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„Das kamillianische Projekt. Für ein Leben in Treue und Kreativität“


Die 60 Teilnehmer des 57. Generalkapitels der Kamillianer kamen aus allen Teilen der Welt.

Botschaft des 57. Generalkapitels an den Orden.

Liebe Mitbrüder!

Der Orden der Diener der Kranken, ein lebendiges Glied der Kirche, hat das 57. Generalkapitel in seiner Geschichte zu einem Zeitpunkt eröffnet, an dem die Gläubigen der ganzen Welt wegen der Wahl von Papst Franziskus eine große Hoffnung erleben. Immer öfter spricht er vom Geist der Armut, von der Zärtlichkeit, von der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe – Eigenschaften, die eng mit der Ausübung unseres Charismas und dem Anliegen unseres Gründers, des hl. Kamillus, verbunden sind. Wir fühlen uns deshalb mit dem Heiligen Vater Franziskus verbunden und sichern ihm unsere Wertschätzung und Zuneigung zu. Wir strengen uns an, dass wir gemäß seinem Wunsch und unserem Charisma „mit den Geringen, den Armen, den Kranken und mit allen, die sich in den existenziellen Randgebieten des Lebens befinden“ leben, indem wir bei ihnen anwesend sind (Ansprache an die Vereinigung der Generaloberinnen UISG am 8.5.2013).

Vor der feierlichen Eröffnung des Generalkapitels fand am 1. Mai ein geistlicher Einkehrtag statt, der vom Karmelitenpater Bruno Secondin geleitet wurde. Am 2. Mai wurden dann die Initiativen vorgestellt, die geplant sind, um die Vierhundertjahrfeier des Todes des Ordensgründers würdig zu begehen. Gemeinsam mit den 60 Teilnehmern des Kapitels aus der ganzen Welt waren auch die Töchter des hl. Kamillus und die Dienerinnen der Kranken zugegen, vertreten durch ihre jeweiligen Generaloberinnen, nämlich Schwester Laura Biondo und Schwester Juliana, ebenso auch eine zahlreiche Gruppe von Laien, insbesondere Mitglieder der Kamillianischen Familie der Laien, die in den verschiedenen Teilen der Welt jene „hundert Hände“ darstellen, die sich unser Ordensgründer so sehr gewünscht hat. Alle zusammen begaben wir uns am 3. Mai zu unserer Kirche der hl. Magdalena, wo wir die Freude hatten, den historischen Kapitelsaal zu besichtigen und mit begeistertem Blick die Orte wiederum zu betreten, an denen Kamillus gelebt hat und gestorben ist. Wir konnten gleichsam mit Händen die sterblichen Überreste unseres Gründers berühren und sein Herz betrachten, das sich im Zentrum des Cubiculum befindet, in dem der Heilige gestorben ist, während seine Söhne erschüttert um ihn getrauert haben. Es folgte darauf die Eucharistiefeier unter dem Vorsitz von Pater General Renato Salvatore, unter Assistenz der beiden ehemaligen Ordensgeneräle Pater Frank Monks und Pater Angelo Brusco, ferner mit dem Mitbruder Bischof Prosper Kontiebo aus Burkina Faso. Pater General erinnerte in seiner Predigt an die erste kamillianische Gemeinschaft und führte uns damit zu den Ursprüngen unseres Charismas zurück, indem er uns mit Freude und hoffnungsvoller Zuversicht erfüllte, mit der lebendigen Sehnsucht, auch in unserer Zeit die Gesten des heroischen Mutes zu wiederholen und zu verkörpern, von denen in den vierhundert Jahren der Geschichte viele unserer Mitbrüder als wahrhaftige Märtyrer der Nächstenliebe Zeugnis abgelegt haben.

Beginn des Kapitels

Am Nachmittag des 3. Mai begann man offiziell mit der Versammlung des Kapitels. Zunächst wurde das Definitorium gewählt – mit Pater Frank Monks als Vorsitzendem, ferner mit den Patres Angelo Brusco, Leonhard Gregotsch, Vittorio Paleari und Bruder Bermejo José Carlos. Die Möglichkeit, sich an vielen Tagen zu treffen, lieferte allen Kapitelteilnehmern die wertvolle Gelegenheit, die gegenseitige Kenntnis und Freundschaft zu vertiefen, besonders bei denjenigen, die daran zum ersten Mal teilgenommen haben. Sie überzeugten sich gründlich von der Wichtigkeit und der Offenherzigkeit einer solchen Veranstaltung, empfanden die Anwesenheit des Heiligen Geistes und entdeckten schrittweise die Möglichkeit, über ernsthafte und wichtige Probleme des Ordens zu diskutieren und Entschlüsse zu fassen. Trotz der Schwierigkeit wegen der verschiedenen Sprachen und Kulturen haben sich alle wohlgefühlt und nahmen aktiv an den Diskussionen und Gruppengesprächen teilt, wie dies auch einige von ihnen ausdrücklich bezeugten.

