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P. Engelbert Gruber, geboren 1949 in Großraming in Oberösterreich, arbeitete von 1987 bis 2004 als Missionar und Krankenseelsorger auf der afrikanischen Insel Madagaskar. Im August 2004 ist er nach fast 17 Jahren wieder in seine österreichische Heimat zurückgekehrt. Seine Hauptaufgabe in den Jahren war die Betreuung des Lepradorfs Ilena. Hier blieb ein Stück seines Herzens zurück, und der Abschied wurde ihm nicht leicht. Im Folgenden schaut er auf seinen Werdegang und die Zeit in Madagaskar zurück.
Den ersten missionarischen Impuls bekam ich auf dem Gymnasium der Steyler Missionare in Bischofshofen. Die letzten zwei Schuljahre verbrachte ich dann bereits bei den Kamillianern in Losensteinleiten. Nach der Matura als Externist in Stift Kremsmünster ging ich 1969 ins Noviziat nach Salzburg, studierte Theologie und wurde 1976 zum Priester geweiht. Bis 1980 war ich Seelsorger am Landeskrankenhaus Salzburg und ab 1982 auch in den Pensionistenheimen Nonntal und Hellbrunn. Einen wichtigen Impuls bekam ich auch durch den Kontakt mit einem überpfarrlichen Jugendzentrum in Salzburg. Ich habe mit den Jugendlichen nicht nur Gottesdienste gefeiert, sondern mit ihnen auch viel Sport betrieben. Die jungen Menschen begleiteten mich auch zu den Patienten im Krankenhaus und gestalteten dort mit ihren Gitarren die Kommunionfeiern.
Französisch als Hobby
Als ich 1969 von Kremsmünster nach Salzburg kam, begann ich, aus privatem Interesse Französisch zu lernen. Im Sommer konnte ich als Krankenpfleger bei den französischen Kamillianern in Paris arbeiten. Sie haben mich dann auch eingeladen, in ihrer Mission in Benin in Westafrika mitzuarbeiten. So habe ich das Jahr 1972/73 in Benin verbracht. Nach meiner Rückkehr habe ich in meinem Herzen immer auf einen neuen Ruf in die Mission gehofft. Der kam dann im April 1986 durch Pater Provinzial Leonhard Gregotsch. Ich entschied mich für das frankophone Madagaskar. Vorgesehen war dort der Aufbau einer internationalen Gemeinschaft von Franzosen, Italienern, Österreichern und Polen. Ich habe einen Sprachkurs in madagassischer Sprache absolviert und war dann acht Jahre lang Seelsorger in einem Spital in Fianarantsoa, der zweitgrößten Stadt im Süden der Insel. Ich habe dort am Sonntag Kommunionfeiern eingeführt, wie ich es bereits in Salzburg praktiziert hatte, und bin mit einer Jugendgruppe auf die Stationen gegangen. Das wurde dort sehr gern gesehen und auch anerkannt.
Versetzt nach Ilena
Als ich 1995 von meinem zweiten Heimaturlaub zurückkehrte, wurde mir die seelsorgliche Betreuung des Lepradorfs Ilena übertragen. Das Dorf hatte damals ungefähr 240 Einwohner, jetzt sind es an die dreihundert. Die Bewohner sind großteils katholisch. Aber es sind auch die zur Kirche gekommen, die evangelisch waren. Offiziell gibt es in Ilena nur noch 25 Leprakranke. Die übrigen sind Familienangehörige. Nur ganz wenige haben eine feste Arbeit. Was sie zum Leben brauchen, bauen sie selber an. Die medizinische Betreuung hat das Gesundheitszentrum der Diözese Fianarantsoa inne.
Die schönste Erfahrung für mich war, wie sehr ich mit den Leuten zusammengewachsen bin. Es war eine familiäre Atmosphäre. Ich war für sie wie ein Vater, und im Mittelpunkt standen die Kinder. Zentrum war mein Dienstzimmer in der Sakristei. Dort habe ich mich auf den Gottesdienst in der Kapelle eingestimmt. Für einen Österreicher ist es schön zu erleben, mit welcher Freude die Menschen in Ilena die Gottesdienste vorbereiten und wie engagiert alle mitsingen und mitbeten.
Nach der Messe hatte ich dann immer "Sprechstunde". Ich war für alle großen und kleinen Sorgen da, habe kleine Schulartikel und aus Österreich gespendete Kleider verteilt und Bücher verliehen. Manchmal waren auch Streitereien zu schlichten. Bei der Katechese und Sakramentenvorbereitung haben mich auch angehende Ordensleute aus anderen Gemeinschaften unterstützt.
Das Lepradorf als Paradies
Gemeinsam mit den Bewohnern habe ich ein Umweltprojekt begonnen. Der Boden in Ilena ist sehr fruchtbar. Es wachsen nicht nur Zierpflanzen, sondern auch Obstbäume: Äpfel und Birnen, Kaffee und Zitrusfrüchte. So läßt sich die wirtschaftliche Basis verbreitern und für die Menschen eine bessere Lebensqualität gewinnen. Auf zwei Hügeln haben wir auch einen Botanischen Garten mit einheimischen Pflanzen angelegt - mit fast 3.000 Exemplaren! Gerade hat das Gesundheitsamt von Fianarantosa eine Zählung durchgeführt. Man kam auf fast 6.000 Obst- und andere Bäume! Tatsächlich ist Ilena ein kleines Paradies. Alles wächst wie das Senfkorn in dem biblischen Gleichnis. Lernen kann man in Madagaskar die Geduld ...
Pater Engelbert Gruber
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© Kamillianer 2004 - [Stand: 17.11.2008]css