Am 18. Dezember 2006 weihte der Wiener Weihbischof Dr. Franz Scharl in der prachtvollen Karl-Borromäus-Kirche im Geriatriezentrum am Wienerwald (GZW) im 13. Wiener Gemeindebezirk den Kamillianerfrater Alfréd György zum Diakon. P. Leonhard Gregotsch, Provinzial der Kamillianer, konnte eine große Anzahl von Gläubigen begrüßen. Die Feier fand, wie es sich für den Kamillianerorden gehört, „inmitten von Kranken statt”, denn unter den Mitfeiernden befanden sich viele Bewohner des Geriatriezentrums, das einmal als das größte Altersheim Europas galt und seit hundert Jahren vom Krankenpflegeorden der Kamillianer seelsorglich betreut wird. Gekommen waren neben einer ganzen Gruppe von Kamillianischen Schwestern auch eine große Abordnung aus dem Behindertendorf Altenhof am Hausruck sowie aus Ungarn und der siebenbürgischen Heimat des Kandidaten. Deshalb waren auch Teile des Gottesdienstes in ungarischer Sprache. Grußworte sprachen die ärztliche Leiterin der kollegialen Führung des GZW, Frau Primaria Eva Fuchswans, sowie der Präsident der Kamillianischen Familien Ungarns, Dr. Imre Varjú.
Der Mensch als Gleichnis Gottes
Jeder Mensch sei als ein „Gleichnis Gottes” einzigartig, stellte Weihbischof Dr. Scharl im Blick auf die Biographie des künftigen Diakons in seiner Predigt fest. Alfréd sei gekommen, um den Menschen zu dienen. Er wolle auf die Liebe Gottes antworten, indem er selbst für die Kranken Verantwortung übernehme. Dazu gebe es viele Möglichkeiten, wie nicht zuletzt das Engagement des Weihekandidaten im Behindertendorf Altenhof zeige. Das Vorbild dafür sei Jesus selbst, der als Diener für alle gekommen sei. Die Nachfolge Jesu schließe ein die Hingabebereitschaft, die Bereitschaft, den Schatz des Glaubens zu hüten, das Versprechen der Ehelosigkeit und ein Mann des Gebetes zu sein. Dr. Scharl griff damit auch Worte des Weiheritus auf: „Empfange das Evangeliums Christi. Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.” Dabei werde Gott selbst das gute Werk vollenden, das er in und mit ihm begonnen habe.
Alfréd György wurde 1975 in Csikszentdomokos im Ungarisch-sprachigen Siebenbürgen (Rumänien) geboren und erhielt dort seine Schulausbildung. Nebenbei betreute er die dortige Schulbibliothek und besuchte einen Laientheologen-Kurs. Über die örtliche „Kamillianische Familie”, das sind Laiengruppen, die sich in den Pfarren um kranke Menschen kümmern, fand er Kontakt zu dem 1995 im ostungarischen Nyíregyháza gegründeten Kamillianerkloster und trat dort 1996 ein. Die von Kamillus von Lellis 1591 gegründete Ordensgemeinschaft „Diener der Kranken” widmet sich der Krankenpflege und der Krankenseelsorge. Alfréd zeigt sich von der Persönlichkeit des Ordensgründers Kamillus und dessen Liebe zu den Kranken fasziniert und möchte diese Liebe weitergeben. Sein Leitspruch zur Diakonenweihe, ein Wort des hl. Kamillus, greift dieses Anliegen auf: „… in Barmherzigkeit und mit brennender Liebe für die leidenden Glieder Christi.”
Lebensqualität heute
Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte der sprachenbegabte Alfréd György in Vác und Eger in Ungarn und dann in Verona / Italien. Seine moraltheologische Diplomarbeit, eine Untersuchung über „Bioethische Probleme in der Pränataldiagnostik”, widmet sich einem typisch „kamillianischen” Thema, nämlich der Frage der menschlichen Lebensqualität heute.
1999 legte Alfréd seine einfache Profess ab. Durch die Ewige Profess am 10. September 2006 band er sich für immer an die Gemeinschaft der Kamillianer. Als Vorbereitung absolvierte er im „Behindertendorf Altenhof” ein mehrmonatiges Seelsorgepraktikum. Das im Hausruck in Oberösterreich gelegene Dorf war in den Jahren 1978 bis 1981 von Kamillianerpater Dr. Anton Gots für ursprünglich 160 Menschen mit einfacher und mehrfacher Behinderung errichtet worden. Zur Freude der Dorfbewohner wird der neue Diakon, den Weihbischof Scharl ein „Kommunikationstalent” nannte, hier bis auf weiteres als Seelsorger tätig sein.
Die Diakonatsweihe ist ein großes Geschenk an die Kamillianische Gemeinschaft, die sich vor allem in Afrika und in Asien auf Wachstumskurs befindet und in diesem Jahr auf ihr hundertstes Jubiläum in Österreich zurückschauen durfte.
Wien, 19. Dezember 2006
Sebastian Bock
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