Dem Hauptanliegen widmeten wir mit Hingabe unsere Energien, indem wir das Thema „Das kamillianische Projekt. Für ein Leben in Treue und Kreativität“ vertieften. Mit kritischem und liebevollem Blick betrachteten wir die tatsächliche Situation unseres kamillianischen Lebens, ebenso die Zeichen der Zeit und die Anrufe des Heiligen Geistes, in der Bereitschaft unser großartiges Charisma zu verwirklichen – dies zum Zeitpunkt, an dem wir uns anschicken, das Jubiläumsjahr der Vierhundertjahrfeier des Todes unseres verehrten Gründers, des hl. Kamillus, zu eröffnen. Wir gingen von der Aussage des Artikel 58 unseres Grundgesetzes aus: „Um in angemessener Weise der von Gott empfangenen Gnadengabe zu entsprechen, sucht der Orden zu jeder Zeit und an jedem Ort die Treue zum Charisma und die zeitgemäße Anpassung unseres Dienstes im Einklang mit dem Geist des Stifters und den Erfordernissen der Inkulturation.“ Das Kapitel nahm sich ausreichend Gelegenheit und Zeit, die Artikel des Grundgesetzes und der Allgemeinen Verordnungen zu überprüfen, abzuändern und manchmal auch neue Artikel hinzuzufügen, jedoch ohne die Grundstrukturen zu entstellen. Wir wurden dabei von dem Monfortanerpater Pierluigi Nava auf kluge Art unterstützt, indem er uns mit Gewandtheit und Kompetenz half, jede auch noch so kleine mögliche juridische Schwierigkeit zu vermeiden.


Im Stadthaus von San Giovanni Rotondo, Wirkungsstätte des heiligen Pater Pio, wurde vom früheren Generaloberen Pater Frank Monks eine Bild des heiligen Kamillus geweiht.

Wallfahrt nach Bucchianico

In der Freizeit an den Sonntagen haben wir davon profitiert, das Sanktuarium der Madonna del Divino Amore zu besuchen. Wir erneuerten dort nach der Eucharistiefeier unter dem Vorsitz unseres lieben Mitbruders Bischof Prosper Kontiebo unsere Weihe und die unseres ganzen Ordens an die Jungfrau Maria. Außerdem fuhren wir mit großem Interesse und innerer Beteiligung nach Bucchianico, dem Geburtsort unseres verehrten Gründers. Wir wurden auf herzliche Weise vom Bürgermeister im Gemeindeamt empfangen. Unmittelbar danach feierten wir eine festliche Eucharistiefeier im Sanktuarium San Camillo. Ein großzügiges und festliches Mahl, das uns von den lieben Mitbrüdern von Bucchianico bereitet wurde, folgte. Nicht weniger beeindruckend war der Besuch in San Giovanni Rotondo, wo sich Kamillus im „Valle dell’Inferno“ bekehrt hatte. Wir beendeten unsere begeisternde Wallfahrt mit der Eucharistiefeier im Sanktuarium Santa Maria delle Grazie und dem Besuch in der Zelle Nr. 5, in der Kamillus einst eine Nacht geschlafen hatte und in der der hl. Pater Pio viele Jahre seines Lebens verbracht hat. Es ist hier auch angebracht, daran zu erinnern, dass, während die Kapitelteilnehmer eine Wallfahrt zu den oben erwähnten Orten unternahmen, drei von ihnen, nämlich Pater Leocir Pessini, Bruder J. Carlos Bermejo und Pater Antonio Puca nach Spanien reisten, um den schwer erkrankten Provinzial Pater Francisco Alvarez, der nicht am Kapitel teilnehmen konnte, zu besuchen und ihm die Zuneigung, die Achtung und die Nähe des ganzen Ordens zu vermitteln.


Kapitelteilnehmer im brüderlichen Gespräch mit dem Präfekten der römischen Ordenskongregation, Kardinal João Braz de Avis.

Hohe Gäste

Bei den abendlichen liturgischen Feiern haben wir manchmal hohe Gäste empfangen, wie etwa Erzbischof Zygmunt Zimowski, den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst, und den Bischof von Albano, Marcello Semeraro. Der brasilianische Kardinal João Braz de Avis, Präfekt der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens, hat uns sehr beeindruckt aufgrund seiner Einfachheit, Demut und Sympathie und hat uns gleich an Papst Franziskus erinnert. Mit ihm fühlten wir uns sofort als Brüder, wir lachten, scherzten und sangen im Chor wie alte Freunde. Außerdem hat eine Gruppe von jungen Menschen aus Forlì, die den Kamillianern nahestehen, in einem Saal in Frascati ein ansprechendes Musical mit dem Titel „Kamillus, ein Soldat Gottes“ aufgeführt. Einige Abende später führte die Vereinigung „Freunde von Bruder Ettore“ im Theater Capocroce von Frascati für uns ein Theaterstück auf mit dem Titel „Bruder Ettore der Armen“.

Aber es gab auch traurige Momente, als wir nämlich während des Kapitels erfuhren, dass vier unserer Mitbrüder, von denen drei noch sehr jung waren, gestorben sind: Zwei von ihnen verloren ihr Leben bei einem Verkehrsunfall, nämlich die Patres Richard Mutuku Nguva und Stephen Kavita Mulonzi in Kenia und der dritte, Pater Shibin Arpathanatu aus Indien, starb nach einer schweren Krankheit. Pater Leonidas Alvarez verschied in Peru.

