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Ein Aufruf zur Feier des Festes der kamillianischen Märtyrer der Nächstenliebe
25. Mai 2018


Liebe Mitbrüder und Freunde, Segen und Frieden!

Am 2. Februar 1994 bestimmte der Orden der Diener der Kranken offiziell den 25. Mai als den Tag des Gedenkens derjenigen Ordensmitglieder, die als Märtyrer der Nächstenliebe gestorben sind. Es handelt sich um denselben Tag, an dem wir auch den Geburtstag des hl. Kamillus von Lellis (25. Mai 1550) feiern. Der Gedenktag der kamillianischen Märtyrer der Nächstenliebe hat die Bedeutsamkeit, dass er an das heroische Leben von über 300 Kamillianern erinnert (Seminaristen, Oblaten, Novizen, Brüder und Priester). Sie sind im Dienst an den Opfern verschiedener Pestepidemien in Italien, Spanien, Ungarn und Kroatien während der ersten 400 Jahre des Ordens verstorben. Sie gaben Zeugnis einer vorbildhaften Ausübung des vierten Gelübdes der Kamillianer, nämlich den Kranken „selbst unter Lebensgefahr“ zu dienen.

Bedeutsame geschichtliche Fakten der heroischen Tradition der Kamillianer

Während der Pestzeiten gaben die Mitglieder des Ordens der Diener der Kranken viele und ergreifende Zeugnisse für deren Fähigkeit, mit Geschick und Bereitwilligkeit die angesteckten Personen zu behandeln und sich dabei völlig des Risikos dieser Situation bewusst zu sein. „In diesen außergewöhnlichen Umständen fing die Gemeinschaft an zu begreifen, welche Vorzüge ihr die Ausübung des vierten Gelübdes gebracht hatte, um diese Aufgaben zu meistern. Die höheren Oberen gaben ein gutes Beispiel und meldeten sich als Erste, diesen Dienst an den Pestkranken auszuüben, und die übrigen Mitglieder wetteiferten untereinander als Erste, ausgewählt und dorthin gesandt zu werden, wo die Bedürfnisse und die Gefahren am größten waren“ 1). Das vierte Gelübde muss für die Berufung und den kamillianischen Dienst der Polarstern der Orientierung sein, eine Quelle der Freude und eine große Genugtuung. Von den über 300 Märtyrern der Nächstenliebe sind nur 222 mit ihren genauen persönlichen Daten, mit den Umständen ihres Todes, mit den Orten, an denen sie Dienst geleistet haben und die Art der Pest, von der sie angesteckt wurden, bekannt. Die anderen blieben anonym, weil es schwierig war, wegen der Umstände ihres Todes nähere Daten und Beweise zu sammeln. Wir erinnern uns an Pater Pietro Pelliccioni von Mailand. 1595 trat er in den Kamillianerorden ein. Er war zweimal Provinzoberer und wurde zum Generalkonsultor und Generalsekretär des Ordens ernannt. Der hl. Kamillus wollte ihn in der Nachfolge von Pater Biagio Oppertis als Generaloberen haben, aber P. Pelliccioni erklärte mehrmals seinen Verzicht. Er ging nach Genua, um sich der spanischen Soldaten anzunehmen, die wegen einer hochansteckenden Typhuskrankheit in Quarantäne gesetzt worden waren. Nach wenigen Monaten wurde Pater Pietro von dieser Krankheit angesteckt und starb im Alter von 46 Jahren im Jahre 1625. Es sei auch an Bruder Giacomo Giacopetti erinnert, der seinen Dienst im Spital Santo Spirito versah und dort den hl. Kamillus und die Kamillianer kennenlernte. Er schloss sich den Kamillianern im Jahre 1612 als Ordensbruder an, um Zeugnis vom kamillianischen Charisma zu geben. Im Jahre 1630 arbeitete er im Lazarett und danach wurde er in die Kommunität von Genua geschickt. Dort, im Spital Pammatone, bewies er seine große Fähigkeit, die Kranken zu betreuen „wie eine Mutter, die ihren einzigen kranken Sohn pflegt“. Danach wählte man ihn zum Generalkonsultor. Als die Pestepidemie Genua erreichte, bat er von seinen institutionellen Verpflichtungen befreit zu werden und kehrte nach Genua zurück, um die Pestkranken zu pflegen. Im Jahre 1657 wurde er von dieser Krankheit angesteckt und starb am 14. Juli im Alter von 65 Jahren. Wir gedenken auch des Onofrio de Lellis, eines Neffen des hl. Kamillus. Er war Novize, als er 1606 starb, während er in Neapel im Ospedale dell’Annuniazione die Pestkranken betreute 2). 1594 brach die Pest in Mailand aus. Als der hl. Kamillus von der Bitte um Hilfe des Erzbischofs Visconti hörte, befahl er sofort seinen Ordensleuten in Genua, sich nach Mailand zu begeben. Sie verließen Genua mit der inständigen Sehnsucht, Märtyrer der Nächstenliebe zu werden. Als sie in die Nähe von Mailand kamen, weigerte sich das Maultier weiterzugehen. Kamillus ließ ein anderes Tier holen und man setzte den Marsch fort – teilweise auch zu Fuß. In der Nähe der Straße begegnete er einigen Bauern, die die Gruppe warnten, sich weiterhin Mailand anzunähern. Kamillus antwortete ihnen: „Gerade aus diesem Grund gehen wir dorthin.“ Kaum in Mailand angekommen, nahmen sie ihren Dienst im Lazarett San Gregorio auf, wo bereits ihre Mitbrüder unermüdlich die angesteckten Personen pflegten. 3) Insgesamt waren es elf Provinzobere, fünf Konsultoren und verschiedene Hausobere, die starben und ihr Leben aufopferten im Dienst an den Pestkranken. Man kann zu ihnen auch den hl. Kamillus rechnen, auch wenn er nicht durch die Pest starb. Er war nämlich der Erste, der sich mit wirklicher Nächstenliebe um die sterbenden Pestkranken kümmerte. Sie alle legten ein großartiges Zeugnis ab und waren treu unserem Charisma und dem vierten Gelübde in Zeiten der Pest und der Kriege. Auf diese Weise wurden sie den zukünftigen Mitbrüdern ein Vorbild, das man nachahmen konnte.

