selber den Weg der Heiligkeit zu gehen.
Johannes Paul war ein Freund der Orden.
In den 26 Jahren seines Pontifikats war dieser Papst den Ordensgemeinschaften stets zutiefst verbunden. Immer wieder erinnerte er, daß das geweihte Leben "als entscheidendes Element für die Sendung der Kirche in deren Herz und Mitte" stehe. Mit großer Dankbarkeit blicken wir zurück auf die Begegnungen und Audienzen, in denen er am Schicksal der Ordensgemeinschaften Anteil genommen hat. Papst Johannes Paul II. hat die Ordensgemeinschaften und besonders deren Generalkapitel mit seiner Sorge begleitet. Er ermutigte sie, ihre je eigene Sendung in dieser Zeit zu verwirklichen und das Evangelium dadurch zum Leuchten zu bringen.
Um die Bedeutung und die Perspektiven des geweihten Lebens im neuen Jahrtausend zu vertiefen, hat Papst Johannes Paul II. eine Bischofssynode zum Thema "Das geweihte Leben und seine Sendung in Kirche und Welt" zusammengerufen. Ihre Ergebnisse hat er in dem Apostolischen Schreiben "Vita consecrata" vom 25. März 1996 vorgelegt. Dieses Schreiben ist sein bleibendes Vermächtnis an die Ordensgemeinschaften: "Ihr sollt euch nicht nur einer glanzvollen Geschichte erinnern und darüber erzählen, sondern ihr habt eine große Geschichte aufzubauen! Blickt in die Zukunft, in die der Geist euch versetzt, um durch euch noch große Dinge zu vollbringen. Macht euer Leben zu einer leidenschaftlichen Christuserwartung. Lebt treu zu Christus, zur Kirche, zu eurem Institut und gegenüber den Menschen unserer Zeit ..."
Das sind nur einige Punkte im Vermächtnis von Papst Johannes Paul II. Dieser Papst hatte "tiefe Wurzeln" und ein "weites Handeln".
Für die österreichischen Ordensgemeinschaften
Propst Maximilian Fürnsinn CanReg
Vorsitzender der Superiorenkonferenz
© Kamillianer 2005
[Stand: 25.12.2005]css