Der neue Generalrat

Der letzte Beschluss des Kapitels und gleichsam der Abschlussakt war die Wahl des Generalrats, der jetzt folgendermaßen zusammengesetzt ist: Der Generalobere Pater Renato Salvatore (Rom) wurde wiedergewählt; Generalvikar Pater Paolo Guarise (Italien-Kenia); Generalrat für die Aus- und Weiterbildung Pater Hubert Goudjinou (Benin-Togo); Generalrat für den Kamillianischen Dienst Pater Alberto Marques de Sousa (Brasilien); Generalrat für die Missionen Bruder Dieudonné Sorgho (Burkina Faso).


Auch die neue Ordensleitung ist international: Pater Hubert Goudjinou, Generaloberer Pater Renato Salvatore, Pater Alberto Marques De Sousa, Pater Paolo Guarise (von links). Nicht im Bild Bruder Dieudonné Sorgho.

Wenn wir jetzt eine Bilanz erstellen, bemerken wir, wie schnell die Zeit vergangen ist, obwohl es viele Vollversammlungen, Arbeiten in den Gruppen und wundervolle liturgische Feiern, mit Gesängen in verschiedenen Sprachen gab, die unser Herz und jenes von Gott, so hoffen wir, erfreut haben. Was können wir Euch sagen, bevor wir das Haus „Divin Maestro“ in Ariccia, das sich im Albanersee spiegelt und von hundertjährigen Pinien umgeben ist, verlassen? Jedes Generalkapitel ist immer ein Ankunftspunkt, aber vor allem auch ein neuer Ausgangspunkt, nämlich für das bevorstehende Jubeljahr anlässlich des Todes des hl. Kamillus. Dieses drängt uns dazu, keine Furcht zu haben und mit Mut eine erneuerte jugendliche Geisteshaltung zu erwerben, um neue Wege zu finden und diesen zu folgen, um unserem Charisma Ausdruck zu geben, indem wir verschiedene und kreative Entscheidungen in den diversen Ländern der Welt treffen. Wir alle müssen den Mut haben, über unseren Horizont hinauszublicken – in der Gewissheit, dass der Sauerteig des Evangeliums still damit fortfährt, den Teig zu durchsäuern. Wir sollen keine Furcht haben, neue, unbekannte Wege zu begehen: Zusammenlegung von Provinzen, neue Methoden der Verwaltung unserer Anstalten, modernisierte Formen der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen geografischen Zonen des Ordens. Wir werden dazu ermutigt, ohne Ängstlichkeiten neue „Areopage“ zu besteigen, indem wir nicht mit Worten das Evangelium verkündigen, sondern mit Zärtlichkeit und Nächstenliebe. Da jetzt die Wartezeit, neue Missionen zu gründen vorüber ist, müssen wir die Energien und Mittel zwischen den Provinzen, Vizeprovinzen und Delegationen besser verteilen, um neue Arbeitsgebiete zu eröffnen. Denn wenn es auf der einen Seite in Westeuropa Zeichen der Müdigkeit, des Pessimismus, des Fehlens von Werten und von Berufungen gibt, existieren in der anderen Hälfte der Welt Enthusiasmus und ein neuer Frühling des Glaubens und der Berufungen, die viel Hoffnung für die Zukunft der Kirche und unseren Orden versprechen.

Die jährlichen Zusammenkünfte des Generalrats mit den Provinzialen, die auch die Vollmacht haben werden, Entscheidungen zu treffen, und die Pastoralbesuche des Pater General in allen Kommunitäten des Ordens werden wichtige Gelegenheiten sein, um gemeinsam unsere Zukunft aufzubauen. Bereiten wir uns dafür vor in einer getrosten Zuversicht, mit Hilfe der Gnade Gottes, dem Schutz von Maria, der Königin der Diener der Kranken und des hl. Kamillus, unseres geschätzten Gründers.

Bevor wir Euch zum Abschluss grüßen, wollen wir denen danken, die unsere Arbeit unterstützt haben: für die Betreuung der Liturgie den Patres Eugenio Sapori und Tom O’Connor; für die Musik und den Gesang Bruder Vincenzo Duca; für die Übersetzung Bruder Angel Lopez, Pater Scott Francis Binet, Pater Medard Aboué, Frau Silvia Guglielmi; für die Leitung der Audioübertragung im Kapitelsaal Bruder Vincenzo Duca; für die Leitung und die Hilfe in Sekretariat Pater Nino Martini und Pater Gianfranco Lunardon.

Wir umarmen Euch herzlich.

Die Kapitelteilnehmer
Ariccia (Rom), am 17. Mai 2013


An diesem Ort, im „Höllental“ an der Straße nach Manfredonia, hat sich Kamillus von Lellis am 2. Februar 1575 nach einem wilden Soldatenleben zu Gott bekehrt.

© Kamillianer 2013 - 06.06.2013 [Stand: 25.06.2013]zurück     nach oben