Sie hatten die Überzeugung und das Vermächtnis des heiligen Kamillus auf seinem Sterbebett erfasst und gelebt: „Berufen zu sein, den Kranken zu dienen ist ein kostbares Geschenk, eine Begabung, die notwendigerweise Frucht bringen muss“ 4).


Kamillus pflegt die Pestkranken, Gemälde von Andrea del Pozzo, Vatikanische Museen

Das Hauptziel der Feier des Tages der kamillianischen Märtyrer der Nächstenliebe

Gemäß einer offiziellen Erklärung der Ordensleitung im Jahre 1994 ist das Hauptziel dieses Festes die Erinnerung. Diese gibt uns die Möglichkeit, aus den großen Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen, zu wissen, zu forschen, um diese in die heutige Zeit umzusetzen. Unsere Feier der kamillianischen Märtyrer findet ihren Sinn – genauso wie die Feier der christlichen Märtyrer – in den Worten Christi, die man in die heutige Zeit umsetzen will: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,12). Wenn wir unsere charismatische Identität in diesem Orden suchen, zeigt uns die heroische Tradition einen wesentlichen Aspekt unserer prophetischen Aufgabe. Die heroische Tat, der Enthusiasmus und die Bereitschaft unserer Mitbrüder, den Tod bei dem im Namen des Herrn verrichteten Dienst anzunehmen, muss auch auf uns einen Einfluss ausüben, auf unseren Dienst und auf unser Zeugnisgeben in der Welt des Gesundheitswesens und der Kirche, indem wir als Kamillianer in der Nachfolge des hl. Kamillus die Liebe Jesu zu der leidenden Menschheit zeigen. Es handelt sich um einen der wichtigsten Beweggründe, die unser Zeugnis glaubhafter und bedeutungsvoller machen für die Kirche und für die Gesellschaft. In zweiter Hinsicht wollen wir dieses Fest deswegen feiern, um die Werte der Solidarität, des Einsatzes, der Großzügigkeit, der Opferbereitschaft, der brüderlichen Liebe gegenüber den Bedürftigen in einer bestimmten geschichtlichen Situation hervorzuheben. Diese Werte sind wesentlich für unseren Dienst, nähren und erhalten unsere Lebendigkeit, Radikalität und Bedeutsamkeit inmitten von sozialen Bedingungen, die sich in schneller Entwicklung befinden. So wollen wir in der Nachahmung offen sein für die Lehren und die Werte, die uns helfen, unser Zeugnis von der erbarmungsvollen Liebe Christi immer auf eine gründlichere, zutreffendere und sinnhaftere Weise zu leben. Auch wenn die gegenwärtige Situation uns weniger Möglichkeiten anbietet, das vierte Gelübde auszuüben, sind wir dennoch eingeladen, es in Treue zu leben. Papst Franziskus sagt ja: „Die heroische Lebenshingabe, die von der Nächstenliebe inspiriert und unterstützt wird, drückt mit Sicherheit eine wahre, vollkommene und vorbildhafte Nachahmung Christi aus …“. Außerdem „ist im Leben eines Dieners der Kranken das vierte Gelübde weder ein Anhängsel noch eine Absicherung. Es handelt sich vielmehr um ein wesentliches Gelübde. Das menschliche und religiöse Leben verwirklicht sich nicht ohne es. Das vierte Gelübde befindet sich an der Basis unseres Ordenslebens, es muss auf heroische Weise angestrebt werden. Man muss es als eine totale Antwort auf die Liebe Gottes sehen, der sich gänzlich selbst aufgeopfert hat“.


