Zum goldenen Priesterjubiläum von Pater Anton Gots
Gleich an vier Orten feierte Pater Dr. Anton Gots sein goldenes Priesterjubiläum und seinen 75. Geburtstag: am 28. Juni 2009 in Mönchhof/Burgenland, am 5. Juli in Nyíregyháza, am 12. Juli in Budapest und am 19. Juli in Altenhof. Ein Hinweis auf das vielfältige Wirken des Jubilars, der sich auch als Buchautor einen Namen gemacht hat. Im Folgenden eine Würdigung aus dem September-Rundbrief der ACR-Schwesterngemeinschaft.
Pater Gots wurde am 27. Juli 1934 in St. Johann (Mosonszentjános), Westungarn, geboren. Schon von früher Kindheit an erlebte er hautnah Leid, Krankheit und menschliche Not sowie den Dienst der Liebe in der eigenen Familie. Sein Vater litt an Kehlkopfkrebs und siechte vor den Augen seiner Familie einem qualvollen Hungertod entgegen. Die Mutter und Schwester von Pater Gots pflegten ihn mit großer Liebe und Aufopferung bis zu seinem Tod. Bis auf das Skelett abgemagert, starb der Vater im Mai 1945 im Alter von 43 Jahren.
Völlig unvorbereitet und überfallsartig musste die Familie dann im Dezember 1945 Haus und Hof verlassen. In kurzer Zeit mussten damals alle „Volksdeutschen“ von Ungarn nach Österreich flüchten, im Burgenland betteln, Quartier und Arbeit suchen. Die Familie stand heimat- und staatenlos auf der Straße. Seine Mutter und Schwester bekamen als Dienstmägde bei Bauern Kost und Logie und er als damals 12-jähriger Bub war als Hirtenjunge und Mitläufer bei harter Arbeit am Bauernhof tätig.
„Ich will Priester werden“
Nach 16 Monaten „Fronarbeit“ traf Anton der Ruf Gottes zum Priesterberuf. Angeworben wurde er von einem jungen Priester, der für seinen Orden unterwegs war. Zusammen mit 14 weiteren Burschen verließ er das Burgenland und landete im September 1947 im Kamillianerkloster Hilariberg in Kramsach/Tirol. Die nächsten vier Jahre bis zu seinem Eintritt in das Noviziat waren Jahre härtester Arbeit in den Gymnasialstudien. Auch die Jahre bis zu seiner Priesterweihe 1959 waren eine große Herausforderung. Neben der Theologie musste er die staatliche Matura schaffen sowie an der Universität Münster in Westfalen an einer zweiten Fakultät Philologie studieren, da er nach seiner Priesterweihe für den Unterricht am Ordensgymnasium vorgesehen war.
„Ja zum Kreuz“
1969 erlitt Pater Gots im Turnsaal des Gymnasiums einen Unfall. Es wurde eine Knieoperation notwendig, die jedoch misslang. Ein zehnmonatiger Krankenhausaufenthalt mit vielen Komplikationen folgte. Pater Gots geriet in alle Tiefen einer aussichtslos scheinenden und todbringenden Krankheit, einschließlich zweimaligem Herzstillstand und Reanimation. Auf dem Krankenlager begann er ein Buch zu schreiben mit dem Titel „Das Ja zum Kreuz“, sein Bestseller. Es erlebte bisher 19 Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Dieses Buch, in dem die Erfahrungen von Krankheit, Leid und Todesnähe beschrieben sind, hat vielen leidgeprüften Menschen Trost und Hilfe gegeben.
In den folgenden Jahren kam Pater Gots mit unzähligen Kranken, Behinderten und Leidenden in Kontakt. Er hielt für 17.000 Menschen Kurse und Tagungen der geistigen und religiösen Erneuerung - alles neben seiner Aufgabe als Gymnasialdirektor und Internatsleiter am Gymnasium der Kamillianer in Losensteinleiten in Oberösterreich. Im Geist der Charismatischen Gemeinde-Erneuerung hielt Pater Gots zahlreiche Seminare im deutschen Sprachraum, rief das Behindertendorf Altenhof am Hausruck in Oberösterreich ins Leben und war dort zehn Jahre als Seelsorger für die 160 behinderten Dorfbewohner und deren Helferinnen und Helfer tätig. Zugleich gründete Pater Gots in Österreich eine Reihe von Laiengruppen der „Kamillianischen Familie“ und wirkte in der Diözese Linz als Referent für Krankenpastoral.
Aufbruch nach Ungarn
Im August 1994 fasste der Provinzrat der österreichischen Kamillianer den Beschluss, in Ungarn ein Kloster zu gründen, und beauftragte Pater Gots mit der Durchführung. 1995 wurde in der ostungarischen Stadt Nyíregyháza ein Kamillianerkloster errichtet. Für Pater Gots eröffnete sich ein neuer großer Aufgabenbereich im Dienst der Kranken und der an vielfältigster Not leidenden Bevölkerung.
An dieser Stelle sollen nur einige Aufgaben genannt werden, die Pater Gots in Ungarn übernommen hat: Krankenhausseelsorge, Referent für Kranken-, Alten- und Behindertenseelsorge, Gründung und Begleitung von Kamillianischen Familien, Errichtung eines Heims mit Rehabilitationsambulanz für behinderte Menschen, Medikamentenhilfe und Brotverteilung für die ärmsten Menschen, Organisation und Weitergabe von Hilfsgütern aus Österreich - auch in Rumänien, in der Ukraine, der Slowakei und im ehemaligen Jugoslawien, seelsorgliche und soziale Hilfe für die Roma-Bevölkerung.
Pater Gots, zu dessen Leben viel persönliche Leid-Erfahrung und körperliche Schmerzen gehören - seit vier Jahren plagt ihn eine große, offene Beinwunde - sieht seine Berufung zum Kamillianer nicht nur recht abenteuerlich und herausfordernd, sondern auch als eine Quelle der Freude und Kraft und ist dankbar für die Kranken und Leidenden, die Gott in sein Leben gestellt hat. Er gesteht: „Wenn ich im Dienst an den Kranken die Wahl hätte, ich würde wieder Kamillianer werden.“
© Kamillianer 2009 - [Stand: 01.10.2009] zurück