Kamillus bei den Pestkranken im Kolosseum, Schule Sebastiano Conca

Nimm teil an der Aufgabe der Camillian Disaster Service International (CADIS) Foundation und wirb für diese Einrichtung

Ausgehend von den angeführten Beweggründen empfiehlt die Ordensleitung mittels der Camillian Disaster Service International (CADIS) Foundation, der humanitären Einrichtung des Ordens, allen Provinzen, Delegationen und Kommunitäten, das Fest der Märtyrer der Nächstenliebe am 25. Mai auf eine kreative Weise zu feiern. Dieses Gedenken kann spezielle Augenblicke bei der Feier der Eucharistie, im Gebet der Novene und in der wöchentlichen Verrichtung der Gebete in Zeiten der Katastrophe finden. Ein anderer wichtiger Aspekt dieser Gedenkfeier ist die Kampagne, Mittel für die Errichtung eines Fonds für Notfälle zu sammeln. Dieser wird der CADIS und ihren Partnern erlauben, Hilfsaktionen in internationalen Notfällen mit der Verteilung von lebenswichtigen Mitteln zu veranstalten. In den Jahren 2005 bis 2014 wurden durch Katastrophen zirka 700.000 Personen getötet. Zirka 1,7 Milliarden Personen waren von Katastrophen betroffen. Die hauptsächlichst betroffenen Länder sind: China, die Vereinigten Staaten Amerikas, die Philippinen, Indien und Indonesien. In all diesen Staaten sind Kamillianer anwesend. Die Hilferufe sollen nicht unbeantwortet bleiben.

Mit brüderlichen Grüßen

P. Leocir Pessini
Generaloberer
P. Aris Miranda
Generalkonsultor


Bild 1: Kamillus pflegt die Pestkranken, Gemälde von Andrea del Pozzo, Vatikanische Museen
Bild 2: Kamillus bei den Pestkranken im Kolosseum, Schule Sebastiano Conca

1 SPOGLI E., La diakonia di carità dell’Ordine camilliano, 208.
2 REALE G., Religiosi camilliani straordinari testimoni della carità verso gli infermi, Camilliani, (33), 84-90.
3 MESCHINI E., San Camillo de Lellis, il santo della croce rossa, Edizioni Fiaccola della Carità, 1978, 78.
4 Vgl. Testamentsbrief des heiligen Kamillus.
5 Vgl. Papst Franziskus, Motu Proprio Maiorem hac dilectionem, 2017.
6 SPOGLI E., „The Formula of Life, the Basic Document of the Order of the Minister of the Sick”, The Constitution of the Order of the Ministers of the Sick (A Commentary), ed. Angelo Brusco, Edizione Camilliane, 1998, 43.

© Kamillianer 2018 - 2015 [Stand: 17.06.2018]zurück     nach oben